Mi
06
Aug
2014
Dubai
1.8. - 3.8.
Ein kurzer Abstecher über das Wochenende in die Boom-Stadt am persischen Golf, die Hauptstadt des gleichnamigen Emirates, eines der sieben der vereinigten arabischen Emirate.
Kathrin und die Jungs werden einen dreiwöchigen Urlaub in Indien verbringen und so haben sie den Hinflug genutzt für einen Sightseeing Stopp in Dubai und ich bin von Bangalore aus hingeflogen um mich anzuschließen.
Soviel zur Erklärung warum überhaupt, ansonsten muss man nämlich gehörig einen an der Waffel haben um Anfang August Urlaub am Golf zu machen.
Die Tagestemperaturen liegen jenseits der 45° Marke.
Die Wassertemperatur des persischen Golf entspricht der einer warmen Winterbadewanne und wenn man das Salzwasser an der Stranddusche abwaschen will, sucht man verzweifelt nach dem nicht existierendem Kaltwasserhahn.
Aber es sollte ja eine Städtereise sein und kein Badeurlaub. Nachdem wir uns am Freitag morgen um 7:00 am Flughafen getroffen haben, wollten wir erst mal mit der Metro zum Hotel fahren, ich habe extra ein Hotel in der Nähe einer Station gebucht.
Pustekuchen, der Freitag ist ja der islamische Sonntag und an diesem Tag startet die Metro erst am Nachmittag. Macht nix, also fahren wir halt Taxi, das soll ja recht günstig sein in Dubai.
Allerdings brauchen wir ein Großraumtaxi, weil Sammy, ein Freund von Benedict, mit dabei ist und fünf Personen inklusive Gepäck nun wirklich nicht in ein normales Auto passen.
Nochmal Pustekuchen, der Preis war dann circa 25 Euro, vergleichbar den deutschen Preisen. Der realistische Dubai Preis wären etwa 5 Euro gewesen, den Preis haben wir dann auch für die Rückfahrt am Sonntag abend bezahlt.
Also gut, das erste Mal gelöffelt worden, es kam noch ein zweites Mal dazu, aber irgendwie erwartet man das ja fast in einem arabischen Land.
Der Plan für den Freitag sah eine Stadtrundfahrt mit dem Hop on / Hop off Bus vor (hier heißt er halt BigBus), da ich die Erfahrung gemacht habe, dass man damit in kurzer Zeit am Meisten über eine Stadt erfährt und einen guten Überblick kriegt und außerdem waren wir alle ziemlich geschafft von der vorhergegangenen Nacht und so war ein Tag Berieselung gerade richtig.
Ich habe dabei mitgenommen, dass Dubai prinzipiell aus folgenden Teilen besteht, die für den 08/15 Touristen interessant sein könnten:
-Die "Altstadt" rund um den Creek mit den Stadtteilen Deira (wo auch unser Hotel war) auf der einen Seite des Creek und Bur Arab auf der anderen Seite.
-Das neue Stadtzentrum mit einer Reihe von Hochhäusern, dominiert vom Burj Khalifa, dem derzeit höchstem Gebäude der Welt mit 828 Metern.
-Die Küste um Jumeihra mit den vorgelagerten künstlichen Inseln, auf einer davon steht auch das Burj al Arab, das berühmte 7 Sterne Hotel in der Form eines Segels und das eigentliche Wahrzeichen Dubais.
-Die Dubai Marina, die teuerste Marina der Welt mit über 200 Wohnhochhäusern, die sich wie Reihenhäuser aneinanderreihen.
Und ständig kommen neue dazu, immer mit dem Bestreben einen neuen Rekord aufzustellen, entweder noch einen Tick höher als der Nachbar oder stylischer.
So gibt es hier zum Beispiel ein Hochhaus das in sich um 90° gewunden ist. (Natürlich ein Rekord, "the highest twisted building"), jetzt soll ein Bauwerk bestehend aus zwei Hochhäusern entstehen, die in sich gewunden sind.
Überhaupt ist Dubai eine Stadt der Superlativen, schneller weiter, höher...und vor allem größer.
Alleine der Burj Khalifa hält angeblich 60 Einträge im Guiness Buch der Rekorde, von der höchsten Aussichtsplattform bis hin zum höchsten vertikalem Betonhochpumpen während der Bauphase.
Fast jedes sechste der 300 höchsten Gebäude der Welt steht in Dubai.
Und es geht ungebremst weiter, als ob es die Krise im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts nie gegeben hätte. Am Ende soll es alleine auf der künstlichen Palme (der bekanntesten, "Palm Jumeirah", es gibt ja mehrere davon) 42 5-Sterne Hotels geben, momentan sind es acht, angeführt von dem Flaggschiff Atlantis am Kopfende der Palme (Ein Nachbau des Atlantis Hotels auf den Bahamas).
Eine weitere Palme, die gerade entsteht ist Teil des "Waterfront Projects", einer weiteren vorgelagerten künstlichen Welt etwa 40 km entfernt, das irgendwann mal die doppelte Größe und Kapazität HongKongs haben soll.
Am Freitag abend gab es dann eine Nachtrundfahrt, nur unterbrochen von einer Sound and Light Show im Wafi Einkaufszentrum, das ist eine Mall und ein Hotel in der Form einer Pyramide, dekoriert ganz im Stil von Ramses und Co, die aber nicht sooo sehenswert ist (also weder die Show, noch die Mall).
Samstag Vormittag haben wir erst mal eine Bootsfahrt auf den Creek gemacht bevor wir dann eben zum Baden an den Stadtstrand gefahren sind.
Von dort ging es dann weiter zur Dubai Mall, der größten Mall der Welt mit 1200 Geschäften.
Eigentlich wollte ich gerne noch vorher einen Abstecher in die "Mall of the Emirates" machen und einen Blick auf die Skihalle werfen, aber die Zeit drängte, weil wir für 18:00 Karten für die Aussichtsplattform des Burj Khalifa hatten.
Dort oben haben wir dann auch fast zwei Stunden verbracht, laut vorheriger Internetrecherche war an dem Tag nämlich der Sonnenuntergang in Dubai um exakt 19:03, wobei aber wegen der hohen Luftfeuchte die Sonne nicht wirklich am Horizont verschwand.
Bis es vollkommen dunkel war und sich die Stadt in ein faszinierendes Lichtermeer verwandelte dauerte es dann nochmal ein paar Minuten.
Vor der Dubai Mall, am Fuße des Turms gibt es einen kleinen künstlichen See mit einer Wasserfontäne die alle halbe Stunde aktiviert wird, immer mit anderer Musik und entsprechend passender Licht und Fontänen-Show.
