Mi
03
Sep
2014
Kantinenessen
"Na wie war das Essen in der Kantine heute?"...
...oder "Was gab es denn heute leckeres?"
sind wahrscheinlich Fragen die weltweit täglich millionenfach gestellt werden.
Bei uns, sprich bei der Firma in der ich mein Büro habe, gibt es auch eine Kantine, das ist ja schon mal ganz gut, vor allem weil es in erreichbarer Entfernung keine Alternativen gibt.
Natürlich gibt es auch hier Wahlmöglichkeiten:
Option Nummer 1: Heute esse ich was
Option Nummer 2: Heute esse ich nix
Und manchmal, so an circa 20-30% der Tage kann man sich zum Essen eine Flasche Wasser kaufen.
Und manchmal gibt es sogar Eiscreme aus der Gefrierbox als Nachspeise.
Die Kosten sind, wie es sich für eine Kantine gehört, akzeptabel, das Essen kostet einheitlich 29 Rupees, wenn's Wasser gibt werden nochmal 10 Rupees fällig und die teuerste Eiswaffel kostet 35 Rupees.
An Schlemmertagen sind also 74 Rupees fällig, meist kommt man allerdings mit den 29 Rupees aus.... wobei, so stimmt das eigentlich nicht, eigentlich bezahlt man praktisch immer 30 Rupees und an Ermangelung von Wechselgeld gibt es dafür ein "Guadl" raus.
Ich habe die letzten fünf Kantinenessen mal fotodokumentarisch festgehalten um die Variationenvielfalt zu sehen...
Aber ich habe es jetzt mehr als ein Jahr durchgestanden, die letzten Monate schaffe ich auch noch...
Fr
05
Sep
2014
Kronenpalast
Man möchte es nicht für möglich halten, heute bin ich doch tatsächlich fertig geworden...
...mit den schier endlosen Zahnarztterminen.
Wobei wir es zwischendrin schon ein bisschen schleifen haben lassen. Nicht weil es uns zu langweilig oder zu aufregend geworden wäre, oder ich vielleicht des Bohrens überdrüssig war.
Nein der Grund ist, weil der Chef der ganzen Aktion, Dr. Ganesh, ein sehr penibler Mensch ist...und er wollte halt nicht mit einer Krone anfangen, wenn er sie nicht zu Ende bringen kann, bevor zum Beispiel der nächste Urlaub, die nächste größere Motorradtour etc. beginnt.
Er möchte halt unter allen Umständen vermeiden, dass man Probleme bekommt und er nicht zur Stelle sein kann.
Weitere Mitglieder des Teams: Dr. Prajakta, die Wurzelbehandlungsspezialistin, die allerdings mitten drin das Projekt verlassen hat, weil sie nach Doha (Quatar) umgesiedelt ist.
Vielleicht sieht sie da mit der übernächsten Fußball Weltmeisterschaft mehr Wurzelbehandlungspotenzial...
Sie wurde aber sehr kompetent ersetzt durch Dr. Gita, sehr nett und genauso einfühlsam.
Das einzig Störende bei Dr. Gita: Sie erklärt genauso wie alle anderen was sie gerade macht und warum, das finde ich sehr positiv. Dr. Gita stellt aber zwischendrin immer mal wieder Fragen, und zwar keine rhetorischen...
MAN KANN KEINE FRAGEN BEANTWORTEN WENN DIE WURZEL OFFEN LIEGT UND BIS ZU DREI DIESER KOMISCHEN SCHRUBBERSPITZEN MIT DENEN DER NERV AUS DEM KANAL GERASPELT WIRD IM ZAHN STECKEN !!!
So, das wollte ich nur mal gesagt haben.
Dann gibt es natürlich noch eine ganze Handvoll Assistenten, die ich zwar nie mit Namen kannte, aber natürlich werden die Gesichter irgendwann vertraut, auch wenn sie sie immer hinter Papiermasken verstecken wollen, wahrscheinlich um nicht erkannt zu werden.
Übrigens war das das erste Team, bei dem ich einen männlichen Assistenten im Ranking der besten Absauger ganz oben sehe, hätte ich nicht für möglich gehalten, der beste Sauger ein Mann :-)
Allerdings wurden die mit Abstand besten Bilder von einer RöntgenQUEEN gemacht...
Und dann natürlich das wichtigste Mitglied des Teams, ohne das es ja gar kein Team geben würde, der Mittelpunkt und der Sponsor, ICH, beziehungsweise mein Beiss-Apparat.
