So
01
Dez
2013
Weihnachtsmarkt
Ganz leicht fallen die Schneeflocken herab. Die Menschen sehen sich die kleinen Engerl oder Krippenfiguren in den Auslagen der mit warmen Licht beleuchteten Buden an oder stehen mit hochgeschlagenen Krägen ihrer Wintermäntel vor dem Glühweinstand und wärmen sich die kalten Finger an einem Glas Feuerzangenbowle...
So stelle ich mir gerade die Vorweihnachtszeit in Deutschland vor. In Bangalore war gestern auch Weihnachtsmarkt, organisiert vom Overseas Women´s Club in der St. Marks Cathedrale am Ende der Mahatma Gandhi Road.
Kathrin ist schon ziemlich früh aufgebrochen, weil sie Dienst an einem Stand hatte. Die Jungs sind auch schon ganz früh aus dem Haus, bei denen stand mal wieder ein Sportfest an und ich konnte ein wenig ausschlafen, bevor ich mit dem Motorrad aufgebrochen bin. Mit dem Motorrad zu Christkindlmarkt !!! Und nicht nur das, auch noch kurzärmlig und mit Klapperl (Sandalen, für alle Nicht-Bayern).
Kurz bevor ich das Haus verlassen habe schmettert George Michael sein ¨Last Christmas¨ aus den Lautsprechern. Seit 30 Jahren gibt er sein Herz ¨someone special¨. Jetzt muss aber doch mal gut sein...
Insgesamt also eine eher absurde, surreale Situation und auch auf dem Weihnachtsmarkt kommt nicht wirklich Weihnachtsstimmung auf, der Weihnachtsmann schwitzt sichtlich in seinem Kostüm, der Chor besteht aus lauter Japanerinnen mit roten Mützen und da wo man sich normalerweise ein paar leckere Bratwürste kaufen würde, hatte man die Wahl zwischen Hot Dog und lapprigem Burger.
Aber schließlich dient ja alles einem guten Zweck, wie alle Veranstaltungen des OWC, da ist man dann auch bereit so zu tun als begänne jetzt die staade Zeit der Besinnung...:-)
Vorher habe ich aber noch an der Stonehill International vorbei geschaut, die Schule war heuer Ausrichter eines Sportturniers bei dem insgesamt fünf Schulen mitgemacht haben. Eine davon war eine Schule aus Hyderabad, ungefähr 600 km weg, die Schüler sind extra für die zwei Tage nach Bangalore geflogen. Gemessen hat man sich im Basketball, Schwimmen und Fußball. Als ich kam stand gerade das erste Fußballmatch an und ich habe gerade mitbekommen als Benedict sein erstes, allerdings auch einziges, Tor schoss und war natürlich gleich mal wieder ein Stückchen groesser...:-). Summa sumarum sind sie zweiter geworden, sowohl beim Fußball als auch bei der Gesamtwertung der Schule, wobei sie diesmal ein bisschen von den Mädls mitgerissen wurden, die haben ihr Fußballturnier nämlich gewonnen.
Anschließend dann also Weihnachtsmarkt und nach dem Weihnachtsmarkt bin ich noch in den etwas südlicher gelegenen Stadtteil Koramangala gefahren um mir ein Bild von einer Zahnklinik zu machen. Prinzipiell möchte ich die Zeit in Bangalore nutzen um ein paar meiner Oral-Baustellen voranzubringen. Bis jetzt trau ich mich aber noch nicht...naja, ich bleibe dran...außerdem, muss man sich denn unbedingt von fast schon liebgewordenem Amalgam trennen? Hmm, der rationale Teil im Kopf sagt ja, allerdings ist noch etwas Überzeugungsarbeit zu leisten...
Jedenfalls nur um nochmal so ein bisschen die Ausdehnung dieser Stadt zu demonstrieren:
Die Route: Palm Meadows - Stonehill International - MG Road – Koramangala – Palm Meadows und ein bisschen kreuz und quer fahren um die Wege in der Stadt besser kennenzulernen und abends waren 150km mehr auf dem Tacho...
So, jetzt wird erstmal das leckere Essen, das Shekar gebracht hat, verzehrt um Energie für das anstehende Gespräch mit seinem Boss um 10:00 zu haben, irgendwie gibt es Ärger mit dem Auto und vermutlich werden wir ein anderes bekommen...