Sowohl der Blick von oben als auch vom Platz vor der Mall ist faszinierend, wobei man von oben versuchen sollte einen Platz auf dem Balkon zu ergattern, weil man nur dann auch die Musik hört.
Als Abendprogramm gab es dann noch einen Spaziergang über den Gold Soukh in Deira, wobei ich mir den anders vorgestellt habe, vielleicht mehr den marokkanischen Soukhs ähnelnd.
Letztendlich ist es aber nur eine Aneinanderreihung von Schmuckgeschäften. In meinem Reiseführer, den ich mir kurz vorher noch in Bangalore gekauft habe ("Dubai for the Indian Traveller" :-)), steht, dass zu jeder Zeit circa 25 Tonnen Gold !!! in den Auslagen liegen.
Den Weg zum Hotel legten wir dann per Pedes zurück, was ich insofern interessant fand, weil er durch ein Viertel führte in dem kein Luxus-Dubai zu sehen ist, sondern wo vielmehr die Arbeiter aus Indien, Asien, Afrika leben und wo man Falafel oder einen Wrap für wenige Cent bekommt.
Am Sonntag gab es noch einen Besuch (im sehr interessanten) Dubai Museum, bevor es auf eine (schlecht) organisierte Tour in die Wüste ging.
Mit dem Toyota Geländewagen über die Dünen brettern (leider nur als Mitfahrer), Bauchtanz, Kamelreiten (oder vielmehr sich mal draufsetzen für's Foto), Hennabemalung, Shisha rauchen, alles eben was das Touristenherz so wünscht.
Zwischen Museum und Wüste war übrigens der Moment in dem ich das zweite Mal gelöffelt worden bin. Beim Schlendern über den Markt hat man mir ein Arabertuch angedreht. Ich dachte es wäre eine gute Idee um etwas zu haben, mit dem man sich den in Strömen fließenden Schweiß abwischen kann.
Nach Verhandeln war der Preis nur noch ein Drittel des Einstiegspreises, wahrscheinlich aber trotzdem noch zu hoch, aber der eigentliche Betrug war: Der Verhandlungsgegenstand war ein Baumwolltuch...bekommen habe ich ein original verpacktes...Polyester Tuch!
Nach der Wüstentour ging es dann spätabends zum Flughafen und nach der Landung in Bangalore direkt vollkommen übermüdet ins Büro.
Soweit also der Reiseverlauf. Aber wie steht es mit meinem persönlichem Resümee?
Bevor ich nach Dubai geflogen bin, dachte ich: "Schauen wir mal was dabei rauskommt, wenn man Kameltreibern soviel Geld in den Hintern bläst, dass es geysir-artig bei den Ohren wieder rausspritzt"
Ein bisschen was habe ich dazugelernt. Zum Beispiel, dass die Gegend rund um den Creek schon vor 5000 Jahren besiedelt wurde, es gibt auch Ausgrabungen dazu und alles ist im Museum wirklich sehr schön dargestellt.
Die Haupttätigkeit war über Jahrhunderte nicht der Kamelhandel oder das Beduinentum, sondern die Fischerei und vor allem die Perlentaucherei.
Allerdings kam es zur großen Krise als die Japaner in den 30gern des letzten Jahrhunderts entdeckten, dass man Perlen auch züchten kann.
1966 hat man schließlich gemerkt, dass man auf einem Ölfaß sitzt und seit 1969 wird exportiert.
Und somit begann das Einblasen in den Arsch.
Allerdings muss man dem damaligem Herrscher, Scheich Raschid, zu Gute halten, dass er eine Vision hatte und diese Vision auch verwirklichte.
Es entstand das moderne Dubai als Haupt- Handels und Finanzzentrum der neu gegründeten vereinigten Emirate.
Als Anreiz für Investitionen gab und gibt es nachwievor Steuerfreiheit. Bezahlt wird das Ganze natürlich mit Öl, wobei das Öl aus Dubai nur noch 7 % des Bruttosozialprodukts ausmacht, aber es gibt ja auch kaum noch was.
Die Frage ist, wie lange man sich das noch leisten können wird. Der Tourismus ist zur nicht unerheblichen Einnahmequelle geworden und man hängt halt auch ein bisschen am Tropf vom Nachbaremirat Abu Dhabi.
Das ist flächenmäßig viel größer und es gibt derzeit noch genügend Öl.
Angeblich sollte ja der Rekord-Turm eigentlich Burj Dubai heißen und ist dann aber nach dem amtierenden Herrscher Abu Dhabis, Scheich Khalifa, benannt worden, weil der die Fertigstellung bezahlt hat.
1990 hat Rashids Sohn Maktoum das Emirat übernommen und nach dessen Tod sein jüngerer Bruder Muhammad, der bis dato regiert.
Beide haben die Entwicklung der Stadt von Anfang an mitbekommen, Muhammad wurde 1949 geboren.
Was wird aber passieren, wenn die dritte Generation übernimmt.
Der auserkorene Kronprinz Hamdan ist Jahrgang 1982. Seine Generation ist es gewöhnt, dass das Geld fließt wie das Wasser aus der Leitung. An absurden Luxus wie einen Bentley mit einer Karosserie aus Weißgold und einem Mercedes aus Gold.
Als wir vor der Dubai Mall standen ist ein Dubaier aus dieser Generation mit einem türkis lackiertem Mercedes mit einer 6,3 Liter AMG Maschine vorgefahren, hat nochmal den Motor aufheulen lassen und dann sein Auto im Halteverbot auf dem Zebrastreifen abgestellt.
Auf dem Highway in die Wüste zeugen unzählige Reifenspuren auf der Straße (Donuts) von den Spielchen, die hier anscheinend mit den PS starken Boliden getrieben werden.
Es bleibt abzuwarten, aber nach einem Sprichwort wirkt sich die dritte Generation oft nicht so vorteilhaft auf ein Familienunternehmen aus.
Mal sehen, ob das auch auf ein ganzes Emirat zutrifft.
Also mein Fazit:
"Besucht Dubai, solange es noch steht :-), es ist wirklich eine Reise wert"
Mi
13
Aug
2014
Wochenendausflugs-planänderungen
Letztes Wochenende war das einzige Wochenende, das wir gemeinsam hier in Bangalore verbringen werden. Und das wollten wir für zwei Tagesausflüge nutzen. Haben wir auch, aber halt nicht so wie geplant.
Der Plan war eigentlich am Samstag nach Hogenakkal zu fahren, das ist ein Wasserfall südlich von Bangalore in Tamil Nadu und am Sonntag wollten wir nach Chitradurga einem Fort nordwestlich von Bangalore, um ein bisschen zu spazieren und die neuen Wanderschuhe von Basti und mir einzulaufen. Warum wir die brauchen, dazu später...