Und heute eben das Grande Finale, das Einsetzen der einzigen Krone im Schneidezahnbereich und das war nur eine Erneuerung einer bestehenden Krone, die ich schon hatte, seit ich mir mal als Kind einen halben Zahn ausgeschlagen habe.
Im Backenzahnbereich ist es genau umgekehrt, da gibt es noch einen Zahn der NICHT überkront ist.
Overkill?
Glaube ich nicht, eher Luxusrestaurierung die ich mir bestimmt nur hier leisten kann...und ich bin jetzt vollkommen Amalgam frei.
Aber ich muss zugeben, dass mir manchmal der Gedanke kommt, eigentlich ja jetzt schon die dritten Zähne im Mund zu haben...auch wenn sie fest montiert sind und der Kern noch ein natürlicher ist...
Ich habe ganz vergessen zu fragen, ob ich jetzt eigentlich abends immer eine Tablette Kukident 3-Phasen Reiniger lutschen muss... ;-)
Aber im Ernst, ich bin echt froh, dass ich diese Möglichkeit hatte.
Laut Eric gibt es in Bangalore mehr Zahnärzte als in ganz Frankreich.
Keine Ahnung wo er diese Information wieder her hat, aber wenn man die ganzen Straßen Zahnärzte mitzählt, mag er schon Recht haben.
Von ihm habe ich übrigens auch gelernt, dass man in Frankreich zu einem Menschen der das Blaue vom Himmel herunter lügt, auch Zahnarzt sagt.
Weil man sagt, ein Zahnarzt würde auch immer behaupten, es ist alles nicht schlimm und es wird nicht wehtun...bis der Bohrer auf den Nerv trifft...
Jedenfalls ist das bei uns im Büro schon in den alltäglichen Sprachgebrauch übergegangen: ¨Be careful, he/she is a dentist...¨ und da gibt es leider sehr viele im indischen Geschäftsleben, weil es halt viel mehr der Mentalität entspricht, die Wahrheit etwas zu biegen als zuzugeben, dass es irgendwo ein Problem geben könnte.
Alleine das Wort ¨Problem¨ ist hier schon mit Vorsicht zu gebrauchen, man läuft immer Gefahr jemanden persönlich zu verletzen.
So, jetzt aber genug mit echten und falschen Zahnärzten, am Montag ist mir nach Feierabend etwas passiert, was ich hier in Bangalore nie für möglich gehalten hätte... ich habe einen Strafzettel bekommen...wegen OVERSPEED...
Wir erinnern uns, die Durchschnittsgeschwindigkeit auf Bangalores Straßen beträgt angeblich 12 km/h. Aber am Montag bin ich direkt nach dem Büro zum Enfield Händler gefahren, weil ich immer noch keinen linken Seitendeckel für die Lady habe, und bei der anschließenden Heimfahrt war die Straße abschnittsweise wirklich gut frei.
Plötzlich steht ein Polizist mitten auf der Fahrbahn und winkt mich raus. Ich war mir absolut keiner Schuld bewusst, habe noch kurz überlegt, was los sein könnte...Helm? Hab ich auf dem Kopf, Lichter, Blinker? Funktioniert alles und interessiert hier eh niemanden...
Ich hatte den Motor noch gar nicht aus, da erklärt er mir schon, dass ich zu schnell gefahren wäre.
Jetzt habe ich ja schon mal gerüchtweise gehört, dass die Polizei hier über Radargeräte verfügt, aber ich habe dem soviel Glauben geschenkt wie einer Aussage, man hätte im Ebersberger Forst ein Einhorn gesehen.
Aber tatsächlich war auf dem Polizeijeep etwas auf dem Dach montiert, das ein Radargerät sein könnte.
Aber wie zum Teufel soll der Polizist mitten auf der Straße das Messergebnis mitgekriegt haben?
Egal, ich frage ihn wie schnell ich gewesen bin, er behauptet 63 km/h und 50 wären erlaubt. Hmm, mein Bauch sagt mir, dass ich schneller gefahren bin...
Ich frage, was ich zu bezahlen hätte und komme mit 300 Rupees eh nicht teuer weg (also bezogen auf deutsche Preise...)
Am nächsten Tag habe ich das Shekar erzählt und der meinte, das sei eh alles Blödsinn, auf der gesamten Outer Ring Road wären 80 km/h erlaubt...
