So
05
Jan
2014
Malaysia
19.12. -. 03.01.
KL, Keine Lust, leider hatte ich während des kompletten Urlaubs keine einzige Notiz gemacht was ich denn in den Blog schreiben könnte, deswegen gibt es halt jetzt das was mir noch so im Gedächtnis geblieben ist, bzw. was ich an Hand der Fotos wieder ins Gedächtnis rufen kann.
KL steht natürlich eigentlich für Kuala Lumpur, der malaysischen Hauptstadt, und wird als Kürzel auch im Sprachgebrauch, ähnlich dem amerikanischem LA, allgegenwärtig verwendet.
Aber als aller erstes möchte ich natürlich allen erstmal ein gesundes, glückliches und erfolgreiches Jahr 2014 wünschen.
Diesmal habe ich ja den kompletten Urlaub selbst organisiert und war schon gespannt ob sich irgendwelche logistischen Fehler eingeschlichen haben. Der erste Faux Pas kristallisierte sich dann auch schon nach Ankunft in KL am Flughafen heraus, es gibt dort zwei Terminals, den internationalen Teil, an dem wir natürlich angekommen sind und das LCCT, das ¨Low Cost Carrier Terminal¨. Ich finde ja alleine schon lustig, dass man ein Terminal ¨Billig-Flieger Terminal¨ nennt, das ist mir so auch noch nie untergekommen, jedenfalls habe ich die Abholung des Mietwagens für das LCCT gebucht ohne mir da großartig einen Kopf zu machen, es hat sich aber rausgestellt, dass das LCCT am ganz anderen Ende liegt, wir haben aber dann einen Shuttle Bus ausfindig gemacht, der allerdings 20 Minuten unterwegs war. Auch gibt es da keine Schalter oder ein Office etc., vielmehr mussten wir bei Europcar anrufen, und dann wurde ein Treffpunkt in einem Cafe am Flughafen vereinbart um dort das Auto zu übergeben.
Die Fahrt zum Hotel im KLCC (Kuala Lumpur City Centre) dauerte dann auch nochmal eine gute Stunde und so war es dann schon Mitternacht als wir schließlich einchecken konnten, Dank der 2,5 Stunden Zeitverschiebung zu Indien waren wir aber alle noch fit und sogar noch bereit einen ersten Eindruck vom KL Nightlife zu bekommen...
Insgesamt waren wir zwei Nächte in KL, bzw. einen ganzen Tag. Für eine (Groß-)Stadt Besichtigung sicherlich zu wenig, aber trotzdem genug um einen ganz guten Eindruck, zumindest von Downtown KL, zu bekommen. Geprägt ist sie von sehr modernen Hochhäusern mit den Petronas Twin Towern natürlich als dominanten Blickfang. Aber alles in allem eine Stadt in der ich mir durchaus vorstellen könnte auch etwas länger zu leben.
Den Ausblick von den Petronas Towers konnten wir allerdings leider nicht genießen, es werden täglich nur 1000 Eintrittskarten verkauft und man kann sie nur an Ort und Stelle erwerben, sprich nicht im Internet buchen, es gab die Möglichkeit eine Karte für den übernächsten Tag zu kaufen, was aber für uns keine Option war, oder sich sehr früh in die Schlange zu stellen, was aber ehrlich gesagt für uns auch keine echte Option war (früh im Urlaub, na gut wenn es sein muss, sehr früh, nur wenn es absolut unbedingt sein muss...). Es gibt aber noch die Möglichkeit KL vom KL Fernsehturm von ganz oben zu sehen und außerdem gibt es gegenüber der Twintowers im Traders Hotel eine Skybar im 33. Stockwerk mit einer spektakulären Aussicht und diese Optionen haben wir beide genutzt, wobei zweitere sogar noch kostenlos war.
Mitten im Zentrum fand gerade auch noch die KL Biker Week 2013 statt, mit ganz vernünftiger Rock- bzw. Metal Musik, leider musste aber aus Zeitgründen der größte Teil des Konzerts ohne uns über die Bühne gehen...
