Do
01
Aug
2013
Black Beauty
Hiermit taufe ich Dich auf den Namen "Black Beauty". Kindisch, oder? Ich habe noch nie irgendeinem meiner Fahrzeuge einen Namen gegeben, den Motorrädern nicht und den Autos sowieso nicht (gut in einigen Ausnahmefällen vielleicht mal temporaer "Schrotthaufen" oder "Dreckskarre"). Aber hier ist es jetzt anders. Ich hatte bereits eine emotionale Bindung zu ihr bevor ich sie persönlich kennengelernt habe.
Überhaupt das Kennenlernen gestern, ich bin etwas überpünktlich im Royal Enfield Showroom erschienen, drinnen und draussen waren jede Menge neuer Motorräder, es schien gerade eine neue Lieferung gekommen zu sein, 90% davon Classic-Modelle. Ich habe den erstbesten Enfield Mitarbeiter gefragt: "Welche davon ist meine?", was er aber nur mit einem mitleidigem Lächeln und einem "Die sind alle schon verkauft!" quittierte. Klar, nicht ich stand ja auf der Käuferliste sondern Vivek. Der kam dann auch pünktlich (sehr un-indisch) zur vereinbarten Zeit und schon konnte der übliche Schreibkram beginnen, und er ist noch lange nicht zu Ende, bis das Motorrad letztendlich komplett mit allen Papieren in meinen Besitz übergegangen ist werden wohl noch circa vier Wochen vergehen. Aber ich habe schon lange aufgehört mich über die indische Bürokratie aufzuregen, vermutlich verändert der allgegenwärtige Masala-Duft halt doch irgendetwas im Gemüt…;-)
Letztendlich konnte ich aber dann doch irgendwann aufsteigen und los ging's. Immer brav der Mutterglucke Shekar hinterher, damit ich auch nach Hause finde und der meinte es schon sehr gut und übervorsichtig, grade mal dass wir nicht von Fahrrädern überholt worden sind…Bei der ersten Gelegenheit sprang er eh schon aus dem Auto und machte mich darauf aufmerksam, dass ich mein Licht eingeschalten hätte. "Ja, Shekar, bei uns in Deutschland macht man das so…" aber mir ist daraufhin erst aufgefallen, dass hier wirklich kein Mopedfahrer Licht an hat (viele dummerweise noch nicht mal in der Nacht…).
Der Weg bis nach hause war dann auch 20 km statt der eigentlichen 10, Shekar ist ziemliche Umwege gefahren, entweder wollte er mir die "schöne Gegend" zeigen, oder, was eher zu vermuten ist, er hat halt die Strassen genommen mit nicht ganz so chaotischen Verkehrsverhältnissen. Jedenfalls als wir zuhause waren war's stockfinster…
Ich bin dann später gleich nochmal zur Mall gefahren um "meine neue Freiheit" zu geniessen…ausserdem hatte ich Hunger und Lust auf Pizza. Allerdings bin ich nicht zu dem sehr guten Italiener in der Mall, sondern nur zu Domino's Pizza (die gibt es hier wie Sand am Meer).
Bestellung: Eine vegetarische Pizza, mittelgroß. Die Verkäuferin hat mir dann klar gemacht, dass, wenn ich zwei nehme, muss ich auch nicht mehr bezahlen (Buy one, get one free). Blödsinn eigentlich, ich schaffe ja nur eine Pizza, aber gut dann lasse ich mir die zweite Pizza halt einpacken (lieber den Magen verrenkt als dem Wirt was g'schenkt..;-).
Auf die Frage ob sie das Angebot denn öfter hätten…:
"Jääs, Sir, äffri wäättnisdi"
"Sorry when?"
"äääfffri wäättnisdi"
"Ah, every Wednesday?!?"
"Jääs, Sir, äffri wäättnisdi"…
Ich darf mich ja mit meinem "Bavarian-English" nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, und ich mein das auch in keinster Weise abwertend, es ist halt nur manchmal hier schon ziemlich lustig…jedenfalls, wenn meine Vielfraß-Kinder mal da sind ist es bestimmt wert am wäättnisdi mal zu Domino's zu gehen…
Nachtrag zur Klimaanlage, gestern war doch tatsächlich jemand da und hat an der Klimaanlage rumgemacht…sie geht jetzt zwar immer noch nur digital, aber wenigstens mit den Einstellungen "Aus" und "Kalt" und nicht mehr wie vorher "Aus" und "Arschkalt"…:-)
Am kommenden Wochenende habe ich jetzt vor nach Pondicherry zu biken. Pondicherry ist eine ehemalige französische Kolonie am Golf von Bengalen, circa 100 km südlich von Chennai. Von Bangalore aus sind es gut 300 km und sollte auch bei nicht so tollen Strassen an einem Tag gut machbar sein. Die Regensburger Truppe will das Wochenende dort verbringen, allerdings fahren sie schon am Freitag, aber sie haben mir netterweise von Samstag auf Sonntag ein Zimmer im Hotel mitreserviert. Schaun mer mal, ich freue mich schon total, ein Navi habe ich mir auch ausgeliehen auch wenn es prinzipiell leicht zu finden sein sollte: Immer Richtung Osten bis es nass wird und dann Richtung Süden bis man da ist…;-). Aber nachdem es hier ungefähr so viele Strassenschilder wie Steakrestaurants gibt (es gibt welche, aber nicht wirklich häufig), ist es vielleicht gar nicht schlecht ein Navi dabeizuhaben. Ist doch zuverlässiger als sich nur auf die Sonne zu verlassen. Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube hier steht die Sonne zur Mittagszeit gerade im Norden. Aber aufgehen tut sie schon im Osten…oder? ;-))
So und jetzt noch was zur Allgemeinbildung oder zum Klugscheissen an geeigneter Stelle:
Indien besteht seit neuestem aus 29 Bundesstaaten, vorgestern wurde beschlossen, dass der Bundesstaat Andreh Pradesh geteilt wird und ein neuer Bundesstaat Telangana ins Leben gerufen wird. Gemeinsame Hauptstadt bleibt für die nächsten 10 Jahre Hyderabad, für beide Bundesstaaten, sie war vorher schon Hauptstadt von Andreh Pradesh, liegt aber mitten im neuen Telangana. Sollte jemand mit dieser Info die Millionenfrage knacken, möchte ich 10% davon abhaben…
So
04
Aug
2013
Ausflug nach Pondy
3.8. / 4.8.
Wer sich nämlich als Insider zu erkennen geben will sagt einfach Pondy, nicht Pondicherry und schon gar nicht den offiziellen Namen Puducherry.
Aber erstmal ein paar Basics zum Thema Überlandverkehr, schließlich wollen wir ja aktiv am Verkehr teilnehmen.
1. es wird links gefahren
2. es gibt eine Fahrspur für mich und eine für Dich.
3. Punkt 1 und 2 sind Absichtserklärungen man ist aber in keinster Art und Weise daran gebunden.
Fakt ist, man fährt wo man will aber das funktioniert meistens ganz gut, man muss nur eine lebenswichtige Regel beachten:
Man muss für den anderen berechenbar fahren, was soviel heißt wie, auch wenn man z.B. als Geisterfahrer unterwegs ist (was hier nichts Ungewöhnliches ist) oder für europäische Verhältnisse vollkommen wahnsinnig überholt, kein Problem, darauf stellt man sich ein. Was wirklich gefährlich ist, sind unvorhergesehene (Voll)Bremsmanoeuver, wilde Spurwechsel etc... wenn man nämlich berechenbar ist, dann passiert etwas was man bei uns so nicht gewohnt ist, man nimmt Rücksicht aufeinander. Ich denke ja viel darüber nach wie dieses Land überhaupt funktionieren kann, und ich glaube, das ist ein wesentlicher Punkt, man ist füreinander da, man hilft sich. Sicher das ist wahrscheinlich zum großen Teil aus der Not geboren, man war jahrhundertelang fremdbestimmt, man hat praktisch kein vernünftiges staatliches Sozialsystem etc.
Was im Verkehr dann auch noch wichtig ist, ist die Hupe. Jeder der schon mal in Indien war kennt diesen aberwitzigen Lärm des Hupkonzerts. Aber mir ist erst jetzt bewusst geworden, dass diese ganze Huperei durchaus einen Sinn hat. Es ist nämlich nicht wie bei uns, dass mit dem Drücken der Hupe zumindest gedanklich immer ein Vogel zeigen einher geht. Hier hat hupen überhaupt nichts bösartiges, es bedeutet lediglich ¨Achtung, ich bin da, rechne mit mir¨. Wenn man das mal kapiert hat und fleißig mitmacht verliert der Verkehr sofort an Schrecken. Mit einer Ausnahme, das sind die Busfahrer, sie sind die erklärten Wildsäue der Landstraße, sie nehmen überhaupt keine Rücksicht und es kommt schon mal vor, dass ein Busfahrer gerade einen LKW überholt, natürlich einen entgegenkommenden, und dann sind wir am Punkt zwei, meine Seite, Deine Seite. Schlagartig gibt es nämlich dann ¨Meine Seite¨ nicht mehr, d.h. gaaanz weit links halten, zur Not auch runter von der Straße. Ich weiß nicht wo die Busfahrer ihre Ausbildung erhalten, ich vermute aber stark, dass es in irgendeinem afghanischen Trainingslager der Al Qaida ist.
