Ladakh Part 2

 

 

Trekking-Touren

 

Sonntag 17.8. - Donnerstag 21.8.

 

Am Sonntag morgen werden wir von unserem Fahrer Taschi abgeholt, den wir ja schon von der Flughafenabholung kennen.

Zusammen mit ihm kommt Rigzet, ein 23 jähriger Student, der für den Rest der Woche unser Guide sein wird.

 

Wie bereits erwähnt soll der erste Tag ja gemütlich werden. Nachdem diverse leichte Kopfschmerzen mit diverser leichter Medikation behandelt wurden, fahren wir mit dem Auto in Richtung Süd-Osten, dem Indus entlang bis zum Nonnenkloster Nyerma.

Dort ist eine Besichtigung geplant, allerdings ist es etwas enttäuschend, weil nur eine einzige Nonne da ist, alle anderen sind an diesem Sonntag "ausgeflogen" und der Bau gibt jetzt ehrlich gesagt auch nichts Besonderes her.

Also machen wir uns bald auf den Weg, zurück in Richtung Leh, diesesmal aber zu Fuß. Es geht relativ eben durch steinwüstiges Gebiet und nach weniger als einer Stunde erreichen wir das Kloster Thiksey.

 

Thiksey ist eine sehr schöne Klosteranlage aus dem 15. Jhd, auf einem Hügel gelegen.

Hier herrscht auch etwas mehr Leben.

Erstmal gibt es ein leckeres Glas Milchtee in der "Klosterschenke", anschließend besichtigen wir das Innere, unter anderem eine 15 Meter hohe Buddhastatue, die allerdings sehr viel jünger als das Kloster ist. Sie wurde 1970 vom aktuellen (14.) Dalai Lama eingeweiht.

 

Der Weg führt weiter entlang des Indus-Tals und mit etwas mehr Grün in der Landschaft bis nach Shey und dem ehemaligen Sommerpalast des Königs von Ladakh.

Die Anlage ist jedoch nicht mehr bewohnt, der König ist 1842 vor Invasoren aus Jammu geflohen und endgültig in den Palast bei Stok gezogen, wo seine Nachfahren bis heute leben.

Der Shey Palast wird von einem einzelnen Mönch mehr oder weniger in Schuß gehalten. Dieser lässt uns auch in den Palasttempel ein in dem sich wiederum eine sehr schöne und große Buddhafigur befindet, zwar "nur" 12 Meter groß, dafür aber richtig alt und mit 5 kg Gold überzogen.

 

Damit reicht es auch für heute, mit dem Auto werden wir zurückgefahren, auch wenn Benedict etwas mault ("Das hätten wir jetzt auch noch zu Fuß gehen können" :-)

 

Am Montag morgen fahren wir die gleiche Richtung mit dem Auto, allerdings noch etwas weiter, das Kloster Hemis steht auf dem Programm.

Dort gibt es ein Museum, das wir uns aber für später aufsparen.

 

Eine interessante Geschichte gibt es aber zu dem Kloster: Ende des 19. Jhds hat hier angeblich ein russischer Journalist Schriftstücke entdeckt, die beweisen, dass Jesus Christus in seinen Jugendjahren, über die im neuen Testament nichts geschrieben steht ("The lost years"), hierher gewandert sei.

 

Andere behaupten, er sei NACH seiner Kreuzigung hier aufgetaucht.

 

Klingt für mich eins blödsinniger (oder sagen wir unwahrscheinlicher) als das andere, aber Gott sei Dank gibt es ja diese bunten Geschichten...

 

Gestern habe ich übrigens hier in Bangalore einen jungen Mann mit einem T-Shirt laufen sehen auf dem stand geschrieben: "Thank God I'm an Atheist", ich fand das sehr lustig und habe ihn angesprochen, aber es hat sich rausgestellt, dass er weder englisch sprechen noch lesen kann...:-)

 

Wir lassen das Kloster aber erstmal links liegen und machen uns auf den Weg bergauf zur angegliederten, ca. 2 km entfernten Einsiedelei Gotsang, einer Meditationshöhle und von Mönchen bewohnten Gebäuden die älter sind als das Kloster Hemi selbst.

 

Von hier aus kann man einen Bergsattel sehen und wir beschließen den noch zu erklimmen.

Allerdings schaffen es nur Benedict und ich bis ganz nach oben, nach mehr als einer Stunde anstrengendem und mit vielen Pausen versehenen, teilweise steilen Aufstieg.

Die dünne Luft macht sich schon sehr bemerkbar.

Der Guide meint später: "You must have been at almost 4000 meter". Das "almost" hat mich natürlich bisschen gewurmt, aber wie sich dank Google relativ leicht rausfinden lässt, liegt Gotsang schon auf 3900 Meter und glaubt man Google Earth waren wir locker auf einer Höhe von 4200 Metern.

 

Da haben wir uns natürlich später eine Brotzeit im Klosterrestaurant verdient und als es uns da dann zu kalt wird gehen wir doch noch ins Kloster bzw. ins Museum.

Allerdings gilt da zumindest für die Jungs und mich: Das Interesse schwindet mit der Anzahl der besuchten Klöster... und zwar exponentiell (Ähnlich verhält es sich auch mit den Tempeln Südindiens)

 

Am Dienstag früh packen wir dann das Nötigste in die Koffer (die vom Auto transportiert werden), die nächsten zwei Nächte verbringen wir extern. Erst werden wir nach Yangthang gefahren und machen uns von dort auf den Weg über den SmarathangLa-Pass (3880m) nach Hemis Schukpachen (das hat mit dem Kloster Hemis gar nichts zu tun, liegt auch in einer völlig anderen Richtung).

 

Dort verbringen wir die Nacht in einem "Homestay", sprich als Gäste in einer Familie.