Weiterhin war der Plan, dass ich mit dem Motorrad fahre und bei Interesse jemanden mitnehme, zu sechst im Auto (Kathrin, Bene, Basti, Sammy, Shekar und ich) geht zwar, macht aber nicht wirklich Spaß. Zu viert hat man gut Platz und wir können uns ja am Ziel treffen.
Nächste Entscheidung, welches Bike soll ich nehmen? Inzwischen habe ich auch auf Red Lady eine Zweiersitzbank und ein zweites Paar Fußraster nachgerüstet und so fällt auch die Entscheidung, sie mal auf Zwei-Personen-Tauglichkeit zu testen.
Basti will gleich Samstag Vormittag als erster mitfahren, so sei es.
Wir haben uns extra die kleineren Straßen rausgesucht, es macht halt doch mehr Spaß mit weniger Verkehr und mehr Natur.
Nach circa zweieinhalb Stunden Fahrt und schon sehr nah am Ziel werden wir von einer Polizeikontrolle angehalten, wo wir denn hin wollten.
Na zu den Wasserfällen.
Es ist alles gesperrt, man darf auch im Fluss nicht baden, es sei alles zu gefährlich wegen Hochwasser.
Der Monsun hat anscheinend weiter flussaufwärts soviel Regen gebracht, dass die Staumauer bei Kabini geöffnet werden musste und deswegen der Kaveri River überflutet ist.
Na, immerhin dürfen wir nach ein bisschen verhandeln weiterfahren, schließlich wollen wir uns mit den anderen in Hogenakkal treffen, und die kommen aus einer anderen Richtung angefahren.
Das Moped wird wieder gestartet und weitergeht´s. Allerdings nur wenige Kilometer und dann beschließt die Lady nicht mehr zu wollen. Na toll, auch noch ¨in the middle of nowhere¨ ohne Handy Empfang, weder mit AirCel noch mit der Airtel Karte.
Erstmal Fehleranalyse: Der Anlasser geht, aber der Motor zündet nicht, also entweder kein Sprit oder kein Zündfunke. Beim Tanken waren wir aber schon...
Der erste two wheeler, der vorbeikommt hält aber gleich an, darauf sitzen zwei junge Inder. ¨What´s the problem?¨
Ich erkläre es ihnen.
¨Do you have enough fuel?¨
Danke ihr Spaßvögel, ganz dumm bin ich auch nicht.
¨Perhaps it is simply too hot, wait a few minutes and than try again¨
Naja, Zündkerzenschlüssel habe ich nicht dabei und vielleicht ist es ja echt ein Temperatur Problem mit der Zündspule oder whatever...
Fünf Minuten später, tatsächlich, sie springt an, ich setze mich drauf und richte das Bike vom Seitenständer auf und...schon wieder aus...
Die kriegt doch keinen Sprit, Benzinleitung verstopft? Benzinpumpe hin?
¨Two kilometers straight ahead, there is a mechanic¨
Na wenn das stimmt, zwei Kilometer schieben ist ja nicht die Welt.
Also los geht’s, die beiden Jungs verabschieden sich.
Schon nach wenigen hundert Meter ist ein kleiner Essensstand mitten im nirgendwo, davor sitzen ein paar wenige Leute.
¨What´s the problem? You need fuel?¨
¨No thank you the tank is full, maybe something with the fuel pump¨
Mir war nämlich inzwischen aufgefallen, dass das leise Surren, wenn man den Zündschlüssel auf ON stellt, nicht zu hören war und der Verkäufer im Enfield Store hat mir bei der Übergabe im Februar erzählt, dass das von der Einspritzpumpe kommt. Aber das war nur ein vager Verdacht.
Basti und ich bleiben kurz stehen, mein Shirt ist eh schon durchgeschwitzt, bisschen Pause machen...
Und ab da bekam das Ganze eine Eigendynamik wie man es sich kaum vorstellen kann. Keiner der Leute sprach vernünftiges Englisch, aber jeder überschlug sich mit mehr oder weniger hilfreichen Vorschlägen.
Sie fangen auch gleich fleißig an das Bike zu inspizieren.
¨Wo ist denn der Benzinhahn?¨
¨Das Modell ist neu, da gibt es keinen Benzinhahn mehr!¨
"Aha"
Es kommen immer mehr Leute dazu. Und jeder will mal auf den Anlasser drücken um zu sehen, ob sie nicht bei ihm doch anspringt.
Jetzt ist's aber mal gut, so wird nur die Batterie leer.
Das verstehen sie anscheinend, ab sofort wird der Kickstarter malträtiert. Erfolglos natürlich.
Das Problem ist, dass die Inder ja wirklich Meister im Improvisieren sind, aber die Continental GT ist halt ein nagelneues Modell, und die erste Enfield mit Einspritzpumpe. Das kennen sie noch nicht.
Plötzlich ist wieder ein neuer junger Mann da...angeblich ein Mechaniker, der herbeigerufen wurde. Er baut auch gleich Sitzbank und Tank ab, er hat wenigstens auch einen Zündkerzenschlüssel dabei.
Gleichzeitig drückt mir ein anderer sein Handy ans Ohr, er hat anscheinend den nächsten Enfield Store angerufen und der Mechaniker möchte sich mit mir unterhalten.
Mo
25
Aug
2014
Ladakh Part 1
Allgemeines und Ankunft
15./16.08.14
"Where the fuck is Ladakh?"
Eine Frage, die ich ehrlich gesagt bis vor kurzem auch nicht so genau hätte beantworten können.
Ladakh ist die größte Provinz im nördlichsten Bundesstaat Indiens, Jammu Kashmir, mitten im Zentral Himalaya.
Westlich grenzt es an Kashmir, nördlich an Pakistan (oder zumindest den Teil von Kashmir, den die Pakistanis kontrollieren), östlich an Tibet, sprich an China (ein Teil Ladakhs ist unter chinesischer Kontrolle) und südlich an Himachel Pradesh, einem weiteren Teil Indiens. Die Nord bzw. Ostgrenze ist auch nicht so ganz fest bestimmt und auch gelegentlich Gegenstand von "Diskussionen". Erst gestern stand in der Zeitung, dass zwei Zivilisten im Grenzgebiet getötet worden sind und weitere sechs verletzt wurden, allerdings weiter westlich in Kashmir.
Aber keine Angst, näher als gut 50 km sind wir an die pakistanische Grenze gar nicht rangekommen, und selbst da musste man schon einen Checkpoint passieren (und auch bezahlen).