Bevor ich losfahren durfte ist Shekar mit mir aber nochmal ganz genau die Reiseroute durchgegangen, er hat mir sogar gesagt wo genau ich zum Frühstücken anhalten soll und dass er mich mal anrufen wird ob auch alles in Ordnung ist...es hat eigentlich nur noch gefehlt, dass er mir die Nase auch noch geputzt hätte...;-)
Samstag früh um sieben ging´s dann aber wirklich los. Black Beauty unglaublich zuverlässig, sie bringt zwar nicht wirklich Leistung, aber die dafür immer, konstant und eifrig, wie ein Arbeitstier, ich hätte sie eigentlich ¨Black Donkey¨ nennen sollen...übrigens gibt es bei der Enfield einen Kick und einen Elektrostarter, ich benutze aber immer den Kickstarter, ich finde das hat sie verdient. Das ist eine Frage der Ehre...
Wenn man mal raus ist aus Bangalore macht es richtig Spaß, teilweise sind die Strassen auch gar nicht schlecht, bei der Hinfahrt allerdings waren mal 100km dabei, die immer wieder mal Schotterpiste waren und die geteerten Passagen waren auch nicht viel besser und dementsprechend langsam war natürlich das Vorwärts kommen. In Tiruvannamalai gab es dann eine riesengroße Tempelanlage zu besichtigen, Südindien ist ja bekannt für seine Tempel und da im Besonderen Tamil Nadu (der Bundesstaat in dem praktisch meine ganz Reiseroute lag). Also nichts wie rein, um drinnen ins Herzstück und zum diensthabenden Brahmanen vorgelassen zu werden muss man allerdings erst 20 Rupees löhnen und sich dann geduldig in die Schlange stellen. Belohnt wird man dafür mit einer Segnung und als aeusseres Zeichen mit Asche auf der Stirn. Bei mir hielt das allerdings schweissbedingt nicht lange, ich bin schließlich die ganze Zeit mit Lederjacke unterwegs gewesen.
Weiter ging´s und um vier war ich dann in Pondy. Erst mal ans Meer, durchschnaufen, Meeresbrise genießen, wobei es ziemlich schwül war, ein komplett anderes Klima als in Bangalore. Dann Hotel und die anderen suchen, wobei ich sozusagen beides gleichzeitig gefunden habe, sie waren nämlich gerade mit Pool baden fertig und abmarschbereit in die Stadt. Also, ganz kurz duschen und losgeht´s. Außer der Truppe, die letztens schon beim Grillen da war, war noch Swathi, eine ausgesprochen nette Inderin mit dabei. Mit dem TucTuc zur Strandpromenade, ein bisschen flanieren, ein bisschen durch die Stadt laufen und dann auf die Dachterasse eines direkt am Strand gelegenen Restaurants. Geile Location. Da sind wir dann auch haengengeblieben bis zum Heimfahren. Anschließend ein Absacker und noch ein bisschen ratschen auf dem Zimmer. Angeblich war es dann schon halb drei als wir ins Bett sind...
Ich bin dann am nächsten Morgen nach dem Fruehstueck auch schon wieder aufgebrochen, ich wollte ja eine andere Rückroute ausprobieren und eigentlich auch vor dem Dunkel werden zu Hause sein (was ich allerdings nicht geschafft habe).
Die Rückfahrt war auch richtig toll, gute Straßen, kaum Verkehr, viel Natur. Ungefähr 50 km vor Salem habe ich dann noch einen reizvoll gelegenen Tempel auf einem Hügel entdeckt, den musste ich natürlich noch anschauen. Das und die Entscheidung durch Salem durchzufahren und nicht den Umgehungshighway zu nehmen haben mich aber letztendlich so viel Zeit gekostet, dass ich erst um halb zehn zuhause war, hungrig und mit einem dicken fetten Sonnenbrand im Gesicht...aber zum Glueck gibt es Dominos Lieferservice und kühlende Feuchtigkeitscreme...
Ich bin zwar nicht so der passionierte Fotograf, aber heute gibt es als Belohnung für´s fleißige Lesen auch noch ein paar Bilder zum kucken...aber nebenan...
Mi
07
Aug
2013
Für'n Kaufmann
Kaam schreibd da Kaufmann an Kommentar, scho juckt's mi in de Finga...
Iatza baas amoi obachd guada Mo, dia is ja woi hoffendle klar, daas I mia vo Mondog in da Friah bis Freidog Obnd an Buggl grumm mach und voa lauta abadn ned auss'm Schwitzn ausse kum. Vo dem schreib I aba nix, weils'd ja gaar ned wissads wovon I red...;-).
Sog ma liaba amoi wia's mid meina Projektnumma ausschaud, hob I no a Geid, oda hosd as ois in Weisswiaschd o'glegd ?
Und zwexn Sport, Dia werd' I d'Wadl scho no viare richd'n beim Berggeh oda Schifoan…
Nix fia Unguad...;-)
An scheena Gruass in d'Holledau…
Do
08
Aug
2013
Ankunft die Zweite
Woran erkennt man, dass die Kinder im Haus sind? Es laufen schlagartig wieder mehr Computer gleichzeitig als in der NSA Kommandozentrale...
Also, alle gesund und munter angekommen, zumindest physisch, um mental anzukommen braucht man meistens etwas länger. Für mich bedeutet das jetzt natürlich auch erst mal wieder Umgewöhnung, nach über fünf Wochen Eremitendasein...
Aber es geht jetzt dann eh gleich Schlag auf Schlag, morgen ist hier Feiertag aber in der Schule ist Kennenlernnachmittag für die neuen Schüler und abends geht es dann gleich weiter nach Mysore, der ehemaligen Hauptstadt eines eigenen Fürstenstaates und Wohnsitz des Maharadschas als diese noch in Amt und Würden waren. Dementsprechend prunkvoll muss auch der Palast sein, bin schon gespannt. Dort bleiben wir dann bis Sonntag abend und am Montag geht dann auch schon die Schule los...aufregende Zeiten...
Mo
12
Aug
2013
Mysore
9.8. - .11.8.
Aber vor der Fahrt nach Mysore kommt erst mal der Kennenlerntag in der Stonehill International School. Pünktlich mit sogar etwas Zeitpuffer sind wir von zuhause weggekommen, allerdings hat Shekar wohl etwas ungenaue Fahranweisungen von einem Freund bekommen (in Indien läuft ja vieles über mündliches Nachfragen, Erklären etc., richtige Adressen gibt es ja kaum, nur ¨Landmarks¨ ) so dass wir letztendlich dann doch etwas zu spät gekommen sind. War aber nicht schlimm, wir sind halt mitten in die offizielle Ansprachen reingeplatzt, aber das Wichtigste, das Vorstellen des Lehrerkollegiums sowie die Einteilung der Klassen war erst anschließend.
Sebastian ist in die M3A eingeteilt worden (10 Schüler!) und Benedict in die M4B (12 Schüler!). Für die Kids gab es dann eine Besichtigungstour mit den neuen Klassen und wir Eltern durften uns am Schuluniform Stand vergnügen, eine Atmosphäre wie bei Aldi am Wühltisch, bis sich rausgestellt hat, dass man eh nix mitnehmen konnte und die vorhandenen Klamotten nur zum Probieren waren. Kurz nach vier war dann der Zauber auch schon vorbei und wir konnten uns auf den Weg nach Mysore machen. Dummerweise mussten wir einmal komplett um Bangalore rum und der Verkehr ist um diese Zeit noch weniger spaßig als sonst.
Somit war es dann auch schon halb neun als wir das ca. 150km entfernte Mysore erreicht hatten. Einchecken im Fortune JP Palace und dann noch raus zum Abendessen. Ich konnte meine Familie überzeugen, dass wir nicht ins Hotelrestaurant gehen sondern noch ein bisschen ¨Mysore-Luft¨ schnappen. Die war aber erstmal genauso Kohlenmonoxid verseucht wie in Bangalore, aber schließlich hat uns ein TucTuc Fahrer dann doch noch zu einem netten Dachterrassen-Restaurant gebracht, ein bisschen schmuddelig aber nett.
