Rajasthan part 3

 

 

 

Jaisalmer - Bikaner - Jaipur , 3.10. - 6.10.

 

Auf dem Weg von Jodpur nach Jaisalmer kommt man immer mehr in die Thar Wüste.

Allerdings darf man sich diese Wüste nicht als Sandwüste vorstellen, sondern es ist halt zunehmend ödes, steiniges Gebiet mit ab und zu auftauchenden Sanddünen.

In der Gegend um Jaisalmer wird die Militärpräsenz wieder spürbar deutlicher, schließlich ist es von hier aus gar nicht mehr so weit bis zur pakistanischen Grenze.

 

Jaisalmer selber wird dominiert von einem großen Fort, dass wir uns später noch anschauen wollten, erstmal im Hotel einchecken.

Die Hotelsuche war an diesem Tag genauso wie an allen anderen Tagen auch.

Ich hatte ja schon im Vorfeld alle Hotels im Internet reserviert und die ungefähre Lage in meiner Karte auf dem Handy markiert.

Jürgen hat die Koordinaten, die auch im Internet zu finden waren, in seinem Garmin Outdoor GPS programmiert, das zwar keine Karte oder gar Navigation hat, aber immerhin die genaue Richtung angab und für den "Endanflug" sehr nützlich war.

Allerdings stimmte die Position nie ganz genau, was aber vermutlich damit zusammenhängt, dass, und jetzt kommt was für Techniker, das GARMIN natürlich das WGS84 Modell zugrundelegt und sich die angegebenen Latitude und Longitude Koordinaten aber höchstwahrscheinlich auf das indische Erdmodell bezogen (Wobei das gar nicht so stimmt, das "indische Erdmodell" ist nämlich gar kein Erdmodell, sondern nur ein "Indienmodell").

Die Differenz der Koordinaten ist natürlich Standortabhängig, aber durchaus nicht vernachlässigbar.

 

Lange Rede, kurzer Sinn und jetzt für Nichttechniker: Wenn das GPS angezeigt hatte, man wäre jetzt da, ging die Sucherei erst los, aber die wirkliche Lage des Hotels war dann sicher irgendwo im Umkreis von einigen -zig Metern (was allerdings in einer überfüllten indischen Altstadt trotzdem herausfordernd sein kann...).

 

In Jaisalmer waren wir aber nicht in einer überfüllten Altstadt, eher etwas außerhalb, aber im näheren Umkreis war definitiv kein Hotel zu finden, das den angegebenen Namen trug, allerdings ein anderes, sehr ansprechendes.

Dort hat man uns dann auch sehr unkompliziert weitergeholfen, allerdings mit der etwas unerfreulichen Aussage:

"What you are looking for is a desert camp, you can find it roundabout 45 km outside of Jaisalmer"

 

Was tun? 45 Kilometer bedeuten noch eine extra Stunde Fahrzeit und morgen ja auch wieder zurück, weil es auch noch die falsche Richtung ist.

Früh genug dran waren wir ja... Jürgen hat schon mit dem Gedanken gespielt die Reservierung einfach sausen zu lassen und sich in das zufällig gefundene Hotel einzumieten.

Zugegeben, es war sehr ansprechend und die Leute, allen voran der Hotelboss, ausgesprochen nett, aber ich wollte trotzdem noch weiter in die Wüste.

Ersteinmal gab es aber eine ausgiebige Pause, wiedereinmal auf dem Hoteldach mit Tee, Plätzchen und Wasser.

Dort oben haben wir ein australisches Paar getroffen, die einige Monate vorher nach Delhi gezogen sind, insgesamt sehr nett, aber ein Satz ist mir besonders im Gedächtnis haften geblieben:

"Can you imagine, in this city (Delhi) live more people than in overall Australia" :-). Guter Vergleich...und um ehrlich zu sein...nein, ich weiß zwar, dass es stimmt, aber vorstellen kann ich es mir trotzdem nicht.

 

Als es ums Bezahlen ging, wurde uns die Auskunft erteilt: "The boss said you don't have to pay".

Daraufhin haben wir uns natürlich nochmal beim Boss bedankt und uns verabschiedet, woraufhin der meinte: "If you need a shower tomorrow morning you can come back and have one".

Die Gastfreundschaft war schon unvergleichlich.

 

Eine Stunde später waren wir dann auch im Wüstencamp. Es hatte sich herausgestellt, dass in der Gegend jede Menge Wüstencamps angesiedelt sind, teilweise sehr unschön, direkt an der Straße. "Unseres" war aber sehr nett gelegen und auch die Hütten (es hätte auch Zelte gegeben, aber ich hatte Hütten gebucht) waren ganz ok.

Zum Sonnenuntergang haben wir dann (zusammen mit tausend anderen Touris) eine Sanddüne erklommen, allerdings zu Fuß und nicht so Weichei-mässig auf dem Rücken eines Kamels (Obwohl, vielleicht waren ja auch wir die Weicheier, weil wir uns nicht getraut haben?).

Abends gab es dann mal wieder Folklore zum Essen, aber insgesamt fand ich es eine sehr schöne Stimmung.

 

Am nächsten Morgen war dann der Aufbruch etwas früher als sonst, weil wir ja zu der für den Tag eh schon langen geplanten Etappe noch die Zusatzkilometer zurück nach Jaisalmer hatten.

Die Straße nach Bikaner war zwar dann Gott sei Dank sehr gut, aber der Verkehr, bzw. das Verhalten der Verkehrsteilnehmer an diesem Tag war außergewöhnlich gefährlich, überall waren Pilger unterwegs, anscheinend war das der Höhepunkt des Dusserafestes, jedenfalls fuhren erstaunlich viele Auto, Bus und LKWfahrer wie betrunken, was sie vermutlich auch waren...