Ladakh ist etwas größer oder etwas kleiner als Schottland, je nachdem, ob man die Berge, die die Chinesen beanspruchen, mitrechnet oder nicht.
Und auf der Fläche leben gut 250 000 Einwohner und diese geringe Population ist auch der Grund warum Ladakh nicht im Namen des Bundesstaates auftaucht, obwohl es über 40% der Fläche ausmacht, allerdings kommen nochmal circa genausoviele Soldaten dazu. Militärbasen sind überall präsent, hauptsächlich entlang des National Highway No.1.
Für Touristen ist die Gegend überhaupt erst seit Mitte der Siebziger zugänglich.
Auch der Dalai Lama hat in Ladakh eine Zuflucht gefunden. Er hat hier ein Haus mit einem riesigem angrenzendem "Open Air Gelände", das er benutzt wenn er hier ist und seine neuesten Erkenntnisse verlauten lässt, das letzte Mal war er wohl den ganzen Juli hier, wir haben ihn also nur knapp verpasst.
Die Hauptstadt Ladakhs ist Leh inmitten des Indus-Tals gelegen. Hier befindet sich der höchstgelegene Flughafen Indiens mit fast 3500 Höhenmetern. Er war auch mal der höchste der Welt, aber inzwischen gibt es zumindest in Bolivien einen mit 4000 Metern und die Chinesen haben das alles letztes Jahr nochmal getoppt und einen Airport auf über 4400 Metern in Tibet eröffnet.
Soweit also zu den "nackten" Fakten.
Bevor wir aber überhaupt nach Leh fliegen können, müssen wir noch einen Nachmittag und eine Nacht in Delhi verbringen. Man kann nämlich von Bangalore aus gar nicht so früh nach Delhi fliegen um die letzte Maschine (es fliegen eh nur drei) nach Leh zu erwischen.
In Delhi kommen wir gegen Mittag an und werden schon vom Chauffeurservice des Hotels Lemon Tree erwartet.
Etwas später bestellen wir uns dann ein "4-Stunden Taxi", etwas, das hier in Indien durchaus üblich ist, man "mietet" ein Auto mit Chauffeur für eine bestimmte Zeit, meist eben 4 Stunden, inkludiert ist eine bestimmte, meist ausreichende Kilometerzahl. Da alles über das Hotel abgewickelt wird, ist allerdings der Preis relativ hoch, fast 13 Euro!!!
Benedict zieht es vor im Hotel auszuschlafen, also machen wir uns zu viert auf den Weg. Erstmal zum Lotustempel, Sammy kennt ihn ja noch nicht, allerdings finden wir eine schier endlose Schlange vor dem Eingang vor und beschließen deshalb uns mit einem Foto von außen zufrieden zu geben.
Anschließend geht es nach "Old-Delhi" und wir steigen um auf eine, bzw. zwei Fahrradrikschas. Der Weg durch die schmalen Gässchen ist normalerweise ziemlich zeitraubend, diesesmal geht es allerdings sehr schnell, weil durch den Independance Day sehr viele Geschäfte geschlossen sind und ausserdem ist Freitag, also der islamische Sonntag und da arbeiten die Muslime eh nichts.
Der Rikshafahrer fährt uns zu einem 1000 Jahre alten Jain Tempel mitten in der Altstadt, abgelegen in einer kleinen Seitengasse. Von aussen ist er gar nicht als Tempel zu erkennen.
Ein Jain Priester führt uns in und durch den Tempel, allerdings dürfen wir mal wieder keine Fotos machen.
Diesesmal ist auch noch so einiges andere zu beachten, Schuhe ausziehen ist man ja gewöhnt, Händewaschen vielleicht auch noch, hier müssen wir uns allerdings auch noch den Mund waschen und alles was nach tierischem Produkt ausschaut (z.B. Gürtel) ablegen. Die Jains sind doch absolute Freunde alles Lebendigem, die Hardcore-Jains tragen ja sogar ganztägig einen Mundschutz damit sie nicht versehentlich eine Mücke verschlucken.
Selbst die Menstruation ist uns verboten ("This is very important"), damit haben jetzt aber zumindest die Jungs und ich kein großartiges Problem.
Der Tempel erstreckt sich über zwei Stockwerke und besteht zum großen Teil aus Marmor und Glaseinlegearbeiten. Der Guide weist uns immer wieder darauf hin, dass all das vor 1000 Jahren mit den damaligen Mitteln entstanden ist und das ist tatsächlich erstaunlich und wirklich schön.
Bei Anbruch der Dämmerung suchen wir noch das India Gate auf. Die Straße davor ist mit einer Menschenmenge gefüllt, angeblich ist das an jedem Abend so, ich denke aber dass der Andrang bedingt durch den Unabhängigkeitstag diesesmal schon noch einen Tick größer ist.
Sobald es dunkler wird, wird der obere Teil des Tores in den Farben der indischen Flagge beleuchtet. Überhaupt sind sehr viele Gebäude und Plätze orange, weiß, grün illuminiert, das ist aber ganz bestimmt dem Independance Day geschuldet.
Abends geht es dann zeitig ins Bett, der Wecker steht auf 4:30 !!!
Der Anflug am nächsten Morgen durch die Gipfel des Himalaya auf Leh ist durchaus sehenswert, der Flieger schlängelt sich so durch die Täler und bis zum Schluß sieht man nicht wo sich denn eigentlich die Landebahn versteckt.
Am Flughafen selber ist (eigentlich) mal wieder Fotografierverbot, weil der halt auch von der Indian Airforce genutzt wird (hier in Indien werden ganz viele Flughäfen sowohl zivil als auch militärisch genutzt).
Laut unseres Wochenplans ist für den heutigen Tag "Nixtun" angesagt, damit sich der Körper auf die etwas dünnere Luft einstellen kann.
Wir beziehen unser Quartier im Guesthouse und dann geht es allerdings natürlich los, ganz in der Nähe kann man auf einem Hügel eine große Stupa ausmachen, wie sich herausstellt eine ziemlich neue, von einem japanischen Buddhisten in den Neunzigern errichtete "Shanti-Stupa".
Stupas oder auch Tschörten (anderer Name für das gleiche) kann man hier überall sehen, ursprünglich waren es wohl Grabmäler, das hat sich aber irgendwann geändert und jetzt kann jeder eine Stupa bauen um sein Karma ein bisschen aufzuwerten :-)
Das Einzige das man hier in ähnlich großer Anzahl vorfindet sind Gebetsmühlen. Man beachte allerdings, dass man sie aber NUR in Uhrzeigerrichtung drehen darf und am besten gleichzeitig das buddhistische Haupt-Mantra "Om mani padme hum" vor sich hin murmelt, nur dann klappt's auch mit dem guten Karma...