Und dann steht heute mal wieder einem Pool Tag nix mehr im Wege...und am Abend wird gegrillt, unser Besuch bricht morgen in Richtung Malediven auf und da wollen wir den letzten Abend noch gemütlich auf dem Balkon verbringen.
Und zur Nachspeise gibt es Bananen aus dem eigenen Garten, unsere Bananenstaude war erntereif und jetzt hängen bei uns die Bananen in der Küche, sozusagen direkt mundgerecht...
Nachtrag:
Also erstens bekommen wir ein anderes Auto, also eigentlich das Gleiche, wieder einen Toyota Innova, aber der Mietvertrag mit dem ersten Auto lauft anscheinend aus. Die Autos gehören Privatbesitzern und die vermieten sie an einen Pool aus dem dann wiederum Firmen Auto plus Chauffeur mieten können...
Aber Shekar bleibt...
Ein kleiner Nachteil:
Auf dem alten Auto hatten wir weiße Nummernschilder und damit konnten wir in ganz Indien fahren und theoretisch hätte ich auch fahren dürfen, jetzt bekommen wir gelbe Schilder (wie 95% der anderen Expats auch), d.h. es darf nur Shekar oder ein anderer Driver fahren und wenn wir Karnataka verlassen wollen müssen wir etwas Extra-Tax bezahlen...aber das passt schon...
Und zweitens komme ich gerade vom Grilleinkauf und habe festgestellt, dass im Supermarkt auch der Weihnachtshype ausgebrochen ist...also habe ich mir für die Heimfahrt eine entsprechende Kopfbedeckung gekauft (für 49 Rupees) und für nette Aufmerksamkeit auf den Straßen gesorgt...:-)
Fr
06
Dez
2013
Erdnuss´n...
Diese Woche war ja richtig was los. Von Montag bis Mittwoch war in einem Teil der Stadt Peanut-Festival. Dazu wurde eine ganze Hauptstraße und ein paar Seitenstraßen gesperrt. Außer den Erdnüssen die wirklich zu hauf angeboten wurden, war das Fest aber mehr so eine Mischung aus Oktoberfest und Straßenfest.
Kathrin ist mit Shekar hingefahren und hat mich angerufen ob ich denn nicht nach der Arbeit dazu stoßen wolle. Eigentlich hatte ich keine große Lust in der Rush Hour in die, meinem Heimweg genau entgegengesetzte, Richtung zu fahren, hab mich aber dann doch breitschlagen lassen.
Allerdings ist es ja gar nicht so einfach jemanden oder etwas zu finden, wenn man sich nicht auskennt, man muss sich immer vor Augen halten, dass es hier ja keine Adressen, sondern nur Landmarks gibt. Aber Shekar hat dann gemeint das Maingate des "Ramkrishna Ashrama" wäre ein guter Treffpunkt und obwohl ich skeptisch war, hat es tatsächlich geklappt (Allerdings dauerte die Fahrt vom Office bis dahin rund 1,5 Stunden und dreimal fragen war nötig, da sich das Ziel nicht in meinem Handy-Navi finden lies).
Von dort war es dann aber nicht mehr weit und das Getümmel ging los. Eigentlich bin ich ja kein Fan von so großen Menschenmassen, es waren bestimmt 100 000 Leute, ein irrsinniger Auflauf, lauter braune Inder und dazwischen zwei Weißbrote…aber dadurch, dass die Inder halt doch im Schnitt etwas schmächtiger sind, fühlt man sich nicht so "bedrängt".
Und interessant, dass es mitten in einer Stadt in der ja -zigtausende Weiße leben, Ecken gibt in denen sich kein Einziger blicken lässt.
Neben dem ganzen Ramsch der verkauft wurde, gab es dort auch "Jahrmarkt Buden" und Fahrgeschäfte, allerdings von der Ausführung her etwas primitiver. Dort wo bei uns große Elektromotoren und Hydraulikanlagen ihr Werk vollbringen, waren es hier stinkende Dieselgeneratoren und abenteuerliche manuelle Steuerungen mit Seilzügen.
