Ladakh Part 1

 

 

 

Allgemeines und Ankunft

 

15./16.08.14

 

"Where the fuck is Ladakh?"

 

Eine Frage, die ich ehrlich gesagt bis vor kurzem auch nicht so genau hätte beantworten können.

 

Ladakh ist die größte Provinz im nördlichsten Bundesstaat Indiens, Jammu Kashmir, mitten im Zentral Himalaya.

Westlich grenzt es an Kashmir, nördlich an Pakistan (oder zumindest den Teil von Kashmir, den die Pakistanis kontrollieren), östlich an Tibet, sprich an China (ein Teil Ladakhs ist unter chinesischer Kontrolle) und südlich an Himachel Pradesh, einem weiteren Teil Indiens. Die Nord bzw. Ostgrenze ist auch nicht so ganz fest bestimmt und auch gelegentlich Gegenstand von "Diskussionen". Erst gestern stand in der Zeitung, dass zwei Zivilisten im Grenzgebiet getötet worden sind und weitere sechs verletzt wurden, allerdings weiter westlich in Kashmir.

Aber keine Angst, näher als gut 50 km sind wir an die pakistanische Grenze gar nicht rangekommen, und selbst da musste man schon einen Checkpoint passieren (und auch bezahlen).

 

Ladakh ist etwas größer oder etwas kleiner als Schottland, je nachdem, ob man die Berge, die die Chinesen beanspruchen, mitrechnet oder nicht.

Und auf der Fläche leben gut 250 000 Einwohner und diese geringe Population ist auch der Grund warum Ladakh nicht im Namen des Bundesstaates auftaucht, obwohl es über 40% der Fläche ausmacht, allerdings kommen nochmal circa genausoviele Soldaten dazu. Militärbasen sind überall präsent, hauptsächlich entlang des National Highway No.1.

 

Für Touristen ist die Gegend überhaupt erst seit Mitte der Siebziger zugänglich.

Auch der Dalai Lama hat in Ladakh eine Zuflucht gefunden. Er hat hier ein Haus mit einem riesigem angrenzendem "Open Air Gelände", das er benutzt wenn er hier ist und seine neuesten Erkenntnisse verlauten lässt, das letzte Mal war er wohl den ganzen Juli hier, wir haben ihn also nur knapp verpasst.

 

Die Hauptstadt Ladakhs ist Leh inmitten des Indus-Tals gelegen. Hier befindet sich der höchstgelegene Flughafen Indiens mit fast 3500 Höhenmetern. Er war auch mal der höchste der Welt, aber inzwischen gibt es zumindest in Bolivien einen mit 4000 Metern und die Chinesen haben das alles letztes Jahr nochmal getoppt und einen Airport auf über 4400 Metern in Tibet eröffnet.

 

Soweit also zu den "nackten" Fakten.

 

Bevor wir aber überhaupt nach Leh fliegen können, müssen wir noch einen Nachmittag und eine Nacht in Delhi verbringen. Man kann nämlich von Bangalore aus gar nicht so früh nach Delhi fliegen um die letzte Maschine (es fliegen eh nur drei) nach Leh zu erwischen.

 

In Delhi kommen wir gegen Mittag an und werden schon vom Chauffeurservice des Hotels Lemon Tree erwartet.

 

Etwas später bestellen wir uns dann ein "4-Stunden Taxi", etwas, das hier in Indien durchaus üblich ist, man "mietet" ein Auto mit Chauffeur für eine bestimmte Zeit, meist eben 4 Stunden, inkludiert ist eine bestimmte, meist ausreichende Kilometerzahl. Da alles über das Hotel abgewickelt wird, ist allerdings der Preis relativ hoch, fast 13 Euro!!!

 

Benedict zieht es vor im Hotel auszuschlafen, also machen wir uns zu viert auf den Weg. Erstmal zum Lotustempel, Sammy kennt ihn ja noch nicht, allerdings finden wir eine schier endlose Schlange vor dem Eingang vor und beschließen deshalb uns mit einem Foto von außen zufrieden zu geben.

 

Anschließend geht es nach "Old-Delhi" und wir steigen um auf eine, bzw. zwei Fahrradrikschas. Der Weg durch die schmalen Gässchen ist normalerweise ziemlich zeitraubend, diesesmal geht es allerdings sehr schnell, weil durch den Independance Day sehr viele Geschäfte geschlossen sind und ausserdem ist Freitag, also der islamische Sonntag und da arbeiten die Muslime eh nichts.