Naja, egal, wenn der Verkehr insgesamt weniger werden würde, wäre ich sogar bereit öfter mal einen kleinen Obolus abzudrücken...
Mo
08
Sep
2014
Hampi / Chitradurga
6./7. Sep.
Ich habe mir letztens Seitentaschen für die Enfield gekauft und es wird höchste Zeit sie mal auszuprobieren.
Gar nicht so einfach so etwas in Indien zu finden, aber dank eines indischen Nachbarn habe ich einen guten Tipp erhalten.
Der Verkäufer (ein enthusiastischer Enfield-Fahrer, also sehr symphathisch) hat gesagt, es gäbe zwei verschiedene Größen, leider würde aber auf die Continental GT nur die kleinere passen, wegen der Breite der Sitzbank.
Ich entschied mich trotzdem für die größere Variante, es soll ja schließlich auch was Platz haben.
Zuhause habe ich die Taschen dann trotzdem auf Red Lady ausprobiert und, naja, passt nicht hundertprozentig, aber es geht schon...dachte ich.
So fiel also die Entscheidung den geplanten Wochenendtrip nach Hampi und zum Chitradurga Fort mit dem roten Bike zu machen.
Samstag früh, alles ist gepackt, viel muss ich ja eh nicht mitnehmen für zwei Tage und wegen der neuen Packtaschen brauche ich noch nicht mal einen Rucksack.
Den Regenschutz übergebe ich noch Shekar und auch den Regenkombi lasse ich zu Hause, es ist zwar immer noch Monsun-Season, aber das Wetter schaut stabil aus.
Und schon bin ich auf dem National Highway No. 7 Richtung Norden, das Wetter ist gut, die Lady läuft prächtig, meine Stimmung ist hervorragend, endlich wieder auf dem Bike unterwegs.
Irgendwann bleibe ich stehen für einen Positionsupdate und wundere mich wegen des Gestanks, sind schon Saubären, die Inder, sie verbrennen überall den Müll neben den Straßen und dementsprechend verpested ist die Luft.
Aber diesesmal ist die Ursache eine andere. Durch das Gewicht und das Geruckel hat die rechte Packtasche Bekanntschaft mit dem Auspuff gemacht und es ist schon ein beträchtliches Loch reingebrannt.
Mist, schnell alles auspacken und Bestandsaufnahme machen.
Die Ersatzunterhose ist verkohlt, ebenso die Socken. Die FlipFlops sind etwas angeschmort, aber am Schlimmsten hat es den, mir auf Reisen liebgewordenen, Kulturbeutel von Emirates erwischt (Business Class Geschenk :-(). Zahnbürste und Rasierer sind nur noch ein Plastikklumpen und Rasierschaumdosen scheinen die Tendenz zu haben unter Hitzeeinwirkung zu explodieren...
Alles in Allem aber erträgliche Verluste, am Meisten muss ich mich über den hässlichen Fleck geschmolzenen Plastiks auf dem Motorrad Auspuff ärgern.
Nachdem ich alles verbliebene Gepäck in der linke Seitentasche verstaut habe, geht es weiter.
Prinzipiell ist es eine schöne, wenn auch eher langweilige Strecke und ich erreiche Hampi so gegen 4 Uhr nachmittags.
Die Regenwolken am Horizont werden immer dicker, so gehe ich auf das Angebot ein, ein Zimmer in einer kleinen Pension zu nehmen, wie sich herausstellt, sehr schön gelegen mit Terrasse und Blick auf den Fluß Tungabhadra.
Hampi war von ca. Mitte des 14. bis ca. Mitte des 16. Jhds die Hauptstadt des Hindu Königreichs Vijayanagar, das zu der Zeit ganz Südindien regierte.
Heute ist der Ort Hampi nur noch relativ klein und zur Saison (Winter) wohl sehr touristisch.
Das gesamte Areal umfasst circa 30 Quadratkilometer auf denen man mal wieder Zillionen Tempel und andere Ruinen anschauen könnte... wenn man denn wollte... mein geschichtskulturelles Interesse hält sich an dem Wochenende aber eher in Grenzen...
Ich erfrage eine Werkstatt ganz in der Nähe meiner Absteige und finde dort auch tatsächlich jemanden, der willig ist meinen Auspuff von geschmorten Plasikresten zu befreien.