Am Samstag (21.) gegen Mittag gings dann auch schon weiter in Richtung Cameron Highlands, der nächsten Station der Reise.
Wenn man mich nach den größten Unterschieden zu Indien fragt, fällt mir, außer natürlich der stark islamischen Prägung (viel Kopftuch außerhalb der Stadt, aber weit entfernt von Burka, viele, teilweise sehr schöne Moscheen mit den unvermeidlichem Muhezzin Rufen), als Erstes der Zustand der Straßen ein, auf denen man auch bedenkenlos Geschwindigkeiten jenseits der 100 km/h Grenze fahren kann ohne einen Achsbruch oder Schlimmeres zu riskieren und, dass man hier statt Kingfisher Tiger-Bier bestellt...;-)
Der nächste kleinere Fehler in der Planung war, die Fahrt in die Highlands auf das Wochenende zu legen, es hat sich nämlich rausgestellt, dass das halt viele Städter als WE-Ausflugsziel nutzen und das Verkehrsaufkommen war dementsprechend groß.
Schließlich haben wir aber dann doch unser Ziel, das HongKong Hotel in Brinchang erreicht. Wie der Name schon ahnen lässt, war das ganze Ambiente, nicht nur des Hotels, sondern von allem was wir in den Highlands gesehen haben, sehr chinesisch geprägt.
Speisekarten-mäßig war das natürlich eine Herausforderung, wobei die Jungs und ich uns relativ leicht getan haben, da wir ja praktisch alles essen und es eher sportlich sahen was denn so auf die Bestellung hin serviert wird. Kathrin hatte es da nicht so leicht und hat eigentlich den ganzen Urlaub durch ess-technisch gelitten.
Am Sonntag wollten wir uns einen buddhistischen Tempel anschauen und sind zu Fuß losmarschiert, es hat sich aber rausgestellt, dass der Ort, den ich mir auf meinem Handy Navy rausgesucht habe, vollkommen falsch war und das Symbol eine christliche Kirche war, aber durch Zufall haben wir dann einen Dschungel-Trail entdeckt, der von dort aus wirklich zu dem Tempel führte zu dem wir wollten, und dem zu folgen stellte sich als absolutes Erlebnis raus, sowohl an Anspruch an die körperliche Fitness, als auch an Eindrücken, die man gewinnt, wenn man alleine durch den Dschungel unterwegs ist. Eine besondere Herausforderung war es für Sebastian, der sich als Schuhwerk FlipFlops gewählt hatte und große Teile der Strecke schließlich barfuß zurückgelegt hat.
Am Nachmittag ging es dann mit dem Auto weiter zum nächsten Ziel, der Insel Palau Pinang, die mit einer über 10km langen Brücke mit dem Festland verbunden ist.
Das dort gewählte Hotel in der Hauptstadt Georgetown war wohl das einfachste der ganzen Reise, eigentlich nur fensterlose Räume mit einem Doppelbett und kaum Platz die Koffer vernünftig abzustellen und einem Bad, das man nur als Nasszelle bezeichnen kann, sprich einer Toilette, einem Waschbecken und einer Dusche, die, wenn man sie benutzte, die kompletten zwei Quadratmeter überschwemmt hat...naja, irgendwo musste ich beim Buchen ja sparen...;-)
Abends sind wir mit dem Auto zum Essen downtown gefahren und haben einen ersten Eindruck von der sehr schönen Innenstadt der eigentlich viel zu großen und überfüllten Großstadt bekommen.
Am nächsten Tag haben wir dann die Insel erkundet, der Norden ist geprägt von den typischen Touristenhochburgen, im Süden befinden sich ein paar ganz nette Strände und der komplette Osten ist eigentlich von Georgetown und dem umgebendem Speckgürtel belegt.
