So
16
Mär
2014
Holi
Holi, das Farbenfest, im Februar / März nach Vollmond feiert man da den Frühlingsbeginn mit bunten Farben. Mit deutschen Augen stellt man sich wahrscheinlich unter Frühlingsbeginn vor, man kann die Jacken wieder langsam im Schrank lassen und hemdsärmlig rausgehen...hier bedeutet Frühlingsbeginn heute ca. 35 Grad im Schatten und langsam Beginn der heißen Jahreszeit, die jetzt wohl bis zum Monsun anhalten wird...
Wie bei allen Hindufesten hat natürlich auch Holi (mindestens) eine Legende aufzuweisen:
Einem böser König namens Hiranyakashipu hat es nicht gepasst, dass sein Sohn Prahlad ständig zu Vishnu betet und hat gesagt, er muss zusammen mit seiner Tante Holika auf den Scheiterhaufen. Holika war angeblich immun gegen Feuer, als es jedoch soweit war, hat Prahlad dank Vishnus Hilfe ohne einen Kratzer überlebt, während Holika verbrannt ist...sie ist die Namensgeberin für das Fest.
Und deswegen werden auch am Abend vor Holi Lagerfeuer entzündet...
Holi symbolisiert auch den Sieg des Frühlings über den Winter, wobei ich mir denke, dass dieser Symbolismus wohl eher aus dem Nordindischen kommt, wo es im Winter ja wirklich kalt ist...hier in Südindien scheint mir das eher absurd...
Und dann ist Holi noch ein Fest, an dem die Kasten, Herkunft, Religion, Geschlecht, sozialer Stand etc. keine Rolle spielen und alles ein bisschen lockerer gesehen wird...vielleicht so ein bisschen wie bei uns im Fasching.
Das erleichtert es natürlich die Hemmschwelle zu überwinden, wenn man sich gegenseitig mit bunten Farben bespritzt...
Hier in Palm Meadows wurde am Spielplatz zur großen Farbenschlacht aufgerufen...gefolgt sind allerdings fast ausschließlich weiße Expatriats, die sich dann zum Sound von Musik, die man normalerweise nur nach Genuss von einigen Ecstasy Tabletten erträgt, am Sonntag vormittag gegenseitig angesaut haben...
Eher also im Stil der Holi-Feste, wie sie auch in jüngster Zeit über Europa schwappen...aber es war trotzdem ganz lustig...
Mal schauen, ob wir vielleicht auch noch eine etwas traditionellere Holifeier finden...
Morgen habe ich wegen Holi mal wieder arbeitsfrei..:-) während die Jungs zur Schule gehen müssen...allerdings steht mein erster indischer Zahnarzttermin an...mir graust schon...
Übrigens steht ja noch mindestens ein Blog aus zum letzten Urlaub, den wir in Pondy und auf den Andamanen verbracht haben...folgt schon noch...nur schon soviel vorab: Ich habe auch keine Ahnung wo MH370 abgeblieben ist, auch wenn wir sozusagen direkt vor Ort waren...
Fr
28
Mär
2014
Pondy und Andamanen
1.3. bis 10.3.
So, lieber spät als nie gibt es jetzt doch noch einen Blog über den Urlaub Anfang März in Pondicherry und auf den Andamanen.
Die Jungs hatten ja zeitgleich zu den deutschen Faschingsferien auch eine Woche „Mid-Term Break“ und so habe ich versucht die Woche so zu gestalten, dass sowohl Kathrins Tatendrang als auch das Bedürfnis der Jungs und mir nach Relaxen befriedigt werden konnte.
Los ging's am Samstag früh mit dem Auto und Shekar als verlässlichen Fahrer nach Pondy, allerdings mal wieder über die grottenschlechte Direttissima, weil wir die Tempelanlage in Tiruvannamalai besuchen wollten, die ich ja schon von meinem ersten Pondy Ausflug mit dem Motorrad kannte. Nichtsdestotrotz war es wieder beeindruckend und diesmal haben wir uns auch noch einen Führer (Mani) gegönnt. Dadurch hat sich alles allerdings wieder länger als geplant hingezogen und wir haben unser, sehr schön zentral gelegenes Hotel, in Pondy erst am Abend erreicht.