Samstag früh wollte ich mich dann gleich zum Wachwerden in die Hotel Pool-Fluten werfen, wurde aber um 5 vor 7 von dem Hotelpersonal darauf aufmerksam gemacht, dass der Pool erst um 7 öffnet...so sind sie die Inder, am Abend haben sie sich vor lauter ¨Namaste-Freundlichkeit¨ überschlagen und am Morgen kommt dann doch der Korinthenkacker wieder zum Vorschein. Also, erst mal eine Tasse Kaffee und dann ins nasse Vergnügen.
Anschließend leckeres Fruehsteuck u.a. mit Idli und verschiedene Chutneys, Idli ist so eine Art Reis-Pflanzerl (eigentlich nur das Trägermaterial, ähnlich wie die Weisswurscht) und Chutney sind die dazu passenden Geschmäcker (also der Hausmacher-Senf...).
Um neun sind wir dann aufgebrochen um unser strammes Programm zu erledigen. Erster Anlaufpunkt: Mysore Palace, fertiggestellt 1912 nach sieben Jahren Bauzeit. Der vorher vorhandene Holzpalast ist leider den Flammen zum Opfer gefallen. Bevor wir aber rein durften mussten wir noch eine halbe Stunde warten bis er seine Pforten öffnete. Wir sind uns in diesen 30 Minuten ein bisschen vorgekommen wie Hollywoodstars vor der Oscarverleihung. Jeder wollte sich mit uns fotografieren lassen, und nachdem sich die ersten getraut haben zu fragen und das Eis gebrochen war ging es auch Schlag auf Schlag. Shekar hat sich in der Zwischenzeit netterweise um die Eintrittskarten angestellt. Vor dem Betreten des Palastes mussten wir aber erstmal wie bei einem Tempel die Schuhe ausziehen bzw. an der ¨Schuh-Gaderobe¨ abgeben. Im Palast war dann leider fotografieren verboten und das wurde auch sehr streng überwacht. Leute die erwischt wurden wenn sie mit dem Handy Aufnahmen machten mussten vor den Augen der Security die Bilder wieder löschen, ob sie sonst noch bestraft wurden, weiß ich nicht. Der Palast ist aber auf jeden Fall einen Besuch wert. Noch dazu gibt es sehr unterhaltsame und kurzweilige Audioguides auszuleihen. Man kann sich bildhaft vorstellen wie der Maharadscha mit seinem Gefolge auf dem Elefanten in den Innenhof geritten kam.
Im ersten Stock gibt es einen nach vorne offenen Saal, wo sich der Herrscher dem Volk zeigen konnte. Das hat mich so ein bisschen an Sandalen-Filme aus dem alten Rom erinnert. Rings um den Palast gibt es dann noch jede Menge Tempel, der Interessanteste machte allerdings als wir raus kamen gerade ¨Mittagspause¨, die Tempel schließen öfter tagsüber für einige Stunden ihre Pforten.Beim Spaziergang durch die Palastanlage haben wir aber dann Elefantenreiten entdeckt und das wollte ich ja schon machen seit ich das erste Mal in Indien war...also 200 Rupetten pro Nase löhnen und rauf auf den Dickhäuter...
Nächster Programmpunkt: Chamundihill, wie der Name sagt ein kleiner Berg vor den Toren von Mysore. Unser Programmzusammensteller und persönlicher Guide war übrigens natürlich Shekar. Er hat uns auf den Hügel raufgefahren und aussteigen lassen, runterwaerts sind wir dann über 800 Treppenstufen gestiegen. Dazwischen aber ein Besuch im Chamundeshwari-Tempel oben auf dem Hügel. Dank eines kleinen Trinkgelds konnten wir auch mal wieder die Schlange vor dem Opferaltar by-passen..that´s India...Ansonsten ist bemerkenswert, dass es auf dem gesamten Hügel sehr viele Affen gibt, man muss also auf all seine Sachen ziemlich acht geben, und die tolle Aussicht, die man runterzu auf Mysore hat. Auf halber Strecke sitzt dann noch ein Nandi, der omnipraesente Bulle und Diener Shivas. Unten hat uns dann auch ein Affe auf unserem Autodach empfangen. Viele Hindus gehen übrigens die Treppe nach oben, was eh schon schweißtreibend ist, und dann noch mit einer kleinen ergänzenden Schwierigkeit, sie machen nämlich auf jede Stufe einen farbigen Punkt...wahrscheinlich tut ihnen dann oben aber das Kreuz ziemlich weh...
Nachdem wir (bzw. Shekar) den Affen verscheucht haben, sind wir zu einem weiteren Tempel gefahren (Südindien ist nunmal für die Tempel berühmt...) ca. 20 km außerhalb von Mysore, dem ca. 750 Jahre alten, aus Stein gemeiselten Kesava Tempel. Sehr beeindruckend, innen wie außen, gerade als der Tempel zugemacht hat, hat es ziemlich heftig angefangen zu regnen, wir konnten uns aber in den Eingangsbereich retten, Sebastian ist schon etwas voraus gewesen und hat ca. 30 Meter weiter unter einem imposanten Baum Unterschlupf gefunden. Das hat aber Shekar keine Ruhe gelassen, so dass er in heftigstem Regen ruebergerannt ist und Sebastian holen wollte, bzw. ihm dann Gesellschaft geleistet hat...
Als wir dann wieder zurück waren sind wir gerade noch rechtzeitig zur Palastbeleuchtung gekommen, 90 000 Glühbirnen illuminieren die Bude eine Stunde lang, schaut schon toll aus, hat aber auch so ein bisschen was von Walt Disney...
Am Samstag Abend haben wir uns dann auch mit dem Hotelessen zufrieden gegeben und festgestellt was für ein geiles Dachrestaurant unser Hotel eigentlich hatt..warum in die Ferne schweifen...
Sonntag wieder relativ früh raus, diesesmal allerdings ohne Pool, der Reiseleiter hatte für diesen Tag erstmal den Mysore Markt auf dem Plan, allerdings sind wir vorher noch zu einer Holzschnitzerei gebracht worden, so wie ich mitbekommen habe wohl irgendwie entfernte Verwandtschaft von Shekar, schliesslich ist er ja auch geschäftstüchtig, wir haben auch brav ein Türschild als Einlegearbeit in Rosenholz bestellt...Lieferung innerhalb der nächsten 15 Tage..schaun mer mal.
Dann zum Markt sehr toll, wie überhaupt die großen Märkte hier, allerdings ist etwas negativ aufgefallen, nämlich dass manche fliegende Haendler etwas aufdringlicher und penetranter sind als auf den Märkten in Bangalore, man merkt halt, dass Mysore ein Touristenmagnet ist. An einem Stand, an dem verschiedene Duftessenzen und selbstgemachte Raeucherstaebchen verkauft wurden haben wir uns dann länger aufgehalten, zum einen haben sie uns gezeigt wie man Raeucherstaebchen handfertigt und dann natürlich alle möglichen Düfte vorgeführt. Es war sehr unterhaltsam, vor allem weil der eine der beiden jungen Männer einige bayrische Ausdruecke fast Akzentfrei zum Besten geben konnte, angeblich von Touris gelernt: ¨Servus / Habe d´Ehre / Prost / Basd, sitzt, wackelt und hat Luft¨ und selbst das berühmt berüchtigte ¨Oachkatz´l Schwoaf¨, wobei der dann doch etwas gebrochen rüberkam...wir haben natürlich auch brav etwas (wahrscheinlich total überteuert) gekauft, aber in diesem Fall war es der Spaß mit Sicherheit wert.
Bemerkenswert war dann auch noch eine Kuh, die im Außenbereich des Marktes seelenruhig umher marschiert ist und auch diverse Gemüsehändler unruhig gemacht hat...
Wir sind dann zum Brindavan Garten am Krishna Raja Sagara Damm gefahren. Der Stausee, der den Fluss Kaveri aufstaut bildet die Hauptwasserversorgung von Bangalore, vier Pipelines führen von da zur Stadt. Leider durften wir nicht auf den Damm rauf, weil das ganze Land momentan wieder mal anlässlich des am kommenden Donnerstag stattfindenden Unabhängigkeitstags in erhöhter Sicherheitsbereitschaft ist und wie uns der Security Mann gesagt hat ist der Damm halt eine der absolut zu sichernden Einrichtungen. Übrigens merkte ich schon am Donnerstag als ich meine Familie vom Flughafen abgeholt habe die erhöhten Sicherheitsvorkehrungen.
Aber auch der Park ist schon sehenswert. Auf dem Weg dorthin sah man auch jede Menge anscheinend ganz neu in terrassenform angelegter Reisfelder irgendwie erstaunlich wie sie das ganze Jahr das Wasser herkriegen, Reisanbau braucht doch soviel, dachte ich...hmm, vielleicht muss ich da mal nachschauen wenn die Regenzeit zu Ende ist...