Der Weg den Hügel hoch ist dann auch erheblich beschwerlicher als man das eigentlich gewöhnt ist, die Luft ist halt doch dünner und die Pumpe arbeitet schneller als normal. Ganz ohne Grund wurde der Akklimatisierungstag also doch nicht empfohlen.
Auch die anschließende Nacht war sehr unruhig, eigentlich habe ich die ganze Woche nicht besonders gut geschlafen, ich habe aber gelesen, dass das ein ganz normaler Anpassungseffekt ist und absolut nichts mit Höhenkrankheit zu tun hat (die aber über 3000 Meter durchaus auftreten könnte).
Nach einem Internetratgeber solte man eigentlich in den ersten 36 Stunden gar nichts tun und dann drei Tage lang sehr gemächlich anfangen. Bei nur einer Woche Urlaub muss das aber natürlich schneller gehen und für den zweiten Tag ist auch schon die erste (gemächliche) Wanderung geplant, dazu aber dann mehr im zweiten Teil...
Di
26
Aug
2014
Ladakh Part 2
Trekking-Touren
Sonntag 17.8. - Donnerstag 21.8.
Am Sonntag morgen werden wir von unserem Fahrer Taschi abgeholt, den wir ja schon von der Flughafenabholung kennen.
Zusammen mit ihm kommt Rigzet, ein 23 jähriger Student, der für den Rest der Woche unser Guide sein wird.
Wie bereits erwähnt soll der erste Tag ja gemütlich werden. Nachdem diverse leichte Kopfschmerzen mit diverser leichter Medikation behandelt wurden, fahren wir mit dem Auto in Richtung Süd-Osten, dem Indus entlang bis zum Nonnenkloster Nyerma.
Dort ist eine Besichtigung geplant, allerdings ist es etwas enttäuschend, weil nur eine einzige Nonne da ist, alle anderen sind an diesem Sonntag "ausgeflogen" und der Bau gibt jetzt ehrlich gesagt auch nichts Besonderes her.
Also machen wir uns bald auf den Weg, zurück in Richtung Leh, diesesmal aber zu Fuß. Es geht relativ eben durch steinwüstiges Gebiet und nach weniger als einer Stunde erreichen wir das Kloster Thiksey.
Thiksey ist eine sehr schöne Klosteranlage aus dem 15. Jhd, auf einem Hügel gelegen.
Hier herrscht auch etwas mehr Leben.
Erstmal gibt es ein leckeres Glas Milchtee in der "Klosterschenke", anschließend besichtigen wir das Innere, unter anderem eine 15 Meter hohe Buddhastatue, die allerdings sehr viel jünger als das Kloster ist. Sie wurde 1970 vom aktuellen (14.) Dalai Lama eingeweiht.
Der Weg führt weiter entlang des Indus-Tals und mit etwas mehr Grün in der Landschaft bis nach Shey und dem ehemaligen Sommerpalast des Königs von Ladakh.
Die Anlage ist jedoch nicht mehr bewohnt, der König ist 1842 vor Invasoren aus Jammu geflohen und endgültig in den Palast bei Stok gezogen, wo seine Nachfahren bis heute leben.
Der Shey Palast wird von einem einzelnen Mönch mehr oder weniger in Schuß gehalten. Dieser lässt uns auch in den Palasttempel ein in dem sich wiederum eine sehr schöne und große Buddhafigur befindet, zwar "nur" 12 Meter groß, dafür aber richtig alt und mit 5 kg Gold überzogen.
Damit reicht es auch für heute, mit dem Auto werden wir zurückgefahren, auch wenn Benedict etwas mault ("Das hätten wir jetzt auch noch zu Fuß gehen können" :-)
Am Montag morgen fahren wir die gleiche Richtung mit dem Auto, allerdings noch etwas weiter, das Kloster Hemis steht auf dem Programm.
Dort gibt es ein Museum, das wir uns aber für später aufsparen.
Eine interessante Geschichte gibt es aber zu dem Kloster: Ende des 19. Jhds hat hier angeblich ein russischer Journalist Schriftstücke entdeckt, die beweisen, dass Jesus Christus in seinen Jugendjahren, über die im neuen Testament nichts geschrieben steht ("The lost years"), hierher gewandert sei.
Andere behaupten, er sei NACH seiner Kreuzigung hier aufgetaucht.
Klingt für mich eins blödsinniger (oder sagen wir unwahrscheinlicher) als das andere, aber Gott sei Dank gibt es ja diese bunten Geschichten...
Gestern habe ich übrigens hier in Bangalore einen jungen Mann mit einem T-Shirt laufen sehen auf dem stand geschrieben: "Thank God I'm an Atheist", ich fand das sehr lustig und habe ihn angesprochen, aber es hat sich rausgestellt, dass er weder englisch sprechen noch lesen kann...:-)
Wir lassen das Kloster aber erstmal links liegen und machen uns auf den Weg bergauf zur angegliederten, ca. 2 km entfernten Einsiedelei Gotsang, einer Meditationshöhle und von Mönchen bewohnten Gebäuden die älter sind als das Kloster Hemi selbst.
Von hier aus kann man einen Bergsattel sehen und wir beschließen den noch zu erklimmen.
Allerdings schaffen es nur Benedict und ich bis ganz nach oben, nach mehr als einer Stunde anstrengendem und mit vielen Pausen versehenen, teilweise steilen Aufstieg.
Die dünne Luft macht sich schon sehr bemerkbar.
Der Guide meint später: "You must have been at almost 4000 meter". Das "almost" hat mich natürlich bisschen gewurmt, aber wie sich dank Google relativ leicht rausfinden lässt, liegt Gotsang schon auf 3900 Meter und glaubt man Google Earth waren wir locker auf einer Höhe von 4200 Metern.
Da haben wir uns natürlich später eine Brotzeit im Klosterrestaurant verdient und als es uns da dann zu kalt wird gehen wir doch noch ins Kloster bzw. ins Museum.
Allerdings gilt da zumindest für die Jungs und mich: Das Interesse schwindet mit der Anzahl der besuchten Klöster... und zwar exponentiell (Ähnlich verhält es sich auch mit den Tempeln Südindiens)
Am Dienstag früh packen wir dann das Nötigste in die Koffer (die vom Auto transportiert werden), die nächsten zwei Nächte verbringen wir extern. Erst werden wir nach Yangthang gefahren und machen uns von dort auf den Weg über den SmarathangLa-Pass (3880m) nach Hemis Schukpachen (das hat mit dem Kloster Hemis gar nichts zu tun, liegt auch in einer völlig anderen Richtung).
Dort verbringen wir die Nacht in einem "Homestay", sprich als Gäste in einer Familie.