Ich bin gerade zurück im Zimmer, bzw. im Dachrestaurant der kleinen Pension, da legt der Monsun los, aber so richtig heftig und ich bin sehr erleichtert, dass ich den Gedanken noch weiterzufahren dann doch verworfen habe. Nach dem heftigsten Schauer mache ich mal einen Kontrollbesuch in der Werkstatt, der Auspuff ist schon fast wie neu.
"I could do it better, but I was not able to finish because of the rain"
Kein Problem, dann komme ich halt morgen wieder.
"You should take your bike to the hotel for the night"
Nein, nein, solange es regnet bringe ich das Bike nirgends hin, passt schon, schieb es einfach unter's Dach.
Abendessen gibt es dann im "Chill-out" Restaurant, eine nette Location in der man beim Essen mehr liegt als sitzt. Anschließend ist's eh Zeit für das Bett, so ein Motorradtag ist anstrengend, erst aber noch die Zähne putzen mit der nagelneu erstandenen Ersatzzahnbürste...
Am Sonntag morgen schlendere ich dann zum (Haupt-)Tempel und ans Ufer zum Frühstücken, ich muss mir die Zeit bis neun vertreiben, da habe ich die Abholung des Bikes vereinbart.
Tatsächlich komme ich auch noch etwas später, weil der Tempelelefant und die Affen im Tempel mehr Zeit in Anspruch genommen haben als geplant.
"Everything is finished?"
"Yes Sir, but we have a small problem...somebody stole the horn during the night, I told you, you should bring the bike to the hotel"
Da hat mir doch tatsächlich irgendjemand in der Nacht eine Hupe ausgebaut. Immerhin nur die rechte, hier haben die Bikes nämlich standardmäßig Doppelhupen.
Prinzipiell kann ich also noch hupen, aber halt eher so zurückhaltend deutsch und nicht indisch Aufmerksamkeit fordernd... naja, ist halt so, der Mechaniker bietet mir als Ersatz eine alte, verrostete an, aber da besorge ich mir lieber in Bangalore einen neuen Ersatz.
Die Auspuff-Reingungsaktion plus einer kleinen Reparatur am Lenker haben mich übrigens keine sieben Euro gekostet.
Zuhause verdient unser fleißiger Nachbarssohn (zurecht) mehr für einmal Rasen mähen.
Weiter geht es in Richtung Chitradurga, erst über sehr nette Straßen durch die Umgebung von Hampi bis nach Hospet.
Alles ist sehr ländlich und wenn ich mit meiner Lady zum Teetrinken Pause mache versammelt sich sofort ein Pulk um das Motorrad, Enfields sind rar hier und eine Continental eine Attraktion.
Dann geht es weiter in Richtung Chitradurga.
Die nächsten gut 100 Kilometer werden allerdings zu einer der schrecklichsten Motorradfahrten, die ich je gemacht habe.
Los geht es mit einem plötzlichem Aufleuchten der Motorwarnleuchte.
Ich bleibe stehen, kontrolliere den ölstand, der ist ok. Der Motor läuft auch ganz normal, die Leerlaufdrehzahl ist etwas hoch und die Kiste springt schlechter an als gewohnt.
Ich beschließe eh nichts machen zu können und weiter zu fahren.
Ich weiß auch jetzt noch nicht was die Ursache für die Kontrollleuchte ist, aber die Enfield ist gerade in der Werkstatt wegen mehrer Kleinigkeiten.
Das aber nur am Rande, das hat die Fahrt nicht so schlimm werden lassen.
Es beginnt zu regnen, nicht heftig, aber, bei uns würde man sagen, typischer ¨Schnürlregen¨.
Wasser genug, dass die Motorradbrille beschlägt und die Sicht einschränkt und außerdem tun die Tropfen auch ein bisschen weh im Gesicht, ich habe schließlich weder Integralhelm noch Visier.
Die Strecke ist fast ausschließlich von LKWs befahren, Marke Ashok Leyland, falls die jemand kennt, teilweise bunt bemalt mit Hindu-religiösen Symbolen darauf...zurecht bei dem technischen Zustand.
Der Straßenzustand ist unter aller Sau, überall lauern die, wie ich sie inzwischen nenne, ¨Deadly Pot Holes (nicht zu verwechseln mit den ¨Deathly Hallows¨ aus Harry Potter), Schlaglöcher, mitten in der Straße, denen selbst die LKW-Fahrer ausweichen und die für einen Motorradfahrer vermutlich fatal wären.