In einer Nebenstraße saßen etwas größere Kinder auf dem Boden, auf schmutzigen Decken, bei spärlichem Licht, mit etwas das so aussah wie Kartoffelstempel aus Plastik. Erst dachte ich, die verkaufen diese komischen Stempel, bis ich mitgekriegt habe, dass an diesen "Ständen" (und es waren einige in einer Reihe) tätowiert wurde. Kinder haben Kinder tätowiert, die Nadeln von irgend so einer primitiven Apparatur betrieben, die Stempel dienten als Schablone…der Preis lag bei ca. 100 Rupees pro Tattoo (1,2 Euro). Ich bin richtig erschrocken, vor allem ob der absolut fehlenden Hygienebedingungen.
Ansonsten gab es halt wieder das "Roter Teppich Phänomen". Ständig kamen Leute, die sich zusammen fotografieren lassen wollten oder einfach nur die Hand schütteln und die obligatorischen Fragen nach Herkunftsland und Name gestellt haben (immer in dieser Reihenfolge). Berührungsängste darf man keine haben. Ansonsten finde ich diesen Hype eigentlich manchmal ganz lustig.
Der Heimweg war allerdings ziemlich anstrengend, so richtig wenig ist halt auf den Straßen nie los und bei Dunkelheit sind die Pot-holes noch schlechter auszumachen, vor allem wenn die Beleuchtung des entgegenkommenden Verkehrs zwischen Fernlicht und ¨nicht vorhanden¨ wechselt.
Am Mittwochabend hatten wir dann Günther, einen Bekannten Kathrins, der sich gerade auf Journalistenreise in Indien befindet, zu Gast. Es war ein sehr netter Abend und für Shekar eine sehr, sehr kurze Nacht. Er hat Günther so gegen Mitternacht nach Hause (sprich ins Hotel) gefahren und ist anschließend zum Busbahnhof gefahren um ein kleines Schläfchen im Auto zu halten, früh morgens um halb sieben kam nämlich schon der nächste Besuch, Kathrin's Nichte Nele mit drei Freundinnen (Marie, Ingrid und Freya). Sie machen auf ihren Asien Rundreisen ein paar Tage Zwischenstation bei uns.
Gestern bin ich dann wieder direkt von der Arbeit aus aufgebrochen, dieses Mal zu einem Shiva Tempel um Kathrin samt Besuch zu treffen. Vom Vorbeifahren kannte ich den Tempel bereits, und dass es sich um einen Shiva Tempel handelt ist unverkennbar, da am Eingang ein Riesen-Lingam aufgestellt ist. Wobei es ja nicht ganz klar ist, ob ein Lingam wirklich als Phallussymbol gedacht ist…jedenfalls sehr beeindruckend…
Nach dem Tempel haben wir noch ein bisschen die Nachtstimmung in der Bar im 13. Stock des Barton-Towers genossen, wobei ich zugeben muss, dass auch hier langsam das Polo-Shirt des Nachts fast ein bisschen zu wenig ist und man durchaus einen leichten Pullover vertragen kann...naja, der Winter steht vor der Tür...:-)
Heute geht es noch gemeinsam ins Theater, das Jagriti hat letztendlich gegen ¨Bollywood¨ gewonnen...hoffentlich kommt was G´scheids...
Zum Schluss noch zwei Meldungen aus der heutigen Zeitung zum Thema ¨Kuriose Tiergeschichten die es nur in Indien gibt¨:
- Die Elefantenherde (9 Stück), die sich in der Nähe von Mysore gefährlich nahe an eine Siedlung herangemacht hat ist erfolgreich in den Dschungel zurück getrieben worden...und
- Der Tiger, der in Bandipur in den letzten zwei Wochen drei Menschen gefressen hat, ist gefangen worden...
Incredible India
Do
12
Dez
2013
Le Roi est mort…
Der König ist tot...
Am Dienstag nachmittag ist der einzige Sohn des letzten amtierenden Mahardschas von Mysore gestorben. Nachmittags um halb vier an einem Herzinfarkt. Nachdem er selber kinderlos blieb, ist damit die Dynastie der Wodeyars nach über 650 Jahren zu Ende.