Auf der Insel befindet sich auch der größte Buddha Tempel Malaysias in dem wir, zum Leidwesen der Kinder, einige Stunden verbracht haben, die Anlage ist wirklich imposant und sehenswert, aber halt auch sehr stark vom Tourismus frequentiert (so ala ¨Neuschwanstein¨) und deswegen ist der spirituelle Effekt schon eingeschränkt. Ich habe mir trotzdem zwei CDs mit buddhistischen Mantras gekauft, meditieren und entspannen kann ich ja dann zuhause...;-)
Am Abend haben wir dann das Mietauto am Flughafen in Penang abgegeben, das hat auch alles gut geklappt, lustigerweise war das letzte Lied aus den Autolautsprechern mal wieder ¨Last Christmas¨...das Schicksal hat schon manchmal Humor...:-)
Kathrin und ich haben uns abends dann noch mit dem Taxi in die Altstadt bringen lassen und eine Stunde lang mit einer Fahrrad-Riksha alles angeschaut bzw. uns zeigen lassen. Der Rikshafahrer hat auch fleißig in einer Tour geredet und erklärt, wobei ich mir immer noch nicht sicher bin, ob das wirklich Englisch war...
Den Absacker gab es dann in einer Reggae-Bar in der Nähe der ganzen Backpacker Unterkünfte und dementsprechend bunt und unterhaltsam war auch das Publikum.
Am nächsten Morgen, es war inzwischen der 24.12., ging es dann auf die Fähre in Richtung der Insel Langkawi, dem Ziel für den Rest des Urlaubs, wo wir dann gegen Mittag, nach einer kurzen Taxifahrt, im Hotel angekommen sind.
Am Nachmittag war dann Pool auschecken und noch ein bisschen einkaufen, bevor wir dann nach einem Abendessen am späten Abend im Hotelzimmer Bescherung gemacht haben. Kathrin hatte ein paar Kerzen mitgebracht und von einem Baum ein bisschen Grünzeug zum Dekorieren geklaut, aber so richtig Weihnachtsstimmung wollte nicht aufkommen. Es gab sogar ein paar Geschenke, liebevoll in Plastiktüten verpackt und auf dem dekoriertem Schreibtisch drapiert, aber insgesamt war es wohl eher ein missglückter Versuch auf die liebgewordenen Traditionen nicht zu verzichten.
Am nächsten Tag haben wir uns dann zwei 125er Scooter ausgeliehen um für den Rest des Urlaubs auch mobil zu sein. Und von da an ging, zumindest für mich, auch die Zeit an, wie es ja eigentlich im Urlaub sei sollte, ich wusste weder welches Datum, bzw. welcher Wochentag gerade war...:-)...deswegen sind die nächsten Erlebnisse weder chronologisch noch sonst irgendwie geordnet...
Wir haben versucht jeden Tag wenigstens irgendetwas zu machen um nicht nur am Pool oder am Strand rumzulungern, was ja auch schön sein kann, aber langfristig vielleicht doch etwas langweilig, und vor allem Kathrin hält das ja nur eine begrenzte Zeit aus. Allerdings fand ich es immer sehr schön zu beobachten, wie es die Jungs eigentlich immer geschafft haben, sich am Strand in diverse Fußball oder Volleyball Spiele mit internationaler Beteiligung einzuklinken.
Ansonsten waren wir natürlich viel mit den Rollern unterwegs.
Eines der skurrilsten Erlebnisse war der Besuch einer Krokodilfarm, nicht wegen der Farm an sich, da konnte man halt den Werdegang des Krokodils vom Ei bis zur Handtasche nachverfolgen, sondern weil das gesamte Areal von ziemlich großen Lautsprechern beschallt worden ist und zwar ausschließlich mit Weihnachtsmusik und es hat schon etwas ziemlich Verrücktes, wenn man sich in kurzen Hosen von einem durststillendem Wasser zum nächsten Eis hangelt und nebenbei ¨Frosty the Snowman¨ und ¨I´m dreaming of a white Christmas¨ gespielt wird...
An einem Tag war ich mit den Jungs auf einer anderen Insel, in Pulau Payar im Marinepark, beim Schnorcheln. Eine ziemliche Massenveranstaltung, aber trotzdem sehr gut, ich habe vorher noch nie Skalare, Clownfische, Seegurken etc. zwischen Korallen in freier Natur gesehen. Beeindruckend waren auch die riesigen Seeigel mit leuchtenden blauen Augen? Und Quallen, womit Benedict, allerdings an anderer Stelle, unliebsame Erfahrungen gemacht hat.