Abendessen gab es dann auf der mir ja schon sehr bekannten Dachterrasse am Strand und auch diesmal war es ein sehr netter Abend an dem wir einige Inder aus Mumbai auf Geschäftsreise kennengelernt haben. Ramkrishna, der „Wortführer“ wurde auch den ganzen Abend nicht müde immer wieder darauf hinzuweisen, dass er zwei Töchter hat..zufälligerweise auch noch im Alter unserer Jungs...;-)
Am nächsten Tag haben wir uns auf den Weg gemacht nach Auroville.
Auroville ist ein Ashram, geplant eigentlich als „Weltstadt“, ein Modell in dem es ermöglicht werden soll, dass alle Bürger friedlich nebeneinanderwohnen, im Einklang mit der Natur. Zentraler Punkt der künstlichen angelegten Stadt ist der Matrimandir, eine riesige goldene Kugel die als Meditationszentrum dient. Allerdings kann man diese Kugel als Nichtbewohner Aurovilles nur von außen besichtigen, bzw. es gibt wohl einmal in der Woche öffentlichen Zugang, allerdings steht der Termin nicht fest und so ist es halt Zufall, wenn man gerade zu diesem Zeitpunkt dort ist.
Die Stadt besteht aus momentan gut 2000 Einwohnern, geplant waren aber mal bis zu 50 000. Allerdings habe ich das Gefühl, dass das Projekt, so ehrgeizig es ist bzw. war, eigentlich nicht so erfolgreich ist, wie man es sich ursprünglich vorgestellt hat, so kann man lesen, dass man trotz aller Bemühungen autark zu sein halt doch auf Energie, Wasser, Lebensmittel etc. von „außen“ angewiesen ist. Auch scheint es sich rausgestellt zu haben, dass es halt doch nicht so einfach ist ohne wirkliche Regeln zusammenzuleben, vor allem, wenn die Community halt auch noch aus lauter Individualisten besteht und der Nachbar-Individualist halt nicht unbedingt die gleichen Meinungen vertritt...
Nichtsdestotrotz ist es eine sehens- und besuchenswerte Anlage.
Am Montag haben wir uns dann auf den Weg nach Chennai gemacht, mit einem ausführlichen Zwischenstopp in den Tempelanlagen von Mamallapuram. Gut über 1000 Jahre alt und UNESCO Weltkulturerbe.
Nach einer Übernachtung in einem Beachhotel außerhalb von Chennai, hat uns Shekar dann am nächsten Morgen zum Flughafen gebracht und sich dann auf den Heimweg gemacht, während wir weiter nach Port Blair, der Hauptstadt der Andamenen geflogen sind.
Die Hauptsehenswürdigkeit in Port Blair ist das riesige Gefängnis, das zwar nur noch zur Hälfte existiert aber sehr beeindruckend einen Einblick in die dunklere Seite des British Indian Empire gibt. Von Anfang an wurden Inder, die sich gegen die britische Herrschaft aufgelehnt hatten auf die Andamanen deportiert. Erst wurden sie aus Ermangelung eines Gefängnisses einfach in Ketten gelegt und ausgesetzt und den „Wilden“ überlassen, die sie zumeist auch umgebracht haben, weil sie die Eisenketten gut als Material für Speerspitzen verwenden konnten, dann hat man auf Viper Island das erste Gefängnis errichtet, bis schließlich die große Anlage in Port Blair fertiggestellt wurde. Das Britische Government hatte zu der Zeit den Hauptsitz auf dem kleinen Ross-Island in Sichtweite zum Gefängnis.
Heute ist es Museum und Gedenkstätte für die von den Indern „Freedom-Fighter“ genannten Widerstandskämpfer.