Laut Shekar war er "Dumm aber beliebt". Gestorben ist er in Bangalore, verbrannt wurde er gestern in Mysore. Interessant wie die ganze Maschinerie anlief, Kathrin war mit unserem Besuch gerade in Mysore als die Meldung kam. Anscheinend wurde dann die Straße zwischen Bangalore und Mysore gesperrt um den Leichnam zu transportieren. Abends kam dann die Meldung, dass in ganz Bangalore am nächsten Tag die Schule ausfällt, evtl. auch noch am Donnerstag um gebührend zu trauern, aber gilt das auch für die internationale Schule? Nach 22:00 dann die Info per Mail, die Stonehill international bleibt am Mittwoch geschlossen.
Ich bin dann am Mittwoch auch mit einem unbestimmten Gefühl zur Arbeit gefahren, die Zeitung verlautete auf der Titelseite: "Schools and government authorities will be closed". Wie sich allerdings rausstellte wurde schon ganz normal gearbeitet…
Naja, und gestern ist er dann verbrannt worden, keine 24 Stunden nach seinem Tod, aber wie ich erfahren habe ist das ganz normal hier in Indien.
Ansonsten war diese Woche mal wieder ganz schön was los in unserer Bude. Nachdem ja letzten Donnerstag Nele plus 3 Freundinnen gekommen sind, wurde es schon eng zum Schlafen, aber sie sind ja noch jung…;-)
Am Samstag Abend habe ich dann eines der Mädels, Marie, mit dem Motorrad zum Bahnhof gebracht, sie ist mit dem Zug nach Mumbai und dann von dort direkt nach Kapstadt zu fliegen, sie verbringt die letzten zwei Monate ihres "Abenteuers" in Südafrika…na, da hat sie sich zur Ankunft ja auch eine turbulente Zeit ausgesucht…rechtzeitig zur Trauerfeier von Nelson Mandela...
Zur gleichen Zeit fuhr Shekar zum Airport um Mascha und Egor abzuholen, sie kamen von den Malediven zurück und wollten noch eine Nacht vor der Heimreise bei uns verbringen…ergo: 4 – 1 + 2 macht nach Adam Riese 5 Übernachtungsgäste…naja, das kriegen wir auch hin…
Mascha und Egor sind dann am Sonntag früh schon wieder weg, Rückflug nach Deutschland…dachten sie…
Die Mädels wollten eigentlich am Montag Abend mit dem Nachtbus weiterfahren um noch ein bisschen was von Indien zu erkunden, bevor es für Nele und Freya dann rechtzeitig zu Weihnachten nach Hause geht, Ingrid will noch nach Nepal und dann evtl. nächstes Frühjahr auf dem Landweg zurück…sind schon coole Girls…:-)
Allerdings kamen sie dann am Montag an, die Rucksäcke schon gepackt, die Bustickets schon in der Hosentasche: "Dürfen wir noch ein bisschen bleiben…?". Das war ja richtig süß, aber es ist doch schön, wenn es ihnen bei uns so gefällt… nächster geplanter Abreisetermin ist jetzt wohl morgen..aber schaun mer mal…;-)
Tja und Mascha und Egor? Der Flug nach Delhi war kein Problem, aber dann hat sich die Airline geweigert Mascha nach Deutschland einzuchecken weil sie nur eine Kopie der deutschen Aufenthaltsgenehmigung hatte. Also Flug sausen lassen, der nächste Weg war zur deutschen Botschaft um sich die Echtheit und Gültigkeit der Kopie bestätigen zu lassen, was auch kein Problem war.. Nächster Anlauf zur Rückreise Dienstag. Leider konnten sie aber anscheinend mit ihren Karten das Ticket nicht bezahlen und der ATM spuckte auch zuwenig Bares aus…(Studenten halt :-) , dann kam also der verzweifelte Hilfeanruf per Telefon…
Kein Problem, ich bezahle online mit der Kreditkarte, das Geld können sie mir ja dann in Deutschland überweisen…geplanter Abflug 21:20 mit Emirates, noch mehr als sechs Stunden, das kriegen wir hin… dachte ich…
Was dann folgte hat mich näher an den Rande des Wahnsinns gebracht als der FRRO Besuch im Juli (Remember?).