 

Angekommen in Bikaner machten wir uns auf den Weg zum City Palace, der laut Reiseführer in guten Zustand sein sollte, was auch stimmte.

Diesesmal gönnten wir uns auch mal wieder einen Führer und der hat dann auch angeboten uns anschließend noch gegen etwas Extramoney durch die Altstadt zu führen.

Auch das Angebot haben wir angenommen. Eigentlich wollten wir ihn dazu überreden mit uns auf den Enfields in die Altstadt zu fahren, allerdings ging er nicht darauf ein und hat uns alle kurzerhand in ein TucTuc verfrachtet...Feigling :-)

 

Dann war auch schon wieder Sonntag und die Rückfahrt nach Jaipur stand an.

Allerdings nicht ohne vorher noch den berühmten Rattentempel anzuschauen, circa 20 Kilometer außerhalb von Bikaner.

Wie sich herausgestellt hat, ist das eine große Touristenattraktion. Wenn ich von Touristen spreche, meine ich übrigens natürlich nicht unweigerlich Weiße, im Gegenteil, ich schätze, dass mehr als 95% der Touristen hier in Indien selber Inder sind, die sich halt ihr Land anschauen...aber natürlich findet man dazwischen auch immer mal wieder das eine oder andere Weißbrot...

 

Jedenfalls wurden wir gleich nach dem Abstellen der Bikes schon bedrängt etwas Rattenfutter zu kaufen, was wir dann auch gemacht haben, allerdings hatte sich später rausgestellt, dass die Ratten so gut leben, die haben sich für unser Futter nicht wirklich interessiert.

Im Tempel selber stinkt es dann auch dementsprechend und irgendwie ist es schon gewöhnungsbedürftig überall diese Viecher rumlaufen zu sehen.

Eigentlich sogar ein bisschen eklig.

 

Jürgen hat im Vorfeld schon erzählt, dass es im Tempel unter all den tausenden von ordinären Ratten wohl eine Besondere gibt, eine weiße Albinoratte, und dass manche Leute stundenlang vor irgendeinem Loch ausharren, nur um eventuell einen Blick auf diese Ratte zu erhaschen.

Wenn man nämlich die weiße Ratte einmal gesehen hat, dann kann praktisch nix mehr passieren, ewiges Glück, Reichtum, Potenz und immer ein kühles Bier im Kühlschrank sind garantiert... und guess what...wir haben sie gesehen...eine kleine Menschenansammlung in einer Ecke des Tempels hat schon darauf schließen lassen, dass da was Besonderes zu sehen ist und tatsächlich, da ist sie herumgeturnt, in mitten ihrer grauen Brüder und Schwestern...

 

Anschließend sind wir auch gefahren, weil was Besseres konnte eh nicht mehr passieren und auch die Tagesfahrt zurück nach Jaipur war ziemlich relaxt, weil ja nix Schlimmes zu erwarten war...ich hatte ja die weiße Ratte gesehen..:-)

 

In Jaipur war dann Wiedervereinigung mit den Mädels, die kurz vor uns kulturbeladen von ihrem Agra/Dehli Abenteuer zurückgekehrt sind. Die Mopeds wurden abgeholt, eigentlich schon wieder mit ein bisschen Wehmut, nicht dass ich meinen beiden eigenen Bikes untreu werden möchte, aber so gut 2000 Kilometer schweißen halt dann doch ein bisschen zusammen.

 

Zum Abendessen wollten wir uns dann ein Rooftop Restaurant gönnen und sind nach circa 30 km TucTuc Fahrt auch in einem ca. 2 km vom Hotel entfernten angekommen.

Wie kam's? Im Hotel wurde behauptet, es gäbe kein Rooftop Restaurant in der Nähe, aber ein sehr gutes in der Nähe des Airports, allerdings gut 15 Kilometer weit weg. Also haben wir zwei Autorikschas angeheuert, nachdem wir leider kein ViererTucTuc bekommen haben und sind dahin gefahren. Leider hat sich aber das Restaurant in dem Nobelhotel als nicht unseren Erwartungen entsprechend rausgestellt und so haben wir nur ein kleines Bierchen getrunken und unsere TucTuc Fahrer, die auf uns gewartet haben, um Auskunft gebeten...die wussten dann auch gleich mehrere Alternativen und haben uns zu einem Restaurant gebracht, das, wie gesagt, dann doch ziemlich nahe am Hotel war..und ziemlich gut...und als wir dann den Ober auch noch dazu gebracht hatten die Boxen neben unserem Tisch auszustöpseln, war selbst Jürgen zufrieden, dessen Gehör schon arg gelitten hat in den letzten Tagen. Da lobe ich mir meine, von lauter Rockmusik unempfindlich gewordenen Gehörgänge ;-)

 

Den Abreisetag nutzten wir dann noch für eine Turmbesteigung und einen Spaziergang durch die Stadt inklusive einiger Shoppingstopps.

Und abends ging es dann auch zurück nach Bangalore, das uns regnerisch und ungewöhnlich kalt empfangen hat...aber wahrscheinlich war das Empfinden einfach nur so, weil die letzten Tage ja außergewöhnlich heiß und sonnig waren...

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Phöbe (Donnerstag, 30 Oktober 2014 23:13)

    Hi Michi, mit großem Vergnügen habe ich die Berichte von Eurer/unserer Reise gelesen. Es hat viel Spaß gemacht!
    Genieß die restlichen Tage in Incredible India.
    Liebe Grüße Phöbe