Einmal waren wir auf der GoKart Rennstrecke, die sehr viel größer ist als die, die wir in Bangalore schon mal besucht haben. Bei der Gelegenheit hat mich Sebastian sehr beeindruckt, weil er wirklich perfekt gefahren ist, also in Bezug auf Ideallinie, Bremspunkte, Geschwindigkeit etc. Dank seines Gewichtsvorteils hatte ich absolut keine Chance. Der Knabe hätte echt Talent...
Er ist es auch gewesen, der angefangen hat auf dem Hotelparkplatz mit dem Scooter zu üben (Benedict hat aber dann natürlich nachgezogen) und er fragt auch ständig, ab welchem Alter man denn in Deutschland welchen Führerschein machen kann...naja, in eineinhalb Jahren kann er sich ja mal an die Mofa-Lizenz wagen und die Welt mit 25 Stundenkilometern erobern...;-)
Lustig fand ich auch einen Hinweis, den ich in dem Schnapsladen, in dem ich immer das Bier und den Wein für die Abende auf der Hotelterrasse gekauft habe, gelesen habe: ¨Kein Verkauf an Jugendliche unter 18 Jahren und an Muslime¨...das ist ja wohl wieder eine Episode aus Absurdistan... höchste Zeit also, dass wir in Deutschland Aufkleber an Kondomautomaten anbringen auf denen steht: ¨Automatenbenutzung für Katholiken verboten¨...das wäre doch mal ein guter Vorschlag für den Seehofer, die Koalitionsverhandlungen sind zwar vorbei, aber vielleicht wäre das eine gute Alternativforderung für die PKW Maut...;-)
Silvester haben wir auf dem Haupt-Langkawi Veranstaltungsgelände mit Konzertbühne verbracht auf der uns eine Showtruppe aus Bali unterhalten hat, nicht schlecht, aber auch nichts sooo Besonderes, der Höhepunkt (oder eigentlich Tiefpunkt) war eine junge Dame die sich mit High Heels und sexy Kostüm einen Eisengürtel umgeschnallt hat und dann ständig an ihrem Bauch rumgeflext hat um so einen Funkenregen zu erzeugen. Leider hat das nicht so recht geklappt, weil erst ständig die Flex ausfiel und auch später das Ganze mitnichten zur Choreographie der restlichen Tänzer gepasst hat. Außerdem musste sie furchtbar schwitzen, die Arme und ich habe immer Angst gehabt, dass sie sich wehtut, naja, jetzt hat sie ja wieder ein Jahr Zeit zum Üben...
Das Feuerwerk war auch nett, angesichts der Tatsache, dass aber eh JEDEN Abend um 22 Uhr Feuerwerk war, war aber auch das kein echtes Highlight und kurz nach Mitternacht hat sich der Platz auch ziemlich schnell geleert, so richtige Party-Löwen sind die Malaysier nicht, das wäre wahrscheinlich am Touri-Strand besser gewesen...
So musste in den ersten Morgenstunden des neuen Jahres halt doch wieder die Hotelterrasse herhalten und das Tiger Bier und der Rotwein, den ich erstanden und bekommen habe auch ohne meinen römisch-katholischen Mitgliedsausweis vorzuzeigen...:-)
Am Vorabend waren wir schon mal auf dem Platz bei dem Konzert einer lokalen Sängerin, die wir schon am Nachmittag bei den Proben gehört haben und mit der ich nach den Proben ein paar Smalltalk Worte gewechselt habe und ihr versprach am Abend zu kommen, weil sie doch eine sooo schöne Stimme hätte, raspel, raspel...