Als erstes musste ich lernen, dass man direkt bei Emirates nur online mit Kreditkarte bezahlen kann, wenn man selber mitfliegt, das gilt nicht für alle Länder, aber für Indien.
Ok, nächster Versuch, MakeMyTrip, ein Reiseanbieter, der hier in Indien gerne genommen wird. Allerdings war deren Internetauftritt gerade etwas unpässlich, naja, that's India.
Eric hatte die Idee, ich solle mal "Edreams" probieren, damit hätte er gute Erfahrungen gemacht. Gesagt, getan und tatsächlich, der Flug lies sich problemlos buchen…dachte ich…
Es kam eine Bestätigungsmail, allerdings sei das "Payment still pending", ich solle mich noch etwas gedulden…das kann bis zu 30 Minuten dauern.
Eine Dreiviertelstunde später ist noch nix passiert.
Also Anruf bei der Edreams Hotline, wie sich rausstellt eine Nummer in Spanien, aber egal, ich habe ja noch genügend Geld auf meinem indischem PrePaid Handy und telefonieren ist in Indien ja günstig…
Auskunft nach dem Durchklicken durch den Telefoncomputer und endlich einer menschlichen Stimme am Telefon:
Bitte Ausweis und Kreditkarte einscannen und schicken, dann klappt das schon…
Gesagt, getan…nix passiert, ergo zweiter Anruf:
Es tut ihnen leid, aber die Airline hat in der Zwischenzeit die Reservierung storniert, einfach nochmal von vorne anfangen.
Ok, nochmal die ganzen Daten eintippen…"Booking not possible".
Anruf Nr.3: ¨Oh, es sind ja inzwischen weniger als 5 Stunden bis zum Abflug, da lässt das das System nicht mehr zu… Fangen sie nochmal von vorne an, wenn sie zum Payment kommen, rufen sie nochmal an, das kriegen wir hin…¨
Nächster Versuch, Anruf Nr.4, und tatsächlich machen wir Fortschritte, bis: "Sie haben nur noch 10 Rupee auf ihrer Karte, bitte laden Sie sofort auf !!!" Nee, oder? 20 Sekunden später ist die Verbindung beendet...wieder nix...
In der Zwischenzeit kam mir die Idee, ich könnte es ja mal mit der Emirates Hotline versuchen. Eine Nummer in Deutschland kann ich auch bedenkenlos mit meinem Firmen-Laptop anrufen: "Ja, mit Kreditkarte können Sie in Indien online nur bezahlen, wenn Sie selber mitfliegen, aber Sie können in Bangalore schnell zum Emirates Office gehen, dort können Sie bezahlen"
"Schnell….in Bangalore….Sie waren noch nie in Indien, oder?"
"Nein, warum?"
"Danke für das Gespräch…"
Inzwischen rückt der Abflugtermin unangenehm nahe…ein kurzer Check wann denn der nächste Flieger geht, 4:00 morgens, mit Etihad und sogar noch günstiger als Emirates.
Ohne Rücksprache zu halten buche ich die Reise, bei Etihad geht auch das Bezahlen mit der Kreditkarte, online, straight ahead…
Mascha ist überglücklich und in der vergangenen Nacht kam die SMS, dass sie wohlbehalten in Deutschland angekommen sind… Na also…:-)
So, eigentlich wollte ich noch ein paar Worte zu Shiva schreiben, aber jetzt wird mir die Zeit schon wieder zu kurz…
Der Tiger, der angeblich in Bandipur drei Menschen auf dem Gewissen hat, wurde jetzt Shiva getauft, aber eindeutig bewiesen ob er wirklich der Übeltäter ist, ist 's eh noch nicht, seine Exkremente werden gerade auf menschliche DNA untersucht…ich bleibe dran…:-)
So
15
Dez
2013
A so a saudummer Dog...
...I woas ned recht wos I mog,
und wann I´s wüsst nacha kannd I ned so wia I wui...
Das Gefühl, das Herr Wecker da besingt, kennen wahrscheinlich die meisten, mir ging es am Samstag so.
Am Freitag bin ich direkt vom Büro aus in die Government School in der Nähe der Stonehill International gefahren, weil mehrere Klassen der beiden Schulen ein gemeinsames Theaterstück entwickelt und einstudiert haben, das sie am Freitag zum Besten gaben.