Jetzt habe ich ja vorher schon nicht besonders gut geschlafen (Ich bin schon eine kleine Prinzessin auf der Erbse :-) und dachte eigentlich mit zunehmender körperlicher Anstrengung würde es besser, aber weit gefehlt.
Der Schlafplatz in dem Homestay ist wahrscheinlich für Fakire gedacht. Jedenfalls schaffe ich es partout nicht einzuschlafen und beschließe irgendwann zwischen zwei und drei Uhr morgens nach draussen zu gehen. Dort werde ich dann allerdings mit einem Sternenhimmel belohnt wie ich ihn erst einmal in meinem Leben gesehen habe, bei einer Saharaübernachtung vor circa 20 Jahren.
Abermillionen von Sternen und auch noch eine beachtliche Anzahl von Sternschnuppen (sind das die Leoniden?).
Man fühlt sich ja schon vorher durch die ringsum beherrschenden Gipfel des Himalaya ziemlich winzig.
Der Anblick dieses Sternenhimmels beamt einen aber schlagartig auf die Bedeutungslosigkeit eines Staubkorns zurück.
Unendlichkeit zum Anfassen.
Trotz Schlafmangels geht es aber am nächsten Tag weiter über den MebtakLa-Pass und dann den LagoLa-Pass (beide 3830m) nach Ang. Dazwischen natürlich ausreichend Pausen und beim LagoLa-Pass haben wir auch noch einen kleinen Gipfel erklommen. Dort könnten wir die 4000 Meter erneut geknackt haben.
In Ang wartet der Fahrer und es geht nochmal 1,5 Stunden mit dem Auto weiter Richtung Norden bis ins "Moonvalley".
Dort übernachten wir auch dann im Moonland Hotel. Allerdings gibt es da erstmal weder Strom noch warmes Wasser (trotzdem eine Verbesserung zum Homestay, dort gab es nämlich gar kein Wasser und das Klo möchte ich erst gar nicht näher beschreiben).
Gegen acht wird dann für drei Stunden der Strom angeschalten was im Restaurant dazu führt, dass man das Gefrierfach des Kühlschranks erst mal mit Bier auffüllt und gegen neun gibt es dann auch erfrischend kühles Bier...
Donnerstag früh beginnt dann die letzte Wanderung über den PrinktiLa-Pass (3700m) nach Wanla, wo uns der Fahrer wieder aufsammelt und zurück nach Leh bringt.
Auf dieser Strecke begegnen wir mehrfach einem Franzosen mittleren Alters (Ich schätze mal so 50 plus, aber ich bin im Alterschätzen sehr schlecht), der anscheinend alleine unterwegs ist, also auch ohne Guide.
Unser Führer erzählt später (Führer wissen alles), dass sich der Mann am Anfang eines zwanzig Tage Treks befindet, ich habe leider das Ziel vergessen. Jedenfalls scheint er die ersten Nächte wohl die Möglichkeit zu haben, Homestays auszunutzen, irgendwann trifft er dann aber auf eine Gegend wo es absolut nichts mehr gibt und er in seinem mitgebrachten Zelt schlafen wird und auch sonst nur zur Verfügung hat was er sich halt selbst so mitbringt.
Der Gedanke beschäftigt mich länger als ich dachte, selbst jetzt noch.
Eine Pilgerreise ins eigene Ich.
Auf der einen Seite ein verlockender Gedanke, allerdings würde ich mich das vermutlich gar nicht trauen weil ich nicht weiß was mich erwarten würde, in beiden Richtungen, außen und innen. Trotzdem...;-)
Die Rückfahrt nach Leh dauert circa drei herrliche Stunden, die ich dazu nutze einfach den Kopf staunend aus dem Fenster zu strecken und die Berge zu betrachten, und wird nur durch zwei kurze Pausen am "Magnetic Hill" (darüber schreibe ich ein bisschen was beim nächsten und letzten Ladakh Blog) und am Sikh-Tempel "Gudwara Pathar Sahib" unterbrochen.
Zu diesem Tempel gibt es wieder eine sehr bunte Geschichte:
Im Jahr 1517 ist der Sikh Guru Nanak Dev Ji hier vorbeigekommen und hat an der Stelle meditiert. Er wusste allerdings schon, dass in der Gegend ein furchtbar böser Dämon wohnt, der den ganzen Tag die Landbevölkerung ärgert, manchmal auch tötet und frißt.
Der Dämon war ziemlich angepisst wegen des meditierenden Gurus und hat einen großen Felsen auf ihn herabgerollt. Der Guru ließ sich aber in seiner Meditation nicht stören und der auf ihn zu rasende Felsen verwandelte sich in weiches Wachs.
Der Dämon sah das und war noch verärgerter und trat gegen den Felsen, allerdings versank nur sein Fuß in dem weichen Wachs und da erkannte er, dass anscheinend göttliche Kräfte am Werk sind und das veränderte sein Leben derart, dass er von nun an kein böser sondern ein guter Dämon war und den Rest seines Lebens den Menschen zu Diensten war...
Tja, so einfach geht's manchmal. Jedenfalls kann man im Tempel den Stein (anscheinend wurde aus dem Wachs dann doch wieder Stein) bewundern mit dem Abdruck des meditierenden Gurus...
Zurück im Gästehaus in Leh werden wir dann zum zweiten Mal von der Gästehauswirtin mit leckeren Spezialitäten aus Ladakh bekocht.
Für den verbleibenden Freitag steht noch ein weiteres Highlight auf dem Programm, die Fahrt auf den höchsten mit einem Fahrzeug befahrbaren Pass der Welt, den KardungLa...dazu aber mehr im letzten Teil...
Do
28
Aug
2014
Ladakh Part 3
KardungLa und Epilog
22./23.8.
Der KardungLa Pass führt von Leh aus ins Nubra Valley.
Bis man die Passhöhe erreicht, muss man von Leh kommend knapp 40 Kilometer zurücklegen und einen Höhenunterschied von... tja und jetzt streiten sich die Geister.
Leh liegt auf circa 3500 Meter, soviel ist sicher. Die Passhöhe wird mit 5602 Metern angegeben und damit ist der KardungLa der höchste befahrbare Pass der Welt.
Allerdings mehren sich anscheinend die Stimmen, die behaupten das wäre ja alles gelogen und mit GPS misst man eine viel geringere Höhe und auch die Vermessungsdaten aus dem Space Shuttle würden eine andere Höhe aufweisen, nämlich nur knapp 5350 Meter.
In der Tat ist die Angabe in der Wanderkarte die ich gekauft habe: KardungLa: 5602m/5349m...sie legen sich also nicht so genau fest.