Jedenfalls hat sie mich am Abend scheinbar wirklich im (spärlichen) Publikum erkannt und mit dem Finger auf mich gezeigt, was dazu führte, dass Benedict und ich auf den beiden Großmonitoren links und rechts der Bühne gezeigt wurden...(¨Kuck mal, wir sind im Fernsehen...¨). Ansonsten war der Abend eher langweilig, der Auftritt kurz, davor war ein anderer Künstler aufgetreten und dazwischen war ein sehr nerviger Moderator, der mit diversen Spielchen versucht hat das Publikum bei Laune zu halten, bzw. in Stimmung zu bringen, allerdings alles auf Malaysisch und daher war der Unterhaltungswert für uns eher überschaubar.
Am Neujahrstag haben wir noch einen sehr schönen Bootsausflug in die Mangrovenwälder gemacht. Ich habe ja überlegt, ob wir das wirklich machen sollten weil ich es mir insgesamt eher langweilig vorgestellt habe, aber das war´s überhaupt nicht, erstens gab es jede Menge interessanter Sachen anzuschauen, von der Bat-Cave bis zur Fish-Farm und die Fahrten dazwischen waren dank des 200PS Außenborders den der Privat-Chauffeur auch leidlich eingesetzt hat, auch sehr nett...
Am 2. Januar sind wir dann nachmittags von Langkawi nach KL zurückgeflogen wo wir dann noch eine Nacht im Hotel verbracht haben bevor wir am Morgen des dritten Januar nach Bangalore zurückgeflogen sind.
Shekar hat uns schon am Flughafen erwartet und gut zu ¨unserem¨ Haus in Palm Meadows gebracht. Irgendwie ein komisches Gefühl, ich möchte nicht sagen, dass es ein ¨Zuhause¨ ankommen war, auf der anderen Seite irgendwie doch...aber das richtige ¨Zuhause¨ ist sicherlich immer noch in Deutschland...
Das Wetter hier in Bangalore ist hier momentan gerade sehr angenehm, tagsüber sehr schön und in der Nacht kühlt es so ab, dass man auch mal einen Pullover vertragen kann. Gestern Nachmittag bin ich mit Kathrin mit dem Motorrad ein bisschen übers Land gefahren und so kurz vor Sonnenuntergang um 18 Uhr ist es mit dem kurzärmligen Poloshirt schon etwas kühl geworden. Im Gegensatz dazu konnte man im tropischen Klima Malaysias 24 Stunden am Tag mit kurzen Hosen Scooterfahren. Ein Taxifahrer in Georgetown hat es so zusammengefasst: ¨There are only two types of weather in Malaysia, either hot or hot and rain...¨
So, und morgen geht es dann wieder ab in Schule und Arbeit, während ihr euch von Sternsingern beschallen lassen dürft, zieht hier schon wieder der Alltag ein, die heiligen Könige haben es halt nicht bis nach Indien geschafft...
Der Tag morgen wird wahrscheinlich aber erstmal mit Logos austauschen gefüllt sein... nachdem am 1. Januar ja sowohl die Firma Cassidian als auch der Überbau EADS aufgehört haben zu existieren, habe ich inzwischen die Gründung und das zu Grabe tragen von fuenf Firmen(namen) miterlebt...mal schauen, der Name Airbus sollte ja doch etwas länger Bestand haben, aber wer weiß, wer weiß...
Sa
11
Jan
2014
YouTube Abend
Es begann alles mit dem Besuch eines Theaterstückes im Jagriti. „The clean house“, angeblich eine Komödie, war's auch irgendwie, aber auch tragisch-ernst. Die Aufführung endet damit, dass die brasilianische Hausmaid die krebskranke Geliebte des Mannes ihrer Arbeitgeberin auf eigenen Wunsch hin tötet, indem sie ihr einen Witz erzählt, der sie vor Lachen sterben lässt.
So ala Monty Python, der tödliche Witz.
Ich hatte im Internet Karten besorgt, 8 Stück, die Jungs sind mitgegangen (was das für einen Unterschied macht, wenn man nur zwei Wörter vertauscht, statt „geht ihr mit“ einfach „ihr geht mit“) und unsere französischen Bekannten. Bei der Verteilung der Sitzplätze hat Didier gemeint: „Let the young ones sit together and the old ones“.