Der nächste Punkt auf der Shekar´schen Reiseliste wäre eigentlich ein Wasserfall gewesen, aber wir haben ihn gefragt ob man denn nicht irgendwohin kurz zum Baden gehen könnte...natürlich wusste er etwas... und auf dem Weg dorthin hat er mich gefragt ob ich denn ein kühles Bier mitnehmen wolle, die Inder machten das auch so, wenn sie da zum Baden gingen...ach Shekar, du bist ein Engel...:-)
Dieses indische Naturschwimmbad am Kevari Fluss stellte sich dann auch als absolutes Erlebnis raus, wir Bleichgesichter waren natürlich die Attraktion und jeder wollte wenigstens wissen wo wir herkommen und wie wir heißen, zig-hilfreiche Hände beim Er- und Überklettern der Felsen, toll, bei uns unvorstellbar, ein Mann kam gar zu mir her und hat mich gefragt ob er mich umarmen dürfe, hat er dann auch gemacht...strange, ungewohnt, unglaublich...incredible India.
Allerdings haben halt auch da die Leute absolut kein Umweltbewusstsein, so ist es ganz normal, dass sich die Leute mitten im Fluss einseifen und die Haare waschen, oder auch das Moped zum Waschen reinfahren...aber dieses Erlebnis war wirklich Indien echt und pur...unvergesslich.
Leider mussten wir zwecks fortgeschrittener Stunde allerdings dann auf den Wasserfall verzichten, aber das holen wir halt beim nächsten Mal nach, spätestens beim Dussehra Fest, das heuer wohl im Oktober stattfindet. Ich habe letztens in der Zeitung gelesen, dass sich momentan aus dem südlicheren Indien gerade Elefanten nach Mysore aufmachen um dort dann zu diesem Fest hin abgerichtet werden. Darüber aber zu gegebener Zeit eventuell mehr...
Dank des Rückreise Verkehrs waren wir dann auch erst nach halb elf zuhause und das obwohl die Jungs heute früh um halb sechs aufstehen mussten (wir natürlich auch) um rechtzeitig den Schul-Bus zu erwischen, der Palm Meadows um 6:20 verlässt. So war heute also der erste richtige Schultag, ich habe mir Urlaub genommen und Kathrin und ich sind auch etwas später als die Jungs zur Schule rausgefahren um die bestellten Schuluniformen abzuholen und am ¨Eltern-Begruessungskaffee¨ teilzunehmen. Zu letzterem waren wir allerdings mal wieder zu spät, wir hätten vielleicht erst Kaffee trinken sollen und anschließend Klamotten holen...naja, was soll´s...jedenfalls haben die Kinder nach dem ersten Tag keinen schlechten Eindruck, es ist nur, Zitat:¨ Schon ziemlich anstrengend den ganzen Tag Englisch zu hören¨ und Hausaufgaben haben sie auch noch...ich denke ein paar Wochen Eingewöhnung, dann machen sie das mit links...außer vielleicht das frühe Aufstehen, der ¨Early-Bird¨ war noch nie ihr Freund...
So, wer bis hierher durchgehalten hat, hat sich aber wirklich ein paar Fotos verdient, wobei ich das Gefuehl habe mein Handy macht zunehmend (noch) schlechtere Fotos...also qualitativ, für die Motive bin ich schon selbst verantwortlich...
Und noch was in eigener Sache, ich merke zunehmend wie humorvoll die Inder eigentlich sind, bzw. auf meiner Wellenlaenge liegen, also humortechnisch, für mich ist Lachen doch so wichtig und ¨Lebensqualität steigernd¨. Es gelingt mir immer öfter in diversen Alltagssituationen aus dem höflichem Anstandslaecheln der Inder ein herzhaftes Lachen zu machen (zumindest ist das Kathrin so aufgefallen) und das finde ich zum Einen richtig gut und zum Anderen ist das auch für mich ein weiterer Schritt in Richtung ¨endgültig Ankommen¨...
Do
15
Aug
2013
Independence Day und Kulturschock
66 Jahre Unabhängigkeit von den Briten, das muss natürlich gefeiert werden. Überall ist dieser Tag in Form der indischen Nationalfarben Orange, Weiß und Grün präsent. In Palm Meadows wurde heute morgen um 8 eine kleine Feier anberaumt. Die Eröffnungsansprache vor dem Club Haus wurde gefolgt von dem feierlichen Hissen der Flagge und dann gab es noch mehr oder weniger gelungene Aufführungen von diversen Laien-Gesangs-Artisten.
Sehr nett, sehr patriotisch, sehr indisch, auch das Publikum natürlich, aber nichtsdestotrotz haben sich auch einige Nicht-Inder darunter gemischt, eingeladen waren alle, die in Palm Meadows wohnen. Unter Anderem wurden auch die besten Eigenbauten der indischen Flagge prämiert, alle natürlich von Kindern gemacht, gewonnen hat eine essbare Kreation aus Karotten, Rettich (ja, es gibt hier ausgesprochen leckeren Radi...) und was das Grüne war habe ich nicht identifizieren können.
Auf eine anderen Flagge, die allerdings nichts gewonnen hat, war jedenfalls allerhand aufgemalt bzw. aufgeklebt worden worauf man in Indien so stolz ist, neben Nehru, Indira Gandhi, Mahatma Gandhi, Tiger und Pfau ein Combat-Jet...so unterschiedlich kann Nationalempfinden sein, man stelle sich vor ein deutsches Kind klebt zum Tag der deutschen Einheit einen Eurofighter auf eine deutsche Flagge, wahrscheinlich hätte es spätestens am 4. Oktober schon einen Termin beim Kinderpsychologen...
Der Pfau kommt übrigens ursprünglich aus Indien, er ist hier auch sehr beliebt, fast schon eine Art Nationaltier und wird angeblich auch gerne auf dem Land als Haustier gehalten, weil er zum Einen gerne Kobras frisst und zum Zweiten koennen und duerfen ihn auch die Hindus schlachten und essen...
Kulturschock
Anlässlich des Informationstages an der Schule haben wir auch natürlich einiges an Informationsmaterial erhalten, unter anderem von der Parent Teacher Association (PTA), so eine Art erweiterter Elternbeirat. In einer Broschüre war ein Artikel zum Thema Kulturschock, den ich sehr gut und sehr passend fand (auch wenn er eigentlich fuer die Schueler gedacht war), den Originalartikel (die PTA hat auch nur ge-Guttenberg ;-) allerdings mit Quellenangabe) kann man unter http://international.ouc.bc.ca/cultureshock/printext.htm nachlesen. Nach jetzt sechs Wochen behaupte ich jetzt in der 4. Phase (unter Punkt 9 aufgeführt) angekommen zu sein. Kathrin und die Jungs sind wohl noch nicht ganz so weit, was ja ganz klar ist. Aber langsam stellt sich so eine Art neuer Alltag ein, der ungefähr so aussieht: 5:30 klingelt der Wecker und dann wird auch aufgestanden, hat man das mal geschafft kann der Tag auch nur noch besser werden...fertigmachen, frühstücken und um 6:15 müssen die Jungs dann aus dem Haus, um 6:20 fährt der Schulbus los. Ich kann leider erst um 8 rum ins Büro fahren, weil ich vorher nicht in die Firma darf, d.h. gut 1,5 Morgen-Stund´ mit jeder Menge Gold im Mund..:-). Zum nochmal Schlafen zu wenig, zum nur Duschen zu viel...aber um ca. sechs kommt die Zeitung und außerdem habe ich es mir schon von Anfang an zur Gewohnheit gemacht jeden Morgen die Tagesschau vom Vorabend anzuschauen (danke liebes Internet), mal schauen ob ich es in Zukunft schaffe danach vll. wenigstens einmal um den Block zu joggen, aber morgens sind die Beine halt schon verdammt schwer, scheint bei mir irgendeine biologische Anormalität zu sein...
Nachdem mich Shekar im Office abgeliefert hat, hat er entweder noch irgendwelche Besorgungen zu machen oder er fährt halt wieder nach Palm Meadows und steht Kathrin zur Verfügung bis er mich wieder abholen kommt. Ab fünf wartet er vor dem Büro, meistens wird es aber dann doch halb sechs bis ich raus komme und zwischen sechs und sieben bin ich dann zuhause, leider wird es ja kurz darauf schon dunkel, ein weiterer Grund eigentlich die Morgenstunden besser zu nutzen. Die Jungs sind dann auch schon da, der Schulbus ist so gegen halb fünf / fünf zuhause (nach ca. 1,5 Stunden Fahrt).
Anbei mal der Stundenplan von Benedict (9.Klasse), ich weiß nicht ob man die Fächer lesen kann, dominierend sind die naturwissenschaftlichen Fächer: Technology (hauptsächlich IT orientiert), Mathematics und Sciences, was momentan etwa Chemie und Physik entspricht.