Jetzt habe ich ja vorher schon nicht besonders gut geschlafen (Ich bin schon eine kleine Prinzessin auf der Erbse :-) und dachte eigentlich mit zunehmender körperlicher Anstrengung würde es besser, aber weit gefehlt.

Der Schlafplatz in dem Homestay ist wahrscheinlich für Fakire gedacht. Jedenfalls schaffe ich es partout nicht einzuschlafen und beschließe irgendwann zwischen zwei und drei Uhr morgens nach draussen zu gehen. Dort werde ich dann allerdings mit einem Sternenhimmel belohnt wie ich ihn erst einmal in meinem Leben gesehen habe, bei einer Saharaübernachtung vor circa 20 Jahren.

Abermillionen von Sternen und auch noch eine beachtliche Anzahl von Sternschnuppen (sind das die Leoniden?).

Man fühlt sich ja schon vorher durch die ringsum beherrschenden Gipfel des Himalaya ziemlich winzig.

Der Anblick dieses Sternenhimmels beamt einen aber schlagartig auf die Bedeutungslosigkeit eines Staubkorns zurück.

Unendlichkeit zum Anfassen.

 

Trotz Schlafmangels geht es aber am nächsten Tag weiter über den MebtakLa-Pass und dann den LagoLa-Pass (beide 3830m) nach Ang. Dazwischen natürlich ausreichend Pausen und beim LagoLa-Pass haben wir auch noch einen kleinen Gipfel erklommen. Dort könnten wir die 4000 Meter erneut geknackt haben.

 

In Ang wartet der Fahrer und es geht nochmal 1,5 Stunden mit dem Auto weiter Richtung Norden bis ins "Moonvalley".

Dort übernachten wir auch dann im Moonland Hotel. Allerdings gibt es da erstmal weder Strom noch warmes Wasser (trotzdem eine Verbesserung zum Homestay, dort gab es nämlich gar kein Wasser und das Klo möchte ich erst gar nicht näher beschreiben).

 

Gegen acht wird dann für drei Stunden der Strom angeschalten was im Restaurant dazu führt, dass man das Gefrierfach des Kühlschranks erst mal mit Bier auffüllt und gegen neun gibt es dann auch erfrischend kühles Bier...

 

Donnerstag früh beginnt dann die letzte Wanderung über den PrinktiLa-Pass (3700m) nach Wanla, wo uns der Fahrer wieder aufsammelt und zurück nach Leh bringt.

 

Auf dieser Strecke begegnen wir mehrfach einem Franzosen mittleren Alters (Ich schätze mal so 50 plus, aber ich bin im Alterschätzen sehr schlecht), der anscheinend alleine unterwegs ist, also auch ohne Guide.

Unser Führer erzählt später (Führer wissen alles), dass sich der Mann am Anfang eines zwanzig Tage Treks befindet, ich habe leider das Ziel vergessen. Jedenfalls scheint er die ersten Nächte wohl die Möglichkeit zu haben, Homestays auszunutzen, irgendwann trifft er dann aber auf eine Gegend wo es absolut nichts mehr gibt und er in seinem mitgebrachten Zelt schlafen wird und auch sonst nur zur Verfügung hat was er sich halt selbst so mitbringt.

 

Der Gedanke beschäftigt mich länger als ich dachte, selbst jetzt noch.

Eine Pilgerreise ins eigene Ich.

Auf der einen Seite ein verlockender Gedanke, allerdings würde ich mich das vermutlich gar nicht trauen weil ich nicht weiß was mich erwarten würde, in beiden Richtungen, außen und innen. Trotzdem...;-)

 

Die Rückfahrt nach Leh dauert circa drei herrliche Stunden, die ich dazu nutze einfach den Kopf staunend aus dem Fenster zu strecken und die Berge zu betrachten, und wird nur durch zwei kurze Pausen am "Magnetic Hill" (darüber schreibe ich ein bisschen was beim nächsten und letzten Ladakh Blog) und am Sikh-Tempel "Gudwara Pathar Sahib" unterbrochen.

 

Zu diesem Tempel gibt es wieder eine sehr bunte Geschichte:

Im Jahr 1517 ist der Sikh Guru Nanak Dev Ji hier vorbeigekommen und hat an der Stelle meditiert. Er wusste allerdings schon, dass in der Gegend ein furchtbar böser Dämon wohnt, der den ganzen Tag die Landbevölkerung ärgert, manchmal auch tötet und frißt.

Der Dämon war ziemlich angepisst wegen des meditierenden Gurus und hat einen großen Felsen auf ihn herabgerollt. Der Guru ließ sich aber in seiner Meditation nicht stören und der auf ihn zu rasende Felsen verwandelte sich in weiches Wachs.

Der Dämon sah das und war noch verärgerter und trat gegen den Felsen, allerdings versank nur sein Fuß in dem weichen Wachs und da erkannte er, dass anscheinend göttliche Kräfte am Werk sind und das veränderte sein Leben derart, dass er von nun an kein böser sondern ein guter Dämon war und den Rest seines Lebens den Menschen zu Diensten war...

 

Tja, so einfach geht's manchmal. Jedenfalls kann man im Tempel den Stein (anscheinend wurde aus dem Wachs dann doch wieder Stein) bewundern mit dem Abdruck des meditierenden Gurus...

 

Zurück im Gästehaus in Leh werden wir dann zum zweiten Mal von der Gästehauswirtin mit leckeren Spezialitäten aus Ladakh bekocht.

 

Für den verbleibenden Freitag steht noch ein weiteres Highlight auf dem Programm, die Fahrt auf den höchsten mit einem Fahrzeug befahrbaren Pass der Welt, den KardungLa...dazu aber mehr im letzten Teil...

 

 

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