Die Gegend um Port Blair hat aber noch sehr viel mehr zu bieten, so sind wir an einem Tag mit ausgeliehenen Rollern in ein Naturschutzgebiet etwas südlich gefahren. Die Jungs und ich haben uns dann noch auf den Weg zum Leuchtturm gemacht, der sich allerdings länger als erwartet hinzog. Was wir nicht wussten ist, dass das Areal um 17:00 geschlossen wird und so sind wir noch in den Genuß gekommen kurz vor Sonnenuntergang von den Parkwächtern gesucht (und gefunden) zu werden. Alles allerdings, wie in Indien üblich, „no problem“...
Das im Norden von Port Blair angesiedelte Hotel bietet einen schönen Blick über die Bucht, der, wie wir erfahren haben, sogar auf dem 20 Rupee Schein abgebildet ist.
Nach drei Nächten in Port Blair ging es dann mit der Fähre weiter auf die traumhafte Insel Havelock, ein Paradies für Schnorchler und Taucher. Ein Strand schöner als der andere und das Hüttenressort unter Palmen traumhaft. Auch hier haben wir uns zwei Scooter ausgeliehen und die relativ überschaubare Insel erkundet. Man muss sich allerdings auf den Nordteil beschränken, der Südteil ist, wie einige andere Gebiete auf den Andamanen auch, den Eingeborenen vorbehalten, die hier noch in ihrer ursprünglichen Form leben.
Ein Highlight auf Havelock ist sicherlich der Elephant Beach, ein wunderschöner naturbelassener Strand, den man auch nur durch einen Fußmarsch durch den Dschungel erreichen kann und der durch ein vorgelagertes Korallenriff eine sehr schöne bunte Vielfalt tropischen Unterwassergetiers bietet.
Nach weiteren zwei Nächten bzw. drei fast vollen Tagen ging es aber dann auf Heimfahrt, erst zurück mit der Fähre nach Port Blair und nach einer weiteren Nacht im Hotel mit dem Flugzeug nach Chennai, wo Shekar schon auf uns gewartet hat und uns mit einer weiteren 6-stündigen Autofahrt schließlich nach Bangalore zurückgebracht hat.
Falls jetzt jemand die Anzahl der Tage bzw. Nächte mitgezählt hat, wird er feststellen, dass wir erst am Montag abend nach hause gekommen sind. Hier in Indien ist das allerdings relativ unkompliziert, ich habe am Montag früh in der Schule angerufen: „Die Jungs kommen erst morgen, wir sind noch im Urlaub auf den Andamanen“ „Ja, ok, alles klar...“ Das war's...Everything is possible in India...
Als Entschädigung für den diesesmal nicht ganz so ausführlichen Bericht gibt es dafür ein paar mehr Fotos...
Mo
31
Mär
2014
Zahnarzt
Ich habe ja letztens schon mal angekündigt, dass ich einen Zahnarzttermin habe. Eigentlich nur zum Nachschauen, Screening, Bestandsaufnahme...
Das Ergebnis war allerdings verheerend...naja, zumindest wurde ich darauf hingewiesen, dass wohl bald eine Krone fällig wäre und außerdem meine alten Amalgamfüllungen auch mal erneuert werden sollten...alles nix Neues, meine Zahnärztin in Deutschland sagt schon lange, ich müsse langsam anfangen zu sparen, zumindest die Krone wäre bald unumgänglich...
Jedenfalls hat mir mein sehr sympathischer Zahnarzt, Dr. Ganesh (da kann ja nichts schiefgehen), verschiedene Vorschläge gemacht, von Low Cost bis hin zur Komplettsanierung...
Nach einigem Überlegen, habe ich mich für letzteres entschieden...in Deutschland könnte ich mir das eh nie leisten...
Bei einem Flugzeug würde man wahrscheinlich "Mid-Life Upgrade" dazu sagen...