Die Trucker fahren und überholen rücksichtslos, die langsamsten sind mit unter 20 km/h unterwegs, die flottesten mit gut 50.
Ich sehe auf der Strecke zwei LKWs vollkommen demoliert im Straßengraben liegen und ich muss insgesamt 5!!! mal von der Straße runter, weil mir zwei LKWs nebeneinander entgegenkommen.
Ein gemütlicher Sonntags-Motorradausflug geht anders, aber es ist eine ganz gute Ausdauer-Konzentrationsübung...
Kurz vor Chitradurga hört der Regen auf und durch die warme Luft und die Sonne, die zeitweise hervorblitzt sind sowohl Straße als auch Klamotten im Nu wieder trocken.
Die Stimmung verbessert sich schlagartig und ich beschließe am Programm festzuhalten und das Chitradurga Fort zu besichtigen.
Dieses Fort ist über die letzten Jahrhunderte entstanden und fügt sich sehr schön in die natürliche Felslandschaft ein. Verschiedene Herrscher nutzten und erweiterten es, selbst die Briten haben am Anfang des 19. Jhds einige Garnisonen dort stationiert.
Es lädt zum Spazierengehen und Herumklettern ein, allerdings habe ich nicht soviel Zeit im Gepäck.
Am unteren Teil finde ich eine Menschenmenge vor, die sich anscheinend um einen Kletterer versammelt hat. Nachdem ich der einzige Weiße weit und breit bin, richtet sich die Aufmerksamkeit des Kletterers auf mich und er beginnt ein Gespräch.
Er erzählt mir, dass er sich den Namen ¨The Indian Monkey¨ gegeben hat und den Rekord im vertikalen Geschwindigkeitsklettern hält, 30 ft (10 Meter) in 9 Sekunden, senkrecht eine Wand hoch.
Ich erzähle ihm, dass ganz in der Nähe, wo ich herkomme, auch zwei berühmte Kletterer beheimatet sind, die ¨Huaba-Buam¨.
¨Oh yes, the Huber brothers, yes, I know them...but they are safety climbers...¨
Als Demonstration seiner Kunst steigt er die circa 6 – 7 Meter hohe Fort-Wand hoch, bittet mich vorher aber noch ihn zu filmen.
Ich bin restlos erstaunt. Ein Inder erzählt mir, dass über den Kletterer schon zwei Berichte im Discovery Channel gekommen sind.
Eigentlich wollte ich das Video hochladen, ich habe aber zuhause nach ¨Jyothi Raju¨, so ist sein echter Name, gegoogelt und dabei einen Artikel in einer Schweizer Zeitung gefunden, der erst vor wenigen Tagen entstanden ist und in dem auch einige Videos eingebunden sind
( http://blog.tagesanzeiger.ch/outdoor/index.php/38564/der-affenkoenig/ ).
Bitte unbedingt anschauen !!! Und falls es den Link nicht mehr geben sollte, nach dem Namen googeln. Oder auf YouTube schauen.
Er ist 26 Jahre jung, hat schon einige brenzlige Situationen glimpflich überstanden und ich schätze, er wird, wenn er so weiter macht, seinen 30sten Geburtstag nicht unbeschadet erleben.
Aber ein unglaublich netter symphathischer Bursche...ich wünsche ihm von Herzen alles Gute...
Weiter geht es zurück nach Hause, es liegen noch gut 200 Kilometer vor mir. Shekar hat mir vorher schon erzählt, dass der old NH No.4 von Chitradurga nach Bangalore sehr gut ausgebaut sei und (fast) durchgängig einen guten Belag aufweist.
So ist es auch. Um die Fahrt etwas aufregender zu gestalten, klebe ich mir Ohrhörer ins Ohr, sonst fallen sie ab ca. 100 km/h selbst unter dem Helm raus, lege Avantasias ¨Metal Opera¨ ein (Teil 1 und 2) und fahre ein bisschen Slalom zwischen den LKWs, die sich statistisch auf alle drei Fahrspuren verteilen.
Prinzipiell gibt es hier in Indien schon ein ¨Linksfahr-Gebot¨, nur kümmert sich da niemand drum, und so kommt es schon vor, dass auf der rechten überholspur plötzlich ein Bagger mit 15 km/h fährt.
Adrenalin ist schon eine tolle Droge, aber, wie immer, nichts übertreiben, safety first...