Panchatantra, alte indische Fabeln. Benedict spielte das ¨Ego¨ im ersten Tantra. Naja, eigentlich war es mehr eine Sprechrolle mit einem Löwen als Schattentheater Figur, aber ich fand es gut.
Kathrin kam mit Shekar mit dem Auto nach, um mich im Office abzuholen hätte die Zeit nicht gereicht, weil sie vorher noch eine Brotbackmaschine ( :-) ) gekauft haben.
Die Wege müssen ja logistisch alle gut geplant werden, von meinem Office bis zur Schule sind es 35 km quer durch die Stadt und so hatte ich in der Rush Hour eh ziemlich zu kämpfen um pünktlich zu kommen.
Das Theaterstück war nett, wobei ich zugeben muss, dass ich nicht immer den tieferen Sinn der Tantras verstanden habe (das Panchatantra besteht aus 5 Tantras, naeheres bitte nachgoogeln..:-), aber egal, das Faszinierendste war eh, zu sehen, wie die Lehrer und Schüler es geschafft haben dieses Stück mit Jugendlichen aus zig Nationen auf die Beine zu stellen.
Jedenfalls sind wir alle etwas später und ziemlich müde erst nach Hause gekommen und dementsprechend träge begann der Samstag morgen, mit eben oben erwähntem Gefühl.
Gegen Mittag zeichnete sich noch kein Plan ab, was wir denn mit dem Tag anfangen werden, zum Baden war es mir zu bewölkt, eigentlich ideales Motorradwetter und so bin ich aufgebrochen um ein bisschen über Land zu fahren.
Wenn man mal etwas außerhalb Bangalores ist und auch die Hauptstraßen verlässt, kommt man auch sehr schnell ins sehr ländliche Indien, dort wo Menschen und Tiere noch zusammen wohnen, Frauen vor den Türen mühsam die Wäsche waschen, Männer auf den Feldern arbeiten, Kinder irgendwo auf einem freien Platz im Sand Cricket spielen oder einfach nur versuchen mit ihren Fahrrädern mit diesem Fremden auf seinem Motorrad, das sie sich nicht leisten werden können, selbst wenn sie ihr Leben lang darauf sparen, Schritt zu halten.
Aber überall Freundlichkeit, die Männer schauen eher neugierig, die Frauen eher verstohlen, nur die Kinder sind, wie überall auf der Welt, herrlich offen und herzlich begeistert. Und nirgends, wird gebettelt oder aufdringlich versucht etwas an den Mann zu bringen. Irgendwo kaufe ich mir für wenige Rupees in einem ¨Restaurant¨ ein Mittagessen und habe das Gefühl, die Leute freuen sich einfach, dass man mit ihnen zusammen isst. Kommunikation ist zwar kaum möglich, weil nur die wenigsten überhaupt ein paar Brocken Englisch können, aber die Gastfreundschaft ist deutlich spürbar. Vor einigen Monaten hätte ich wahrscheinlich schon beim Betreten dieses Lokals Durchfall bekommen, aber inzwischen habe ich mich schon sehr gut akklimatisiert, nur das Wasser, das auf jedem Tisch in Plastikkrügen bereitsteht, traue ich mich noch nicht anzurühren.
An der Straße ist gerade Gemüsemarkt und irgendwie habe ich Lust mir Radi zu kaufen. Ich suche mir drei schöne aus dem großen Stapel raus und bezahle letztendlich lächerliche 10 Rupees.
Etwas später durchquere ich ein Dorf, das sich anscheinend auf Seidenherstellung spezialisiert hat. An jedem zweiten Haus sind große ¨Tafeln¨ aufgestellt, in denen Seidenraupen ihr Werk tun und sich gemächlich ihren Kokon spinnen. Wenn sie fertig sind, werden die ei-förmigen, wenige Zentimeter langen Gebilde gesäubert und am Markt zur Weiterverarbeitung verkauft.
Auch hier wird mir Alles mit großer Begeisterung und noch größerem Stolz gezeigt.
Insgesamt war der Nachmittagsausflug mal wieder bestens dazu geeignet sich mal wieder zu ¨grounden¨, das eigene Weltbild mal wieder zurechtzurücken.