So hatte ich gestern den sechsten Termin. Ja richtig, gestern war Sonntag, die Klinik hat aber an 365 Tagen im Jahr auf, allerdings hat Dr. Ganesh am Dienstag seinen freien Tag. Aber ich lege meine Termine jetzt eh fast ausschließlich auf Samstag und Sonntag.
Mit der rechten Backenzahnseite bin ich fast fertig, nächstes Wochenende kommen noch die Kronen rein, dann geht es links weiter.
Bei drei Zähnen wurde der Wurzelkanal behandelt, alles sehr professionell, zwei davon hat Dr. Ganesh an seine Kollegin, Dr. Prajakta, weitergegeben, die ist zum einen auf Wurzelkanäle spezialisiert und außerdem steht im Internet: „Her special skills involve management of anxious adults and children.“ :-))...und man darf auch die beruhigende Wirkung dunkelbrauner Frauenaugen nicht unterschätzen...;-)
Jedenfalls bin ich bis jetzt sehr zufrieden mit meiner Entscheidung, einige eklatante Unterschiede zu meinen deutschen Zahnarzterfahrungen:
- Außer Zeitung und Fernsehen bekomme ich immer erstmal eine Tasse Kaffee im Wartezimmer
- Wenn ich einen Termin habe, habe ich einen Termin, sehr unindisch pünktlich...einmal wurde ich erst 15 Minuten nach dem vereinbartem Termin behandelt, weil ein Notfall dazwischen kam und man hat sich tausendmal entschuldigt
- sowohl Dr. Ganesh als auch vor allem Dr. Prajakta erklären ständig was sie gerade machen und warum
- Der Termin dauert halt solange wie der Zahnarzt braucht, es ist bei weitem nicht so streng getaktet wie ich das von zuhause kenne, ich vermute allerdings, dass die Klinik nicht unbedingt unter einem Ansturm an Patienten leidet, für einen „normalen“ Inder ist diese Behandlung halt doch unbezahlbar
- Nach der Wurzelbehandlung habe ich vorsichtshalber Schmerzmittel verschrieben bekommen, eine Packung Iboprofen, 15 Tabletten, Kosten in der Apotheke: 20 Rupees = 24 Cent...
Irgendetwas ist an unserem Gesundheitssystem schon ein bisschen in Schieflage...
Sollte sich jemand für eine Restaurierung interessieren: http://www.swiss-smile.com/en/india-bangalore.html
Übrigens gibt es hier in Bangalore auch ausgezeichnete Augenkliniken.
Und ein renommiertes Hospital für Herztransplantationen, aber das sollte man vielleicht nicht im Urlaub machen.
Ich muss mal schauen, was mir sonst noch so einfällt, was ich machen lassen könnte, aber ich bin ja leider nahezu perfekt...;-)
Heute ist übrigens Ugadi, der Neujahrstag für viele hier in Südindien, ich dachte erst, es wäre für alle Hindus so, aber gestern habe ich nach dem Zahnarzttermin Benedict bei einem Schulkameraden abgeholt.
Es gehen auch Inder auf die Stonehill international, allerdings schon sehr gehobene Klasse. Benedict hat Freitag bis Sonntag bei seinem indischem Freund verbracht und anschließend erzählt in dem (Einfamilien-)Haus gäbe es außer einem Aufzug z.B. auch einen Massageraum inklusive Masseur, der 24 Stunden zur Verfügung steht, allerdings nie genutzt wird.
Ich habe ja nur den mondänen Eingangsbereich kennengelernt (nachdem ich von der Security reingelassen worden bin).
Jedenfalls habe ich der Familie schon mal „Happy Ugadi“ gewünscht, woraufhin sie aber fast schon pikiert meinten: „This is a Southindian festival, we are from Northindia...“...naja, mir doch wurscht, ich habe arbeitsfrei und kann jetzt bei sonnigen 35 Grad an den Pool gehen...aber in Deutschland bricht ja der Sommer, wie ich höre, auch schon langsam an, nach einem ausgefallenem Winter...verrückt.