Ja, klar, aber, shit, ich gehöre ja zur zweiten Gruppe...;-)
Nach dem Stück sind Sylvie, Kathrin und ich noch, ganz im indischem Style, ins Stomp, in die Rockkneipe in der Forum Value Mall gefahren. Indischer Style deswegen, weil wir zu dritt auf dem Motorrad waren. Nur gut, dass Sylvie so dünn ist.
Leider war es schon ziemlich spät und bei der Bestellung sind wir schon gleich darauf hingewiesen worden, dass „last order for food“ wäre. 15 Minuten später dann „last call for drinks“, ok, dann bring wenigstens noch ein Bier. Um viertel vor zwölf sind wir schließlich als letzte Gäste rausgeschmissen worden. That´s India.
Nachdem Sylvie heimgebracht wurde und Kathrin auch ins Bett gegangen ist, habe ich mich auf die Terrasse begeben, ein Kingfisher geöffnet und Bayern 3 gehört. Irgendwann kamen die „Schlager der Woche“, ja gibt es die denn auch noch... und irgendwann hat der Moderator erzählt, dass ein Lied, ich glaube von Platz 2 rausgefallen wäre, ich habe ehrlich gesagt nicht richtig zugehört. Jedenfalls hat er gemeint, das wäre schon mal passiert, mit dem Song „Nackert“ von LaBrassBanda.
Mensch, dachte ich, das würde ich jetzt auch gerne hören. Ist ja heute dank YouTube kein Problem mehr.
Eigentlich lustig, die Jungs konsumieren mindestens 90% ihrer multimedialen Ware über YouTube, obwohl es im Fernsehen doch auch keinen Sendeschluß mehr gibt.
Sendeschluß, auch so ein Wort aus einer anderen Geschichtsepoche, fast so wie „Keilschrift“, oder „Schlachtross“ oder „Videorecorder“...
Nur bei Live-Sportübertragungen, hauptsächlich Fußball, bequemen sie sich noch vor die „Flimmerkiste“, obwohl spätestens seit der 100Hz Technologie dieser Ausdruck ja auch obsolet ist.
Also kurz die Suchfunktion in YouTube bemüht und schon „..fahr I mit'm Bulldog über d'Wies'n und leg mi nackert an d'n See...“
Jetzt hat YouTube ja die Eigenschaft, dass es sofort Videos nach dem Motto „Das könnte dir auch gefallen“, anbietet.
Früher bin ich zum Auskosten meiner „Melancholie-Schübe“ immer in den Keller gegangen und habe mir Schallplatten angehört.
Heutzutage klickt man sich halt durch.
Ist „klicken“ eigentlich schon das meistverwendete Wort geworden? Ich könnte mir das gut vorstellen, gefolgt wahrscheinlich von „liken“.
Aber man findet auch alles auf YouTube. Ich habe mir z.B. ein 45 Minuten Video von einem Queen Konzert von 1975 angeschaut, ist das geil...
Freddy und Brian, jung, frisch und knackig...und jetzt liegt der eine schon seit über 20 Jahren ein paar Meter tiefer und der andere hat, glaube ich, vor nicht allzulanger Zeit mit 60 seinen Doktortitel in Astronomie gemacht.
Früher hätte ich für sowas den Videorecorder programmiert, das Konzert aufgenommen, die Kassette neben E.T. und den „weißen Hai“ gestellt und genauso nie angeschaut wie all das andere Zeug auch, dass man so zusammen gesammelt hat...;-)
Irgendwann kommt man dann bei „Total Eclipse of the Heart“ von Bonnie Tyler und bei Meat Loaf an, da ist kein Unterschied zu den Schallplattenabenden im Keller.
„Like a Bat out of Hell I'll be gone when the morning comes...“, ja, der Morgen kommt hier auch schon bald, Zeit Schluß zu machen.
Und es scheint auch so eine Art Naturgesetz zu sein, dass spätestens bei Meat Loaf immer das Bier zu Ende geht.
Meat Loaf, auch so eine Ikone seit er lautstark als Eddie aus Frank N. Furters Gefrierschrank ausgebüchst ist.
Letztes Jahr waren wir auf seinem Farewell Konzert in München.