Abends waren wir dann mal wieder in der Phoenix Mall, da hat die Freiluftkonzert Saison wieder begonnen, Freitag, Samstag und Sonntag spielen teilweise sehr gute Bands meist Coversongs im Innenhof und man hat die Gelegenheit in einem der Restaurants nebenbei gemütlich zu Abend zu essen, oder wie gestern, einfach nur was zu trinken. Die Preise sind auch hier nicht zu teuer verglichen mit deutschen Preisen, und trotzdem zahlt man für ein kleines 0,33 l Bier den Preis, für den ich am Nachmittag viermal zu Mittag essen hätte können.
Allerdings sind wir noch nicht all zulange gesessen, als Maud, die Tochter von Sylvie aus der Schule anrief, ob ihre Mutter sie denn nicht abholen könne, die für den Abend angesetzte ¨80ger-Party¨ lief wohl nicht so wie erwartet. Ich habe mich angeboten mit dem Motorrad zu fahren, weil man ja doch schneller durch den Verkehr kommt und außerdem, wann hat man schon mal die Gelegenheit auf eine Schulachtzigerjahre-Party zu kommen..:-)
Allerdings zogen sich halt die gut 30km hin und wieder zurück doch ziemlich, so dass es zwar anschließend noch für ein kleines Bierchen gereicht hat, aber die Band schon aufgehört hatte zu spielen...
Heute morgen war dann wieder ein besonderes Event, Jana, eine indische Arbeitskollegin hat mich schon vor längerem mal gefragt, ob wir nicht mal Lust hätten mit ihr in die Baptistenmesse zu gehen. So haben wir uns also für heute Vormittag zum Gottesdienst verabredet. Die Kinder wollten nicht, bzw. hatten für die Schule zu tun und so sind nur Kathrin und ich hin gefahren.
Ich hatte eigentlich eine Kirche erwartet und war ganz überrascht, dass am angegebenen Punkt ¨nur¨ eine Art Gemeindehaus war. Wir waren etwas früh dran und sind mitten in die vor der Messe stattfindenden Bibelstunde gekommen. Jana war schon da, und bei der ersten Gelegenheit sind wir auch vom Gemeindepfarrer und allen wichtigen Gemeinde Mitgliedern persönlich begrüßt worden. Anschließend war dann der Gottesdienst, die erste halbe Stunde wurde überwiegend gesungen und zwischendurch angeleitet von Pfarrer Nelson, gebetet. Irgendwann wurden wir auch namentlich in der Gemeinde begrüßt und durften uns den alteingesessenen Gemeinde Mitgliedern zeigen.
Im Gegensatz zu Deutschland waren übrigens sehr viele junge Menschen und auch Kinder in der Kirche, die kleinen Kinder hatten auch ein extra Spiele-Eck eingerichtet bekommen.
Dann kam ¨Brother Don¨, ein etwas älterer Amerikaner, der eine halbe Stunde eine flammende Predigt gehalten hat und dabei immer wieder verschiedene Stellen des alten Testaments aufgegriffen hat (die man mitlesen konnte, entsprechende Verweise wurden per Beamer übertragen und für diejenigen, die keine eigene Bibel dabeihatten wurde Leihbibeln zur Verfügung gestellt). Insgesamt eine Predigt, die mir aber eher den Hals anschwellen lies ob des aggressiven Untertons bzw. der Intoleranz, die ich eigentlich in einer christlichen Kirche nicht mehr vermutet hätte.
Bevor die Messe zu Ende ging und Kaffee gereicht wurde, wurde aber noch eine ¨Hausaufgabe¨ aufgegeben, nämlich die Bibelabschnitte genannt, die man bis zum nächsten Mal lesen solle.
Beim anschließendem Kaffee habe ich dann auch Jana Feedback gegeben und sie hat daraufhin gemeint, dass Brother Don nur ab und zu einspringt und zugegeben: ¨...his speeches are sometimes a little bit harsh...¨.
Natürlich gab es auch noch die Verabschiedung von Pfarrer Nelson persönlich, mit der Aufforderung doch wiederzukommen und dass es so schön gewesen sei, dass wir hier waren.