 

Der Rikshafahrer fährt uns zu einem 1000 Jahre alten Jain Tempel mitten in der Altstadt, abgelegen in einer kleinen Seitengasse. Von aussen ist er gar nicht als Tempel zu erkennen.

Ein Jain Priester führt uns in und durch den Tempel, allerdings dürfen wir mal wieder keine Fotos machen.

 

Diesesmal ist auch noch so einiges andere zu beachten, Schuhe ausziehen ist man ja gewöhnt, Händewaschen vielleicht auch noch, hier müssen wir uns allerdings auch noch den Mund waschen und alles was nach tierischem Produkt ausschaut (z.B. Gürtel) ablegen. Die Jains sind doch absolute Freunde alles Lebendigem, die Hardcore-Jains tragen ja sogar ganztägig einen Mundschutz damit sie nicht versehentlich eine Mücke verschlucken.

Selbst die Menstruation ist uns verboten ("This is very important"), damit haben jetzt aber zumindest die Jungs und ich kein großartiges Problem.

 

Der Tempel erstreckt sich über zwei Stockwerke und besteht zum großen Teil aus Marmor und Glaseinlegearbeiten. Der Guide weist uns immer wieder darauf hin, dass all das vor 1000 Jahren mit den damaligen Mitteln entstanden ist und das ist tatsächlich erstaunlich und wirklich schön.

 

Bei Anbruch der Dämmerung suchen wir noch das India Gate auf. Die Straße davor ist mit einer Menschenmenge gefüllt, angeblich ist das an jedem Abend so, ich denke aber dass der Andrang bedingt durch den Unabhängigkeitstag diesesmal schon noch einen Tick größer ist.

Sobald es dunkler wird, wird der obere Teil des Tores in den Farben der indischen Flagge beleuchtet. Überhaupt sind sehr viele Gebäude und Plätze orange, weiß, grün illuminiert, das ist aber ganz bestimmt dem Independance Day geschuldet.

Abends geht es dann zeitig ins Bett, der Wecker steht auf 4:30 !!!

 

Der Anflug am nächsten Morgen durch die Gipfel des Himalaya auf Leh ist durchaus sehenswert, der Flieger schlängelt sich so durch die Täler und bis zum Schluß sieht man nicht wo sich denn eigentlich die Landebahn versteckt.

 

Am Flughafen selber ist (eigentlich) mal wieder Fotografierverbot, weil der halt auch von der Indian Airforce genutzt wird (hier in Indien werden ganz viele Flughäfen sowohl zivil als auch militärisch genutzt).

 

Laut unseres Wochenplans ist für den heutigen Tag "Nixtun" angesagt, damit sich der Körper auf die etwas dünnere Luft einstellen kann.

Wir beziehen unser Quartier im Guesthouse und dann geht es allerdings natürlich los, ganz in der Nähe kann man auf einem Hügel eine große Stupa ausmachen, wie sich herausstellt eine ziemlich neue, von einem japanischen Buddhisten in den Neunzigern errichtete "Shanti-Stupa".

 

Stupas oder auch Tschörten (anderer Name für das gleiche) kann man hier überall sehen, ursprünglich waren es wohl Grabmäler, das hat sich aber irgendwann geändert und jetzt kann jeder eine Stupa bauen um sein Karma ein bisschen aufzuwerten :-)

Das Einzige das man hier in ähnlich großer Anzahl vorfindet sind Gebetsmühlen. Man beachte allerdings, dass man sie aber NUR in Uhrzeigerrichtung drehen darf und am besten gleichzeitig das buddhistische Haupt-Mantra "Om mani padme hum" vor sich hin murmelt, nur dann klappt's auch mit dem guten Karma...

 

Der Weg den Hügel hoch ist dann auch erheblich beschwerlicher als man das eigentlich gewöhnt ist, die Luft ist halt doch dünner und die Pumpe arbeitet schneller als normal. Ganz ohne Grund wurde der Akklimatisierungstag also doch nicht empfohlen.

Auch die anschließende Nacht war sehr unruhig, eigentlich habe ich die ganze Woche nicht besonders gut geschlafen, ich habe aber gelesen, dass das ein ganz normaler Anpassungseffekt ist und absolut nichts mit Höhenkrankheit zu tun hat (die aber über 3000 Meter durchaus auftreten könnte).

 

Nach einem Internetratgeber solte man eigentlich in den ersten 36 Stunden gar nichts tun und dann drei Tage lang sehr gemächlich anfangen. Bei nur einer Woche Urlaub muss das aber natürlich schneller gehen und für den zweiten Tag ist auch schon die erste (gemächliche) Wanderung geplant, dazu aber dann mehr im zweiten Teil...

 

 

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