Das Problem dabei ist natürlich, dass es zwischen 5349 und 5602 Metern noch einige andere Pässe gibt, hauptsächlich in Tibet und damit verlöre halt der KardungLa den Status des höchsten...
Dabei ist die Lösung doch wiedermal so einfach: Es ist doch wurscht !!!
Ich war jetzt auf dem KardungLa und damit auf dem höchsten Pass der Welt. Sollte jemand auf dem 5500 Meter Pass in Tibet stehen, dann ist er auch auf dem höchsten Pass der Welt, warum muss denn alles auf die messbare Spitze getrieben werden.
Die Welt wird sich nicht großartig ändern, wenn man die Ladakhis zwingen würde das Schild "Highest Motorable Road in the World" abzunehmen (außerdem ist darauf die Höhe eh in Fuß angegeben...)
Der Wochenprogrammpunkt für Freitag gemäß des Reisebüros ist also eine Fahrt mit dem Jeep auf den KardungLa.
Aber...wenn ich schon mal hier bin, dann möchte ich auch selber da rauf fahren, vor allem nachdem ich gesehen habe, dass es in Leh jede Menge Shops gibt die Royal Enfields verleihen. Kein Problem, das Reisebüro organisiert und Kathrin schließt sich mit an und will auch selber hochfahren. Neuer Plan also, die Jungs fahren zusammen mit dem Guide im Jeep und wir reiten auf unseren zwei Enfields hoch.
Übernehmen können wir sie allerdings erst am Freitag früh. Bis dahin ist auch nicht klar welche Modelle wir bekommen werden. Es stellt sich raus, dass es zwei 500cc Desert Storms sind, absolut zu meiner Zufriedenheit und bestimmt auch tauglich.
Aufgestiegen also, der nächste Weg führt zur Tankstelle und dann nichts wie hoch auf den Pass.
Ungefähr 15 km vor der Passhöhe kommt man mal wieder zu einem Checkpoint an dem man sich anmelden muss und einen Permit erstehen, allerdings wurde das alles schon vorher vom Reisebüro organisiert.
Nach dem Kontrollpunkt ändert sich allerdings die Qualität der Straße schlagartig, aber es erwartet ja auch niemand eine gute Teerstraße bis nach oben hin.
Allerdings komme ich nicht weiter als noch ein paar hundert Meter als plötzlich mein Hinterrad blockiert. Die Trommelbremse hat sich sozusagen in Luft aufgelöst, die Bremsbacken liegen auf der Straße.
Der Guide ruft die Vermietung an und die versprechen auch sofort jemanden vorbeizuschicken, aber wir entscheiden uns nicht zu warten und den Weg auf einem Bike fortzusetzen.
Netterweise lässt Kathrin mich fahren, wahrscheinlich weiß sie, dass ich kein guter Beifahrer bin...:-)
Oben angekommen wimmelt es von Bikern, motorisiert und teilweise auch unmotorisiert und alle wollen ein Foto vor dem Schild auf der Passhöhe machen.
Jede Tätigkeit (Motorrad zur Parkposition schieben, Schuhe ausziehen und Füße für ein "Footie" auf den Lenker legen usw.) ist anstrengend. Nicht in Bezug auf Kraft, die Muskeln funktionieren nachwievor ganz normal, es ist eher ein Gefühl wie man es manchmal hat wenn man so ein bisschen kränkelt... ein Schild warnt auch davor zu lange zu bleiben, aber es gibt ein kleines "Lokal" in dem wir Tee trinken und Nudelsuppe essen und bis alle Fotos im Kasten sind dauert es halt doch gut zwei Stunden anstatt der empfohlenen knappen halben Stunde Maximalaufenthalt.
Am nächsten Morgen entdecke ich auch, dass ein klein wenig verkrustetes Blut aus der Nase kommt, die anderen berichten ähnliches, so ganz ohne scheint also der Effekt auf den Körper wirklich nicht zu sein...
Als wir wieder runter fahren und an der abgestellten Enfield vorbeikommen, sehen wir, dass immer noch kein Mechaniker eingetroffen ist, aber ehrlich gesagt wundert mich das nicht großartig.
Benedict und ich nutzen den späten Nachmittag dann noch um eine kleine Tour zu machen und nochmal zum "Magnetic Hill" zu fahren.
Die Story dazu ist, dass an dem Punkt angeblich der Magnetismus so stark ist, dass, wenn man sein Fahrzeug an einer bestimmten Stelle abstellt, Motor aus und Leergang rein, es anfängt sich von selbst zu bewegen, angezogen eben von dem Magnetfeld.
Genauso machen wir es mit der Enfield und sie fängt tatsächlich an zu rollen. Allerdings ist nicht so ganz klar, ob es nicht doch die schiefe Ebene ist, die ihre Kräfte da entfaltet und selbst Benedict und ich sind uns nicht einig, ob die Straße eben ist oder geneigt und wenn ja, in welche Richtung.
Im Internet kann man aber nachlesen, dass die ganze Magnetgeschichte Fake ist und dass angeblich die umgebenden Berge eine optische Täuschung verursachen, so dass man glaubt, das Fahrzeug würde bergauf rollen.
Aber, wie gesagt, ich finde noch nicht mal die optische Täuschung sehr überzeugend.
Der letzte Abend ist dann grad richtig zum Mitbringsel einkaufen und am Samstag geht es ja dann schon wieder zurück nach Bangalore und für alle ausser mir gleich weiter nach Deutschland...
Ich möchte trotzdem noch ein paar zusammenfassende Worte über Ladakh schreiben:
Wenn man ein Faible für die Berge hat, ist Ladakh trotz der Kargheit der Vegetation wahrscheinlich eine der schönsten Gegenden auf unserem Planeten.
Es gibt doch diesen Spruch, dass sich der Mensch angeblich an drei Dingen nicht sattsehen kann, an der Unendlichkeit des Meeres, an den züngelnden Flammen des Feuers und am Unglück der Nachbarn.
Ich für meine Begriffe freue mich wenn es meinen Nachbarn gut geht und würde das gerne eintauschen gegen den Anblick der Berge.
Trotz aller religiösen Verwirrungen fühle ich mich "Gott" in den Bergen halt dann doch am nächsten (ist ja auch am weitesten oben ;-)
Auch verstehe ich jetzt besser warum die Buddhisten, Hindus, Jains den Ausbruch aus dem Zyklus der ewigen Wiedergeburt als Ziel haben.
Speziell die Buddhisten setzen ja in einer ihrer Weisheiten oder Wahrheiten voraus, dass das Leben von Geburt bis Tod eigentlich Leiden bedeutet.