Das hätte ich mal lieber bleiben lassen sollen, vor allem er aber auch, ein gutes Beispiel für Selbstdemontage.
Mitten in der Nacht, um 9:00 klingelten dann die Handwerker an der Tür um die Klimaanlage im Schlafzimmer zu reparieren, wie ausgemacht.
Aber hallo, wir sind hier in Indien, da kommen keine Handwerker (eigentlich überhaupt keiner) zum verabredeten Termin, schon gar nicht am ausgemachten Tag.
Irgendwas muss da wohl gründlich schiefgelaufen sein.
Und heute abend geht es mal wieder zu einem Konzert in den Innenhof der Phoenix Mall.
„Rock with Parthiv Gohil“ steht auf dem Programm.
Ich habe ihn vorhin auf YouTube gesucht und gefunden. So ein Wuisler, manchmal wäre es vielleicht doch besser wenn man nicht alles im Internet finden könnte...
Ach und noch was, als ich mich gerade auf den Weg zum Pool machen wollte habe ich noch eine neue Tageszeitung abonniert, so zwischen Tür und Angel. Den „Deccan Chronicle“. Für 299 Rupees, also ca. 3,5 Euro.
Nicht die Tagesausgabe, auch nicht als Wochen- oder Monatspreis. 3 Euro und 50 Cent für ein Jahr, vom 1.2.14 bis 31.1.15., gut, da bin ich zwar gar nicht mehr da, aber den Verlust kann ich verschmerzen...
Mi
15
Jan
2014
Pongal, Sankranti etc.
Momentan gibt es wieder jede Menge Anlässe zum Feiern. Und ich habe am gestrigen Dienstag auch nicht arbeiten müssen :-)
Der offizielle Anlass warum gestern (in unserer Firma) frei war, war der Geburtstag des Propheten Mohammed (Mawlid al Nabi), also mehr ein islamischer Feiertag, wobei der Tag nur bei den Sunniten in diesem Jahr auf den 14.1. fällt, die Shiiten feiern ein paar Tage später.
Die Hindus feiern (heuer) zur gleichen Zeit Pongal und Mankar Sankranti, deswegen hatten die Jungs auch keine Schule, aber eins nach dem anderen...
Für mich als Durchschnittskatholiken war es ja schon immer nicht ganz leicht zu verstehen, was sich eigentlich hinter Fronleichnam und Pfingsten verbirgt, aber im Vergleich zur hiesigen Feiertagslandschaft ist das ein Kinderspiel...
Also, Mawid al Nabi, der Geburtstag des Propheten, warum der allerdings bei den Shiiten fünf Tage später gefeiert wird, verstehe wer will, aber ich habe das Gefühl, hier gibt es sowieso meistens nicht den definierten Feiertag, sondern meist ist es eher eine Art Feierperiode.
Gestern habe ich vom Geburtstag auch nichts mitbekommen, aber wahrscheinlich lag das daran, dass ich halt nicht die richtigen Orte aufgesucht habe, also um ehrlich zu sein war ich fast den ganzen Tag am Pool, da brauch ich mich nicht wirklich wundern...
Aber am Sonntag habe ich eine Motorradtour gemacht, Kathrin war anderweitig beschäftigt und die Kinder legen am Wochenende sowieso meistens eher den Elan eines unter-aktiven Faultiers an den Tag, also habe ich mich kurzerhand in Richtung Nandi Hills aufgemacht und mal wieder andere Straßen ausprobiert. Beim Rückweg ist mir kurz vor Bangalore eine größere Menschenmenge am Straßenrand aufgefallen und, neugierig wie ich bin, habe ich natürlich angehalten und gefragt was denn da los sei. Die Antwort war etwas unverständlich, was ich aber heraushören konnte, war, dass sich hier Moslems zum gemeinsamen Gebet versammeln.
Ok, dachte ich, da habe ich nichts verloren, dann kam aber ein überraschendes „Wanna see?“ Woraufhin ich mit einem verwirrtem „Is it allowed?“ geantwortet habe. „Yes, come in, have a look...“ Na gut...