Dann gibt es jede Menge Englisch..:-), als normales Fach und als ¨second language¨, Sport und Drama (also Schultheater) und schließlich Humanities was man wohl als Geisteswissenschaften übersetzen kann aber faktisch zur Zeit in etwa unserem Geschichtsunterricht entspricht, allerdings scheinbar mehr auf die Kulturen fokussiert als auf reine Daten und Fakten.
Also durchaus interessant und abwechslungsreich...hoffentlich empfinden das die Kinder auch so...
Fr
16
Aug
2013
City Market
Heute haben wir den (Kinder-)freien Tag mal ausgenutzt und sind in die Stadt zum City Market gefahren. Wie kommt´s? Ich hatte frei, weil die Firma Feiertag hatte, die Jungs mussten aber zur Schule gehen. Es gibt hier in Indien einige feste Feiertage und einige so halbscharige Feiertage, die halt manche Firmen zum Feiertag erklären und andere nicht. Gestern war ein fester Feiertag, der auch noch in ganz Indien Feiertag war, davon gibt es insgesamt drei, den Tag der Republik am 26. Januar, den Independence Day, eben gestern und dann noch Gandhis Geburtstag am 2. Oktober.
Vor allem die religiösen Feiertage sind nicht immer am gleichen Jahrestag und sie werden eben auch nicht alle in ganz Indien begangen. Und heute ist so ein halbschariger Feiertag, den halt die Firma in der ich tätig bin zum Feiertag erklärt hat, ehrlich gesagt weiß ich gar nicht was heute genau gefeiert wird. Das ist eh ganz lustig, Ende des Jahres kommt eine Liste von Tagen raus an denen die Firma Feiertag erklärt und zusperrt, ich glaube das sind so ca. 14 über das Jahr verteilt, zusätzlich gibt es aber noch eine Liste von 10 potenziellen Feiertagen, aus denen sich jeder Mitarbeiter noch 2 aussuchen darf...
So haben wir uns also von Shekar in die Stadt bringen lassen. Der City Market ist hauptsächlich ein Obst-, Gemüse- und Blumen Markt auf dem die Bauern ihre Waren feilbieten, es gibt aber auch alle möglichen Haushaltsgegenstände, Körbe, Töpfe etc. zu kaufen. Jedenfalls ein Markt für die Inder, Touris findet man da selten, aus diesem Grund wird man auch nirgends negativ belästigt. Nur wenn die Inder mitbekommen, dass man fotografiert, wollen sie die Bilder immer sehen, bzw. wollen zusammen mit einem fotografiert werden, aber das kennen wir ja schon.
Aber eine tolle Atmosphäre, leider bäumt sich ja in den letzten Tagen der Süd-West Monsun nochmal so richtig auf, so dass es halt teilweise im Außenbereich schon ziemlich schlammig war, als ich das letzte Mal am City Market war, im April, musste man eher aufpassen, dass man keinen Sonnenstich bekommt. Irgendwann dreht der Monsun ja dann mal und wird zum Nord-Ost Monsun, kommt also vom Bengalischen Meer und nicht mehr von Arabischen Meer, dann ist auch die Ostküste mehr betroffen...und irgendwann gibt es ja hoffentlich auch mal wieder den ganzen Tag Sonne...ich fange nämlich gerade so ein bisschen an zu kränkeln, obwohl, kränkeln ist schon sehr übertrieben, mir läuft halt so ein bisschen die Nase...
Nebenan gibt es ein paar Eindrücke vom City Market in Bilderform, allerdings heute gänzlich ohne Bildunterschriften weil ich bei dem meisten Grünzeug eh nicht weiß was das alles ist...;-)
Und heute Abend ist mal wieder Jagriti-Theatre-Time, allerdings weiß ich noch gar nicht worum es eigentlich geht, ich habe halt mal Karten gekauft, das Stück heißt ¨Being Sarthak Majumdar¨...naja, surprise, surprise...
Achja, und gestern haette ja eigentlich diese neue Rock-Kneipe eroeffnen sollen, leider ist aber scheinbar die Schnapslieferung nicht rechtzeitig gekommen, jetzt ist die Eroeffnung auf Montag verschoben...Montag, so ein Bloedsinn, Dienstag kann ich doch nicht ausschlafen...
So
18
Aug
2013
Hindu-Gottheiten
So, der Frank hat mir letztens eine Message zukommen lassen, dass sie (wer immer ¨sie¨ ist) jetzt dann in den Biergarten gehen. Recht so, ich freue mich (ehrlich) immer wenn es euch gut geht und ich freue mich auch, wenn ihr ab und zu an mich denkt. Aber er hat halt zum Schluss geschrieben: ¨Viele Grüsse an Krishna¨. Hmm, ganz daneben liegt er ja nicht, aber ich habe das Gefühl ein klein wenig Nachhilfe in der Hindu-Götterwelt schadet da nicht...;-).
Also, man glaubt ja immer es gibt unzählige Götter bei den Hindus...stimmt ja auch irgendwie, aber hinter all diesen Göttern steckt dann doch eigentlich nur einer, nämlich Brahman. Brahman ist alles, Brahman ist die ¨heilige Kraft¨.
So, da tun wir uns jetzt halt schon ein bisschen schwer mit der Vorstellung, also mach´ mas mal ein bisschen konkreter: Es wird erschaffen, es wird erhalten, es wird zerstoert (so wie´s im Leben halt so ist...). Jetzt gibt’s also den Schöpfer, das ist Brahma (ohne n), den Bewahrer, das ist Vishnu und den Zerstörer, das ist Shiva.
Bis jetzt ja noch ganz einfach, aber jetzt kommen halt die Frauen ins Spiel...der Brahma hat sich seine selber g´macht, die Sariswati, sie ist also seine Tochter und seine Frau gleichzeitig (geht’s schon los...). Der Vishnu hat sich seine Frau gar nicht gesucht, der ist gefunden worden und zwar von der Lakshmi. Mit dem Shiva ist es noch ein bisschen komplizierter, der hat nämlich eigentlich gar keinen Bock auf Frauen und war aber trotzdem mit der Sati zusammen, die hat sich aber dann umbracht und wurde wiedergeboren als Paravati die hat den Shiva wieder geheiratet (kein Kommentar). Aber eigentlich ist es mit den Frauen sowieso nicht so einfach, es gibt nämlich noch die universelle weibliche Energie, sozusagen den weiblichen Teil von Brahman (mit n) und zwar sagt man dazu Shakti.
So, jetzt haben wir sozusagen die oberste Führungsebene definiert. Wo bleibt jetzt der Krishna? Die Herren Brahma, Vishnu und Shiva treten ja nicht so gerne persönlich auf. Vor allem der Vishnu zeigt sich lieber als Avatar und da hat er auch jede Menge und jeder hat halt wieder besondere Eigenschaften. Die bekanntesten und beliebtesten sind der Krishna (so ein bisschen Künstler und Kulturliebhaber), der Rama (so ein bisschen der Aufrichtige, Rechtschaffende) (wir erinnern uns, Hare Krishna, Hare Rama, Hare Hare usw....), aber auch der Buddha. Krishna ist übrigens immer relativ leicht zu erkennen, weil er normalerweise in so einem schlumpf-blau dargestellt wird.
Der Herr Shiva hat auch einen sehr populären Avatar, nämlich den Hanuman, der schaut aus wie ein Affe und verkörpert so ein bisschen den ausdauernden und mutigen Krieger.
Der Brahma uebrigens tritt selber gar nicht so recht in Erscheinung, aber seine Frau die Sariswati ist sehr präsent, sie verkörpert die Weisheit und die Muse und wird gern mal vom Studenten bemueht wenn er halt grad ned so g´lernt hat auf sei Prüfung... so und weil wir jetzt schon (wieder) bei den Frauen sind, die Lakshmi kennen wir ja auch schon, sie verkörpert so ein bisschen den Erfolg und den Wohlstand. Den Namen(szusatz) Lakshmi findet man hier in Indien auch ganz häufig.
Dann gibt’s noch das Kriegerische im Weibe (also zumindest laut hinduistischer Götterwelt...), wenn man´s positiv sehen will wird es von Druga verkörpert, wenn es mehr um die wild gewordene Furie geht, dann kommt Kali ins Spiel.
So, jetzt haben wir aber die wichtigsten Gottheiten durch...fast, bis auf einen, den Liebling aller (auch von mir), den Ganesha mit dem Elefantenkopf, den Beseitiger von Hindernissen und Garanten für den Erfolg... Ganesha ist jetzt aber kein Avatar, sondern ein waschechter Nachkomme von Shiva und Parvati...naja, ganz so einfach war es doch nicht, Parvati hat sich einen Sohn gebastelt (bei den Göttern geht so was) als Shiva ned dahoam war und der hat aber dann gemeint, das wäre ein Fremder als er heimgekommen ist und hat ihm gleich mal vorsichtshalber den Kopf abgeschlagen. Da war seine Frau natürlich sauer und deswegen hat Shiva seine Leute losgeschickt um einen neuen Kopf zu besorgen und das war halt dann der von einem Elefanten...