Ungefähr 50 Kilometer vor Bangalore verdunkelt sich der Himmel wieder und es fängt wieder leicht an zu regnen. Außerdem verdichtet sich der Verkehr, so dass eh wieder ¨Gesittetes Fahren¨ angesagt ist.
Einige Kilometer später fängt der Hinterreifen wieder verdächtig an zu ¨schwimmen¨. Ich halte an und tatsächlich, ich verliere schon wieder Luft, das darf doch wohl nicht wahr sein, ab zur nächsten Tankstelle und Luft auffüllen, aber schnell wird klar, dass ich so nicht nach Hause komme.
Der nächste Puncher Shop ist nicht weit, aber meine Erleichterung weicht, als der Mechaniker sagt, er kann mir nicht helfen, der Reifen sei ¨tubeless¨.
Naja, das Thema hatten wir ja schon mal, ich kann ihn überzeugen, dass da sehr wohl ein Schlauch drin ist.
Ok, aber er kann das Rad nicht ausbauen, wegen der Scheibenbremse.
Gott sei Dank taucht in dem Moment der Chef der Werkstatt auf, er hat anscheinend gerade irgendwo einen LKW Schlauch besorgt, und nimmt sich der Sache an. Natürlich kann mir geholfen werden.
Allerdings haben sie keinen Ersatzschlauch, sondern flicken den Schlauch nach alter Manier.
Naja, bis ich zuhause bin wird es schon halten. Hat es auch.
Nur das Wetter hält nicht, es regnet immer stärker, den ersten echten Starkregen warte ich noch in einer Unterführung ab, den zweiten und die darauffolgenden lasse ich tapfer über mich ergehen, es ist inzwischen stockfinster geworden und ich wünsche mir eigentlich nur noch eine Dusche (also im Bad...keine natürliche...).
Daheim angekommen gibt es keine trockene Stelle mehr an mir. Selbst die Unterwäsche kann ich auswringen.
Trotzdem bin ich sehr zufrieden mit dem Wochenende, es war sicherlich keine ¨Sunny Day Tour¨, aber sehr intensiv... ¨Life Pur¨ :-)
Die Lady habe ich übrigens heute in die Werkstatt gefahren mit einer langen ¨To-Do-Liste¨, angefangen von der Motorkontrolllampe über die Hupe bis zum Seitendeckel, der mir ja immer noch fehlt...plus 6000 km Service usw...
Erste Schätzung: Am Samstag kriege ich sie wieder... schaun mer mal...
Fr
19
Sep
2014
Party and Ambassador
Schon seit Monaten habe ich großspurig behauptet die Arbeitskollegen mal auf eine Party einladen zu wollen.
Allerdings fand sich nie ein Termin und so richtig intensiv habe ich das wohl auch nicht verfolgt.
Eric hat mich schon immer ausgelacht.
Jetzt bin ich aber auch noch von den indischen Kollegen darauf angesprochen worden.
Nutzt also nix, ein Termin muss her.
Also haben wir vergangenen Samstag fixiert.
Ein Anfang ist gemacht. Aber wen einladen? Wer würde überhaupt kommen wollen und wie kriege ich all die Namen und Gesichter zusammen?
Hier gab es unkomplizierte und unglaublich wertvolle Hilfe einer Kollegin, die mir nicht nur viel Organisatorisches abgenommen hat (obwohl sie selber gar nicht kommen konnte), sondern auch noch so wichtige Informationen wie:
Trinkt der-/diejenige Alkohol und wie sieht es mit dem Essen aus? Vegetarier oder nicht?
besorgt hat.
Außerdem haben wir uns entschieden, dass es wohl am Nettesten werden würde, wenn man vielleicht das Management gar nicht einlädt.
Wahrscheinlich würden sie eh nicht kommen oder aber, noch schlimmer, vielleicht doch...
Es kam also eine Liste mit einundzwanzig Namen aus dem Ingenieursbereichen raus und, um es vorwegzunehmen, alle sind gekommen...und die meisten sogar sehr unindisch pünktlich, worauf ich aber in der Einladung schon hingewiesen habe...
Swapna, die (Ex-) Koechin, ich habe ja seit ich alleine hier bin keinen Bedarf mehr, hat sich auch sofort bereit erklärt mitzuhelfen, und Shekar war mal wieder, wie immer, sehr bemüht und eine riesengroße Hilfe.