Fazit: Die Gemeinde und allen voran Pfarrer Nelson sehr nett und sehr aufgeschlossen, Bruder Don war jetzt nicht nach meinem Geschmack, den hätte ich jetzt eher bei irgendwelchen ultrakonservativen Quäkern vermutet...
Aber insgesamt sind die fast zwei Stunden wie im Fluge vergangen, eigentlich überraschend, da ich zu hause die Gottesdienste inzwischen ja weitestgehend meide und wenn es mal sein muss, meistens nach ca. 10 Minuten das erste Mal verzweifelt auf die Uhr schaue.
Also, eine nette Erfahrung und ich möchte nicht ausschließen vielleicht auch wieder einmal hinzugehen, allerdings habe ich nicht vor mich irgendeiner Religion fest zu verschreiben, und auch Bibeltexte werde ich wohl eher nicht lesen, schon gar nicht als Hausaufgabe... aber ich freue mich schon auf Diskussionen mit Jana im Büro...irgendwie möchte ich schon gerne verstehen was eine hübsche, intelligente, junge Frau veranlasst jeden Sonntag dort zu verbringen, zumal sie mir im Vorfeld erzaehlt hat, dass sie gar nicht in der Nähe wohnt....
Mi
18
Dez
2013
Frohe Weihnachten...
...und einen guten Rutsch nach 2014 !!!
Wenn ich ehrlich bin ist bei mir die Weihnachtsstimmung gleich Null und auch der Gedanke, dass in weniger als 2 Wochen das neue Jahr anbrechen soll erscheint mir vollkommen fremd. Das Gehirn weigert sich scheinbar das zu akzeptieren, wenn die Erfahrung einfach sagt, das kann nicht sein, dafür ist es viel zu warm. Ich finde, das ist eine sehr interessante Beobachtung, weil der Verstand natürlich weiß, dass es Fakt ist, dass heute der 18. Dezember ist und trotzdem erscheint es unglaubwürdig.
Naja, jedenfalls ist jetzt eh mal wieder alles viel zu schnell gekommen, heute war mein letzter diesjähriger Arbeitstag und ich habe das Gefühl viel zu viel ¨liegen gelassen¨ zu haben, aber das ist jetzt kein indisches Phänomen.
Immerhin haben wir das Jahr meiner Meinung nach sehr erfolgreich abgeschlossen, was ich vor einigen Monaten so nicht erwartet hätte.
Morgen geht es ab in den Weihnachtsurlaub nach Malaysia und der Koffer muss natürlich auch noch gepackt werden...
Die Jungs hatten heute ihren letzten Schultag, was hier allerdings schon auffällt ist, dass in den letzten Tagen die Zahl der Schüler kontinuierlich nach unten gegangen ist. Die Disziplin bis zum letzten Tag zur Schule zu gehen ist nicht besonders ausgeprägt, die Kinder gehen halt solange in die Schule bis die Eltern Urlaub haben und nicht umgekehrt.
Und natürlich fahren viele der Expatriates über Weihnachten in ihre Heimatländer.
Bei uns ist dieser Gedanke eigentlich relativ schnell vom Tisch gewesen, weil unsere Zeit hier in der Fremde im Vergleich zu den anderen ja sehr überschaubar ist und wir eigentlich ausnutzen wollen, dass wir schon mal ¨vor Ort¨ sind.
Ich hätte die Weihnachtsferien lieber in Indien verbracht, aber die Ziele, die mir so vorschwebten, waren entweder schon ausgebucht oder hoffnungslos überteuert. Jetzt ist es also Malaysia geworden, ist doch auch schön...:-)
Allerdings gibt es wohl wieder eine Blog-Pause, nicht weil das Ziel nicht zum Titel des Blogs ¨Impressions from India¨ passt, sondern weil ich wohl meinen Laptop nicht mitschleppen will...
Aber ich werde mir einige Stichpunkte machen und natürlich Fotos schießen, sodass ca. zum Hl. Drei Königsfest mit einem ¨Malaysia Special¨ gerechnet werden kann.
Bis dahin, bleibt mir alle gesund, CU soon...
... oder um einen bekannten Austro-Amerikaner zu zitieren: ¨I´ll be back¨...:-)