Also, ich freue mich auf die nächsten Nachrichten und werde auch brav die Gruesse ausrichten...
Gestern waren wir übrigens noch im Bangalore Palace den ja auch der Maharadscha von Mysore gebaut hat. Manche sagen es ist ein bisschen eine Kopie von Schloss Windsor, aber angeblich stimmt das gar nicht...naja so wie halt wahrscheinlich Herrenchiemsee (k)eine Anlehnung an Versailles gefunden hat...
Dazu gäbe es auch noch interessante Sachen zu schreiben (vor allem mit einem Schuss Erotik..;-), aber vielleicht beim nächsten Mal...
Und noch was, gefühlt direkt vor dem Schlafzimmer schreit schon seit Stunden ein Muezzin oder ein Imam, keine Ahnung...ich wusste gar nicht, dass wir so nahe eine Moschee haben. Entweder haben die heute was Besonderes zu feiern, oder sie haben eine neue Lautsprecheranlage gekriegt. Sollte Zweiteres zutreffen muss ich mir wahrscheinlich bald einen Seitenschneider kaufen... Da sind mir die Hindus mit ihrer komplizierten und verrückten Götterwelt schon lieber als die Muslime deren Allah anscheinend so schwerhörig ist, dass man ihn immer anschreien muss...
Mi
21
Aug
2013
Nackerte..;-)
Dass ich heute zum zweiten Mal beim FRRO war, diesesmal mit Familie, kann man in Kathrin´s Blog lesen (siehe Links). Zu erwähnen ist vielleicht noch, dass ich zum Abholen der Bescheinigungen ja mit der Enfield gefahren bin und da bin ich mächtig stolz darauf, weil ich a) hingefunden habe...:-) und b) zur Heimfahrt in der Rush Hour eine halbe Stunde gebraucht habe, mit dem Auto waren wir letztens eineinviertel Stunden unterwegs...
Anderseits macht mir das Motorrad gerade etwas Ärger, weil es unter Öl-Inkontinenz leidet, es ist nicht viel, aber es tropft halt ein bisschen. Ich habe das natürlich beim Service beanstandet und sie haben einige Schrauben nachgezogen und gesagt ich solle es weiter beobachten, aber es ist nicht besser geworden, d.h. ich werde wohl in den nächsten Tagen nochmal die Enfield Werkstatt aufsuchen müssen...
So, was hat es jetzt aber mit den ¨Nackerten¨ auf sich...wie gesagt waren wir ja letztens im Bangalore Palace und sind da durch die verschiedenen Räumlichkeiten marschiert, es gibt die Empfangs- und Veranstaltungsräume für die Öffentlichkeit, aber eben auch die Privatbereiche des Maharadschas und der Maharani. Der letzte Maharadscha in Amt und Würden war der Herr Jayachamaraja Wodeyar bis 1950 als halt dann endgültig Schluss war mit den Fürstentümern in Indien. Er und auch sein Vorgänger, sein Onkel Krishna Raja Wadiyar IV waren Freunde und Förderer der Kunst und Freunde der Jagd, sie konnten es sich auch leisten, vor allem der Onkel war wohl einer der reichsten Inder zu seiner Zeit...
Und so hängen an den Palastwänden jede Menge sehr interessanter s/w Fotos von Großwildjagdgesellschaften am Anfang des letzten Jahrhunderts mit Gästen aus aller Welt, Tigertreibjagden in Ooty (einer Hillstation die ich unbedingt auch noch besuchen möchte) usw.
So
25
Aug
2013
Kokosernte und Filmfest
Erstmal ein Nachtrag zum letzten Wochenende, Kultur im Jagriti, ¨Being Sarthak Majumdar¨, wie war´s? Gar nicht so leicht zu beantworten. Drei junge Schauspieler, einer davon spielt eben den Sarthak Majumdar, die beiden anderen je nach Bedarf dazu passende Rollen. Sarthak ist Fernsehjunkie, und diese Fernsehsucht ist auch das zentrale Thema dieses Stückes. Sehr gut und witzig inszeniert, aber jetzt kommt das große ABER: Viele Gags entstehen halt durch das Einbinden indischer Fernsehkultur und Fernsehsendungen, und nachdem ich die letzten Jahrzehnte indischer Fernsehshows und Fernsehserien nicht wirklich draufhabe kann ich mich halt bei so manchem Lacher im Publikum zwar mit dem Publikum freuen, aber verstehen tue ich es nicht wirklich...
und das zweite ABER: Die Protagonisten haben über weite Teile Hinglisch gesprochen, das ist wie eine eigene Sprache, die zwar mit sehr vielen englischen Ausdrücken durchmischt ist, aber so ungefähr stelle ich es mir vor, wenn der Norddeutsche mir zuhören muss, wenn ich Hardcore-Bayrisch spreche...:-)...aber mit einem bisschen guten Willen geht das schon..;-). Das Stück gipfelt übrigens darin, dass Sarthak seinen Vater umbringt, weil der den Kabelanschluss kündigt...ich hab dabei so ein bisschen an meine Computer-Junkie-Kids gedacht...bevor ich denen mal das Internet wegnehme sollte ich mir vielleicht eine Kevlarweste kaufen...
Am Freitag früh habe ich die Enfield in die Werkstatt gebracht, wegen der Inkontinenz, sie haben dann tagsueber eine Dichtung ausgetauscht (auf Garantie natürlich) und nach Feierabend konnte ich sie wieder abholen, bis jetzt sieht es ganz gut aus, bin seither auch schon fast 150km gefahren und es scheint jetzt in Ordnung zu sein...
Am Abend sind Kathrin und ich dann gleich in die Forum Value Mall um jetzt endlich mal ins Stomp, dieser neuen Musikkneipe zu gehen, die ja letztens die Eröffnung verschoben hat, allerdings standen wir wieder vor verschlossenen Türen. Ich habe mich an eine Theater-/Jazz Kneipe/Restaurant mit eigener Brauerei erinnert in dem ich mal mit Kollegen im Rahmen eines Workshops beim Essen war und so haben wir uns dorthin aufgemacht und dank Handy-Navi auch gefunden. Es war halt wieder dieses Phänomen, das mir, by the way, zunehmend schon gar nicht mehr auffällt: Man fährt durch Elendsviertel wie im tiefsten Afrika und endet in einer Location die jeder westlichen Großstadt zu Gesicht stehen würde (www.windmillscraftworks.com ,sollte mal Besuch kommen, bitte darauf bestehen, dass wir da auch mal hingehen). Ich bin gespannt ob ich im Laufe der Zeit den Blick für diese Extreme auch mal ganz verlieren werde, so wie es bei den Indern scheinbar der Fall ist.
Apropos Extreme, das Betteln ist hier nicht so allgegenwärtig wie ich es mir eigentlich vorgestellt habe, aber es gibt natürlich Bettler. Manchmal gebe ich auch etwas, meistens im Umfeld von Tempeln (keine Ahnung wieso gerade da, vielleicht ein tiefenpsychologisches Überbleibsel der Ablasszahlung..?? ;-) … Jedenfalls stehen sie auch oft an einer Ampelkreuzung, die ich auf dem Nachhauseweg passieren muss. Und oft sind es halt junge Mütter mit ihren Babys auf dem Arm. Shekar hat mal gesagt, dass die Teil einer organisierten Bettler-Mafia sind und dass man denen nichts geben darf um die Situation nicht noch zu verschlimmern. Mir fällt dann immer die Szene ein aus ¨Slumdog Millionaire¨, wo sie den Kindern die Augen ausbrennen, damit sie beim Betteln mehr Erfolg haben... Mafia hin oder her, die Mädchen mit ihren Säuglingen sind real und ich muss zugeben, dass ich es nicht schaffe ihnen in die Augen zu schauen. Ich habe mir letztens als ich nicht einschlafen konnte ausgerechnet, dass es reichen würde, ihnen die Menge an Geld zu geben, die ich theoretisch verdiene in der Zeit wenn ich an der Ampel stehe, also Monatslohn geteilt durch Monatszeit auf 24/7 Basis (ich weiß, andere zählen Schäfchen wenn sie nicht schlafen können...) . Nicht weil ich soo gut verdiene, aber weil die andere Seite soooo arm ist (und auch die Ampelschaltzeiten ziemlich lang sind...), aber ich werde es nicht tun, wie hieß es im Vorfeld, du kannst das Land nicht ändern, du kannst es nur hinnehmen...aber das gehört sicherlich zu den schwierigeren Lektionen.