Jetzt muss man sich das so vorstellen, dass ich erst nur eine Öffnung in einer Steinmauer neben der Straße gesehen habe und durchgefahren bin, dahinter wurde ich auf einen Motorradparkplatz eingewiesen und dann bin ich zusammen mit vielen anderen Menschen in eine Richtung marschiert, Ziel unbekannt. Ungefähr so, wie wenn Menschenmassen in ein Fußballstadion strömen.
Nach ca. 5 Minuten Marsch sind wir an einem riesengroßen Platz angekommen, lange Plastikbahnen waren ausgelegt und mit Wasser gefüllt und dienten als Stätte für die rituellen (Fuß-)Waschungen, eine Art Zeltdach war aufgebaut, auch darunter waren ellenlange Plastikfolien in Reihen vorbereitet, hinter einer weiteren Mauer war geschaeftiges Markttreiben und überall waren traditionell gekleidete Muslime.
Wiedereinmal tue ich mich ziemlich schwer mit Mengen schätzen, aber ich denke mal so irgendwas zwischen 20 und 30 tausend Menschen waren anwesend...und ich...
Ich bin über den Markt geschlendert, habe mir Kleinigkeiten zum Essen gekauft, verkrüppelten Menschen ein paar Rupees in die Hand gedrückt, aber das ist ja alles nichts Ungewöhnliches. Trotzdem habe ich mich nicht wirklich wohl gefühlt, aber vermutlich weil ich halt so gar nicht dazu gepasst habe. Die Menschen waren alle durchaus freundlich, aber eher mit einem „Was macht denn der da - Blick“ im Gesicht. Als sich dann alle langsam in Richtung der provisorischen Gebetsteppiche aufgemacht haben, fühlte ich mich noch mehr „Fehl am Platz“ und bin wieder aufgebrochen. Im Nachhinein finde ich es schade, dass ich keine Fotos gemacht habe, aber auch das kam mir irgendwie unpassend und aufdringlich vor und manchmal ist es ja nicht schlecht auf sein Bauchgefühl zu hören.
Gleichzeitig wird in diesen Tagen aber eben auch Pongal und Sankranti von den Hindus gefeiert.
Pongal ist wohl so eine Art Erntedank Fest hauptsächlich in Tamil Nadu aber auch in anderen südindischen Bundesstaaten, erkennbar auch daran, dass momentan alles ganz viel mit Zuckerrohr geschmückt ist.
Sankranti ist in ganz Indien die Wintersonnwendfeier, wobei ich auch das noch nicht richtig verstehe, es wurde mehrfach erklärt, dass an Sankranti die Sonne wieder anfängt von Süden nach Norden zu wandern...ich dachte immer das Ereignis findet so um den 20./21.12 statt, wenn die Tage wieder länger werden, aber vielleicht kann mich da ja mal jemand mit etwas mehr astronomischer Erfahrung und Background aufklären.
Gestern abend sind wir dann auch zu einem nahe gelegenen Tempel gefahren, weil dort Festivitäten vorbereitet wurden, so wie ich das aber verstanden habe, hatte das wiederum weder mit Pongal, noch mit Sankranti zu tun, sondern das war eine große Puja an dem Tempel, bzw. etwas, was man bei uns vll. als „Kirchweihfest“ einer bestimmten Kirche bezeichnen würde.
Jedenfalls war es, wie bei den Hindus üblich, sehr bunt, sehr laut und sehr schön. Und auffallend war mal wieder, dass man als sichtlich „aus der Reihe fallende“ wie wir, nicht wie beim oben erwähnten Moslemfest, geduldet ist, sondern man ist eingeladen, wird freundlich aufgenommen, interessiert befragt und es wurde auch ganz explizit gesagt, man möchte allen Interessierten den Hinduismus näher bringen ohne irgendeine Absicht der „Missionierung“.
Man fühlt sich sogar mehr als eine Art Ehrengast.
Selbst am gemeinsamen Essen durften wir teilhaben.
Dazu gab es lautstarke Gesangs- und Tanzdarbietungen.