Zur Zeit Siddhartas war das auch sicher so und wenn man erlebt wie die Bergvölker im Himalaya leben hat sich da auch nicht viel geändert.
Wenn man mit einem kühlen Bier und einer Tüte Chips vor dem Fernseher sitzt und sich einen Krimi oder ein Fußballspiel anschaut, versteht man nicht unbedingt warum das Leben Leiden sein soll (vorausgesetzt das Spiel ist nicht zu schlecht).
Wenn man sein Leben aber auf 3500 Höhenmetern fristet und mit dem auskommen muss was so spärlich im Garten wächst ist man vielleicht nicht so erpicht darauf eine zweite, dritte und weitere Runden zu drehen...
Wenn man, so wie wir, das Glück hat das Ganze als Touristen zu erleben und jederzeit die Möglichkeit hat wieder in ein zivilisierteres Leben zurückzukehren ist es schlichtweg ein Traum.
In diesem Sinne: "Julay Ladakh" (Julay ist der hiesige Gruß und bedeutet sowas wie "Servus", aber auch Danke) und hoffentlich auf ein Wiedersehen, das nächste Mal aber bestimmt mit mehr "Enfield-Tagen"...
Nachtrag: Ich war dann am Sonntag Abend gleich noch im Palm Meadows Gym und der Effekt dieser Woche ¨Höhencamps¨ ist schon erstaunlich.
Man fühlt sich auf dem Laufband als wäre man fit für den nächsten Marathon. Leider hält der Effekt nicht lange an und schon wenige Tage später ist der morgendliche Gang vom Bett zur Kaffeemaschine wieder anstrengend...
Fr
29
Aug
2014
Guns ´n Roses and Indian Traffic
Ich war gestern gerade damit fertig den dritten Teil des Ladakh Blogs zu schreiben und ins Netz zu stellen, da war es auch schon Zeit in Richtung Hard Rock Cafe aufzubrechen.
Eine Guns ´n Roses Coverband aus Mumbai hatte sich angesagt.
Der Verkehr war unerträglich.
Zum eh schon, für die Strassen nicht zu bewältigendem, hohem Rush Hour Verkehr kam noch hinzu, dass heute Ganesha Festival ist und bereits gestern am Straßenrand viele Stände mit Ganesha Figuren aufgebaut waren und einige Tempel auf dem Weg bunt geschmückt waren und darin diverse gut besuchte Veranstaltungen stattfanden.
Verkehrsinfarkt. Dieses Wort war mal modern, gibt es das noch? Jedenfalls war es noch nie so angebracht wie hier in einigen Straßenabschnitten.
Im Stop and Go geht es voran, mal wenige Meter, mal wenige Meter mehr.
8:30pm:
Plötzlich trifft mich ein Schlag von achtern, wie ein Seemann sagen würde.
Ein Tata Kleinwagen ist auf mich aufgefahren und zwar nicht mit einem zärtlichem Touchieren, wie es schon öfter passiert ist, sondern volle Kanne.
Wie man nur so blöd sein kann.
Mein Vorderrad dellt die Rückseite des voraus fahrenden Autos ein, Black Beauty klemmt halb schräg zwischen den beiden Fahrzeugen.
Ich bin kurz geschockt und dann nur noch unendlich sauer und steige ab und fange an den Auffahrenden durch das Fahrerfenster anzubrüllen.
Bayrisch-Deutsch-Englisch-Mix. Vokabeln die in jeder Sprache durch den Knigge-Test fallen würden.
Der Mann hinter dem Lenkrad (er sitzt alleine im Auto) starrt mich mit schreckgeweiteten Augen an. Ich glaube, ich kann wirklich Angst einflößend sein, so Adrenalin gefüllt und wütend.
¨I´m sorry, Sir, I´m so sorry, I will help you with the bike¨ winselt er mehr als er spricht, deutet dann auf das Fahrzeug neben sich und, ich weiß nicht mehr was seine genauen Worte waren, aber er will mir zu verstehen geben, dass der irgendwas falsch gemacht hätte.
Was jetzt passiert würde ich nicht glauben, wenn ich nicht mittendrin gewesen wäre. Aus dem Nebenfahrzeug steigen drei Männer aus, einer geht zur Fahrerseite des Tata-Fahrzeugs, einer reißt die Beifahrertür auf, der dritte steht etwas dahinter.
Ein unverständliches Wortgefecht auf Kannada folgt. Kurz darauf schlägt der eine Mann mit Fäusten durch das Fenster auf den Fahrer ein, der andere hat die Sonnenblende runtergerissen und drischt damit zu.
Der Fahrer schlägt nur noch die Hände zum Schutz vor das Gesicht und fängt hysterisch an zu schreien: ¨Help me, help me¨.
Mir wird angst und bang um den Mann.
¨Iatza glangds aber !!!¨ brülle ich die beiden Schläger an. Und als ob sie bayrisch verstünden, lassen sie ab und steigen in ihr Auto zurück.
Der Fahrer vor mir ist inzwischen ausgestiegen und begutachtet seine Kratzer. ¨Help me with the bike¨ bitte ich ihn und zusammen stellen wir die Enfield wieder normal auf.
Keine sichtbaren Schäden, selbst die Lichter sind noch heile, der Motor läuft immer noch.
¨Royal Enfield – Made like a gun¨ eben !!! Ich bezweifle allerdings, dass die rote Continental ähnlich robust gewesen wäre.
Der Verkehr rollt weiter, die sich kurz kreuzenden Lebenswege trennen sich wieder. Was bei uns Monate langen Schriftverkehr und wahrscheinlich sogar einen Rechtsstreit nach sich gezogen hätte, ist hier nach der nächsten Ampel schon wieder Geschichte.
Vorher fährt noch ein anderer Biker neben mich und ruft mir zu: ¨The guy that hit you...it was his fault¨.
Ich weiß nicht genau warum er das sagt, vielleicht wollte er damit ausdrücken, dass er schon zurecht Prügel bezogen hat...
Das Konzert hatte schon angefangen als ich im Hard Rock Cafe eintreffe aber das macht nichts, die Band ist super und nach dem ersten Bier ist der vergangene Vorfall auch schon fast vergessen.
Nur das linke Schienbein gibt mir leicht zu verstehen, dass es wohl den Fußraster getroffen hat.
Es hat erst jetzt eine Chance gehört zu werden, nachdem sich das Adrenalin wieder zurück gezogen hat...aber macht nix, nicht schlimm...
¨Take me down to the Paradise City, where the grass is green and the girls are pretty...oh won´t you please take me home...¨
Ich bin gespannt, ob ich mich jemals wieder an die deutschen Verhältnisse gewöhnen werde...:-)