So, jetzt wieder ein leichteres Thema, gestern haben sie einige Kokospalmen hier in Palm Meadows abgeerntet und die Palmblätter ausgedünnt, vermutlich damit weder die Blätter noch die Nüsse bei Wind unkontrolliert runterfallen (bei manchen Palmen haben sie ja Auffangnetze angebracht). Es ist faszinierend zu sehen wie die Leute die Palmen hochklettern und oben dann rumturnen, die Kokosnüsse werden dann teilweise Seil runtergelassen... ich tue mich beim Schätzen ja immer schwer, aber ich denke so 6 bis 10 Meter hoch werden die Palmen hier schon sein, für mich als bekennenden Akrophoben (jetzt habt ihr wieder was zum nachgoogeln..:-) war das auf jeden Fall sehr imposant.
Do
29
Aug
2013
Nandi Hills und Sai Baba
Gestern war Janmashtami, kennt wohl nicht jeder, oder? Krishna´s Geburtstag (Aber Krishna kennt inzwischen wohl hoffentlich jeder...). Jedenfalls war ich nicht eingeladen, macht aber nichts, dafür hat es einen Tag frei gegeben...:-), also zumindest in unserer Firma war das ein Feiertag, die Jungs mussten leider in die Schule gehen..:-(. Da Kathrin für den Tag auch schon was vorhatte, habe ich mich also ohne jegliches schlechte Gewissen bereits morgens um dreiviertel sieben mit dem Motorrad aufgemacht, primäres Ziel: Nandi Hills, eine Berg- (naja Hügel-) Ansammlung etwa 60 km außerhalb von Bangalore mit einer Höhe von ca. 1500 Metern (MSL natürlich und Bangalore liegt ja schon auf gut 900m).
Das erste positive Erlebnis ist, sobald man das Bangalore Verkehrschaos hinter sich gelassen hat, wird erstens die Luft spürbar angenehmer und auch die Straßen deutlich besser. Man kann also locker bis auf unglaubliche 80 km/h aufdrehen und sich den Wind durch die Haare blasen lassen (ok, angenommen man hätte welche...). Einziger Störfaktor sind die üblichen Bumper, die zu Hauf auf allen indischen Straßen zu finden sind und die Verkehrsgeschwindigkeit an kritischen Stellen herab drosseln. Nur sind manche der Bumper etwas schwer auszumachen und wenn man sie komplett übersieht, schafft man in etwa Sprünge wie Franz Klammer in der Mausefalle... aber das soll das geile Motorrad-Cruise Feeling nicht beeinträchtigen.
Irgendwann ist es dann tatsächlich soweit, es geht bergauf, teilweise sogar in Serpentinen. Jetzt machen sich natürlich die lebenslange Alpenerfahrung und die gefühlten, mindestens 3 Millionen bereits zurückgelegten Passstraßenkilometer bezahlt und ich bin der unbestrittene König der Bergstraße mit meinen 19,8 PS unterm Sattel...
Oben angekommen muss ich aber erstmal feststellen, dass die two-wheeler im Gegensatz zu den four-wheelern gar nicht ganz rauffahren dürfen, sondern ihr Fahrzeug vorher für 20 Rupees wegparken und die restlichen Höhenmeter zu Fuß zurücklegen müssen. Den Sinn dahinter soll mir mal jemand erklären, ich kann mir nur vorstellen, dass die Motorradbesucher halt bei weitem in der Überzahl sind und man deswegen so den Verkehr ganz oben ein bisschen in den Griff bekommen will... ich war ja noch ziemlich früh dran, deswegen war der Verkehr noch überschaubar.
Oben sind dann jede Menge Aussichtspunkte und vor allem wird Wert darauf gelegt, dass kein Müll rumliegt (und so was fällt in Indien auf), also ein sehr schöner Eindruck. Die überwiegende Mehrheit an Lebewesen die sich auf den Nandi Hills rumtummeln sind übrigens Affen, die einem angeblich auch das Essen aus dem Rucksack klauen. Ich habe da jetzt aber keine schlechten Erfahrungen gemacht, was aber auch daran liegen mag, dass ich nix zu essen dabei hatte. Bei mir gab es zum Frühstück ein Masala-Dosa und einen Kaffee am Imbiss-Stand , fuer ca. 50 Cent, eigentlich wollte ich im Aussichtsrestaurant frühstücken, aber das macht erst um 10 auf. Vorher war ich noch spazieren und Tempel besichtigen. Ein Priester hat ¨seinen¨ Tempel gerade erst aufgeschlossen und mich gleich mal eingeladen reinzukommen. Es folgte die übliche Segnung mit dem ¨Einatmen der heiligen Flamme¨ und dem Punkt auf der Stirn, dieses mal gab es aber obendrauf noch was anderes: Er hat mir einen eisernen Deckel auf den Kopf gesetzt und irgendwelche Sprüche dabei gemurmelt...mir soll es Recht sein, ich hatte den Tag eh mit Aspirin begonnen, vielleicht hilft ja der Segen gegen Kopfschmerzen...
Wieder unten am Berg angekommen habe ich festgestellt, dass es in Nandi Town was gibt? Richtig geraten einen Tempel..:-), und zwar einen sehr schönen, angeblich aus dem 9. Jahrhundert mit einer relativ großen Außenanlage. Der eigentliche Sri Bhoganandishwara Swamy Temple besteht natürlich wieder aus vielen Einzelaltären und der diensthabende Priester hat mich auch brav herumgeführt und mir alles erklärt, viel war ja auch nicht los und ich glaube er war auch ziemlich stolz auf seinen Tempel und hilfsbereit sind sie hier ja sowieso alle. Der Hauptbereich ist hier den Eheleuten Shiva und Paravati gewidmet (die kennen wir ja auch schon...)
Beim raus gehen saßen zwei Inder unter einem Baum im Schatten, der eine wollte sich unbedingt von mir fotografieren lassen, was ich natürlich gemacht habe, zum Abschied habe ich ihm wie üblich die Hand gegeben, er hat sich dann aber noch überschwänglich bedankt und mir die Hand geküsst... das ist schon alles sehr strange und irgendwie kann ich das alles nicht so recht einordnen, ich würde schon manchmal gerne die Gedanken lesen können und wissen was in den Köpfen da so vorgeht...
Eigentlich wollte ich mich dann langsam in Richtung nach Hause aufmachen, aber mir ist ziemlich nah noch ein Gebäude in exponierter Lage aufgefallen und da hat mich natürlich wieder die Neugier gepackt. Dort angekommen stand ich aber vor einem verschlossenem Tor mit einem Wachmann und einem riesengroßen Gelände dahinter. Das Gebäude dass ich gesehen habe war vom Tor aus bestimmt noch mindestens einen halben Kilometer weg. Ich habe gefragt ob man das Gelände denn besichtigen könne und was das überhaupt sei. Der Wachmann hat aber kaum Englisch gesprochen, hat mich aber halt dann, irgendwie vollkommen entnervt ob meiner Hartnäckigkeit, schließlich doch eingelassen, mir aber unmissverständlich bedeutet, dass ich das Motorrad stehen lassen müsse und zu Fuß zur Anmeldung gehen solle.
Gesagt, getan und kaum war ich dort, hat er mich auch schon angestrahlt, Sai Baba, höchstpersönlich, also vom Bild natürlich, seine sterbliche Hülle hat er vor ca. drei Jahren ja abgelegt. Der Swami Sai Baba ist hier in Bangalore sehr sehr präsent, er hat zig Anhänger, strahlt von so manchem Autoaufkleber oder von Plakaten, meine erste Begegnung mit ihm war, als ich zufällig an einem Workshop Wochenende zu einer großen indischen Hochzeit kam und am Eingang ein lebensgrosser Papp- Sai Baba aufgestellt war...damals konnte ich ihn aber noch nicht zuordnen. Also, was hat es mit ihm auf sich? Ich empfehle dem interessierten Leser hier wirklich mal nachzugoogeln.
Letztendlich war er ein Guru, der halt auch seine Sekte begründet hat und letztendlich wird er halt von seinen Gegnern auch mit Gehirnwäsche in Verbindung gebracht.
Ich kann aber (bis jetzt) in seinem Auftreten und Wirken nichts Schlimmes erkennen, er hat sehr viel Gutes getan und sehr viele Hilfsprojekte, Krankenhäuser etc. initiiert, hier in diesem Fall handelt es sich um eine Schule für Jungs. Natürlich kostet das alles Geld, vor Allem hat er schon immer eher geklotzt als gekleckert und natürlich muss die Kohle irgendwoher kommen, vielleicht hat er die Geldgeber wirklich weichgekocht, vielleicht stammt der Ruf der Gehirnwäsche aber auch von den Leuten, die wegen ihm leer ausgegangen sind. Dann gibt es noch den Vorwurf, dass er den Jungs gerne mal an die Genitalien gegriffen hat, wenn das stimmt, dann geht das natürlich nicht, man stelle sich vor ein katholischer Pfarrer würde sowas machen...
Also, letztendlich muss sich jeder selbst ein Urteil bilden, ich persönlich weiß es auch nicht was ich von ihm halten soll.
Jedenfalls wurde ich aufgefordert ein paar Minuten zu warten, ich hatte allerdings keine Ahnung worauf. Es hat sich dann rausgestellt, dass eine kleine indische Gruppe (vermutlich eine Familie) eine Privatführung über den Campus bekommt und ich wurde eingeladen sie zu begleiten. Unglaublich, und wahrscheinlich wirklich einfach Riesenglück. Wir sind also losgefahren, die Familie samt Führer im Jeep und ich auf dem Bike (barfuß, die Schuhe habe ich am Empfang gelassen) hinterher. Erst ging es zu dem Gebäude das mir ursprünglich aufgefallen war. Es ist hauptsächlich eine Art Empfangs- und Meditationsraum. Eine Art Thron war aufgebaut und dahinter drei überlebensgroße Bilder vom Swami. Wir haben natürlich auch meditiert, allerdings schaffen die Inder das schon mit sehr viel groesserer Hingabe, ich habe mich ja ernsthaft bemüht, ich finde das gebietet auch schon der Anstand und die Ehrfurcht gegenüber anderen Religionen und Einstellungen, aber mich bäuchlings vor dem Thron auf den Boden zu werfen ging mir dann doch zu weit. Der Guide hat anschließend einige Anekdoten erzählt, alle mit dem Kern, dass der Swami immer noch da ist und sich auch gelegentlich in Form eines Wunders zeigt...
Aber auch wenn sich das jetzt vielleicht etwas belustigt anhört, so ist das nicht gemeint, die Leute sind alle sehr aufrichtig in ihrem Glauben und unglaublich offen und einfach ¨nett¨.
Als nächstes sind wir zu Sai Babas Privatgemächern gefahren, wobei, so ganz privat waren die auch nicht, auch hier gab es einen Empfangsraum und es wurde auch hier meditiert. Im 1. Stock konnte man dann sein Bett und seinen Esstisch bewundern und passend dazu hingen überall Bilder auf denen der Swami exakt da stehend abgebildet war wo man selber eben auch gerade stand...das hat natürlich schon zu dem Gefühl beigetragen sich in einer besonderen Aura zu befinden... in der Zwischenzeit bin ich von der indischen Familie sozusagen auch schon adoptiert worden und zukünftig erschien ich dann auch auf allen ihren ¨Familienfotos¨... nach den Privatgemächern habe ich mich dann aber abgeseilt , bzw. ich habe eigentlich die anderen verloren, weil ich noch ein paar Fotos gemacht habe. Aber mir hat es eh gereicht, ich habe mir die Schuhe am Empfang wieder geholt und mich brav verabschiedet und bedankt. Irgendwie habe ich immer damit gerechnet, dass man mir bald einen Mitgliedsantrag, ein Spendenbuch oder sonst etwas unter die Nase hält, aber nichts dergleichen, vielleicht wäre so was am offiziellen Ende der Führung gekommen, vielleicht auch nicht, wer weiß...
Beim Rückweg bin ich noch bei den Kolar Gold Mines vorbeigefahren, ich dachte da könnte man irgendwas besichtigen oder selber auf die Jagd nach einem Nugget gehen, aber irgendwie habe ich nichts Entsprechendes gefunden und langsam lief mir auch die Zeit davon...ich muss dazu wahrscheinlich erst nachlesen und vielleicht fahre ich dann ja nochmal hin, es ist ja nur ca. 80 km von Bangalore entfernt...
Jedenfalls summa summarum ein toller Tag auch wenn er, trotzdem es meist bewölkt war, wieder mit einem Sonnenbrand endete; man darf, vor allem beim Motorradfahren, einfach nicht vergessen sich zumindest die Nase ordentlich einzucremen...
Also nochmal herzliche Glückwünsche Krishna, ich habe zwar keine Ahnung wie alt du geworden bist, aber für mich war es ein schöner Feiertag...
(Don´t miss the fotos...)
Sa
31
Aug
2013
Gegendarstellung
Oiso, um hier keine Missverständnisse bezüglich meines überheblichen Selbstbewusstseins aufkommen zu lassen, ¨MADE LIKE A GUN¨ ist seit über 100 Jahren der Werbeslogan von Royal Enfield. Bevor sie ganz am Anfang des 20. Jahrhunderts das erste Motorrad bauten, haben sie nämlich schon mal Erfahrungen im Rüstungsbereich gesammelt. RE ist von all den Firmen die heute noch Motorräder produzieren die Älteste. Das weiß ich allerdings auch erst seit ich die ¨Pestilenz Internet¨ befragt habe (Schöne Grüße übrigens bei der Gelegenheit in den Westflügel...;-).
Zum Thema ¨Kulinarischer Blog¨: Ja, diese Anregung habe ich schon mal bekommen...das Problem dabei ist, dass ich mir das noch nicht zutraue, also wird es häppchenweise (wie passend..:-) serviert. Über Idli und Chutney habe ich ja schon mal kurz was geschrieben, und Dosa ist halt so eine Art Pfannkuchen, aber knuspriger, Masala ist eigentlich eine Gewürzmischung, Masala Dosa ist aber was Besonderes und auch ein stehender Begriff, das ist ein Dosa mit so einer leckeren Kartoffelfüllung.
Wichtig ist dann noch das Naan-Brot, aber das werden die meisten wohl kennen, das ist so ein Teigfladen, den man als Beilage isst und den es ohne Alles gibt (Plain-Naan) oder mit Butter oder mit Knoblauch...das sind so die Hauptvarianten, teilweise werden noch irgendwelche anderen, exotischeren Abarten angeboten. Wenn das Naan richtig lecker sein soll, dann muss es aus dem Tandoori-Ofen kommen, das ist ein Fass-ähnlicher Holzkohle Ofen in dem der Naan Teig ein paar Minuten an die Wand geklatscht wird, das war es dann auch schon.
Im Tandoori Ofen wird alles Mögliche zubereitet und das taucht dann auch entsprechend auf der Speisekarte auf (z.B. Tandoori-Chicken). Ansonsten stehe ich auch meistens noch vor der indischen Speisekarte wie der sprichwörtliche ¨Ochs vorm Berg¨, ich probier halt manchmal was und meistens schmeckt es auch, aber ich kann es mir halt nicht immer merken was es war...aber ich werde jetzt versuchen etwas sorgfältiger aufzupassen und dann gelegentlich hier was reinschreiben, bringt mir ja auch was... Zum Tandoori Naan muss ich allerdings noch eine Warnung loswerden, das schmeckt nämlich so lecker, dass man sich gerne mal ueberfrisst...
Am Donnerstag hatte ich übrigens einen sehr langen Arbeitstag und zum Ausgleich habe ich am späten Abend noch mit Benedict eine Stunde Squash gespielt...und verloren...
Gestern Abend allerdings hat sich das Blatt wieder zu meinen Gunsten gewendet...puh, ich dachte schon ich müsse wieder mal etwas endgültig an die nächste Generation übergeben...aber ein paar Tage (Wochen? Monate?) Zeit habe ich scheinbar noch...ich werde mich weiterhin wacker schlagen und einen kleinen Ausgleich bringt halt die (Lebens-)Erfahrung dann doch gegen die schiere, ungestüme, blanke Power der Jugend, mal schauen wie lange ich noch gegen halten kann...(und den Muskelkater am nächsten Tag muss man ja nicht zugeben ;-)
Heute war in der Schule ein ¨Welcome back to school BBQ¨. Nett aufgezogen aber irgendwie sehr amerikanisch geprägt (was ja nix Schlimmes sein muss) mit Auftritt des Schulmaskottchens (Tiger), HotDogs und Burger und anschließend noch Muffins und Torte (in Summe also 5stellige Kalorien, zumindest wenn man sich zum Durstloeschen dazu noch eine zuenftige Cola mit reinzieht), Basketballspielen und Schwimmen, T- und Sweat-Shirt Verkauf...immerhin habe ich jetzt auch Klamotten von der Stonehill, und in dem Kapuzen-Sweatshirt sehe ich auch mindestens 20 Jahre jünger aus (könnte mich also sozusagen in der Grundschule einschreiben..;-) und so cool, dass ich richtig Lust bekomme mal ein bisschen um eine brennende Mülltonne rum zu rappen, obwohl meine Jungs sagen mir auch so schon oft genug, dass ich ihnen peinlich bin...Pfff, Spießer...;-)