Bannerghatta und der erste Strafzettel

 

Also gleich mal vorausschickend, diese beiden Dinge haben nichts miteinander zu tun, außer, dass sie halt sehr zeitnah stattgefunden haben.

 

Bannerghatta ist ein Nationalpark / Biologicalpark im Süden Bangalores, nur gute 20 Kilometer entfernt.

 

 

Nachdem seit letzter Woche Workshop Besuch da ist, haben wir beschlossen am Sonntag gemeinsam nach Bannerghatta zu fahren. Eric hatte keine große Lust, also nur die beiden Herren aus Deutschland und ich.

 

Dieser Nationalpark ist im Gegensatz zu den anderen großen Nationalparks mehr eine Mischung aus Zoo und Zoosafari. Also, es gibt tatsächlich einen Zoo-Teil mit Käfigen, ganz wie bei uns, aber erstens relativ klein und zweitens sind die Gehege in denen sich die Tiere befinden im Vergleich zu unseren Tiergärten in erbärmlichen Zustand.

 

Dann gibt es noch ein Schmetterlingshaus, mit sehr vielen Schmetterlingen, die allerdings alle ziemlich gleich ausschauen, auch wenn sie unterschiedliche Namen haben.

 

Aber die eigentliche Attraktion und der Grund warum man nach Bannerghatta fährt ist die „Safari“.

Dabei wird man normalerweise mit einem vergittertem Bus von einem umzäuntem Gehege zum nächsten gefahren, dazwischen auch mal nur offene Natur, wie in den anderen Nationalparks.

 

Die Gesamtfläche des Parks erstreckt sich dann doch auf über etwas mehr als 100 Quadratkilometer.

 

Der Vorteil bei der „Safari“ ist, man hat sozusagen praktisch „Wildlife-Garantie“, sprich, man sieht garantiert Elefanten im großen Freigehege (garantiert deswegen, weil sie fest gekettet sind), garantiert Bären im Bärengehege (wobei die bei uns nur in „Freilaufkäfigen“ zu sehen waren) und, jetzt kommt es, Raubkatzen und das ist natürlich schon was Besonderes.

 

Als erstes fährt man durch den Löwenbereich (Löwen wird man sonst auch in keinem anderem Nationalpark sehen, weil sie in Indien gar nicht heimisch sind) und als Höhepunkt dann durch den Tigerbereich.

 

Wir haben uns jetzt zu dritt auch noch den Luxus gegönnt anstatt mit dem normalen Bus mit einem Geländewagen durch das Areal gefahren zu werden.

 

Irgendwie ging mir aber die ganze Zeit ein blöder Witz nicht aus dem Kopf:

Frage: Wie fängt ein Mathematiker einen Löwen in der Wüste?

Antwort: Er baut einen Käfig, setzt sich rein und definiert: Ich bin außen.

 

So ungefähr war unsere Situation...nur saßen wir statt in einem Käfig in einem Jeep.

Allerdings kamen wir den Tieren wirklich erstaunlich nah, und nachdem ich mich daran gewöhnt hatte, machte es mir auch nichts mehr aus, dass der Fahrer und als Nachahmer wir alle, die Fenster weit offen gelassen haben.

 

Sowohl im Löwen- als auch im Tiger-Gelände wäre es in einem Fall möglich gewesen, dass man mit etwas hinausbeugen jeweils ein Exemplar der Spezies berühren hätte können.

Obwohl, etwas mulmig war mir schon, auch wenn ich mir immer eingeredet habe, dass die Tiere ja gut gefüttert werden, aber ich wollte auch nicht als erster uncool mein Fenster schließen...

 

 

Eindeutig zu Erkennen, ein Elefantenbulle...(an den Stoßzähnen natürlich)
Eindeutig zu Erkennen, ein Elefantenbulle...(an den Stoßzähnen natürlich)
Den Herrn interessiert wenig, dass wir vorbeifahren wollen
Den Herrn interessiert wenig, dass wir vorbeifahren wollen
Rausfassen und ich könnte ihn am Kopf streicheln...allerdings wollte ich meinen Arm noch etwas behalten
Rausfassen und ich könnte ihn am Kopf streicheln...allerdings wollte ich meinen Arm noch etwas behalten

 

Auf dem Nachhauseweg gab es dann noch einen kurzen Abstecher zum Bull Tempel.

Eigentlich wäre es vermutlich besser gewesen, wenn wir uns den Segen geholt hätten bevor wir mit den Kätzchen sozusagen Auge in Auge standen, aber es ist ja alles gut gegangen.

 

Im Bull Temple
Im Bull Temple

 

 

Und heute morgen nun bin ich wie praktisch immer mit dem Motorrad zur Arbeit gefahren.

Jetzt ist ja zu der Zeit, zu der ich üblicherweise fahre, Rush-Hour, genau das macht ja den Vorteil des Two Wheelers aus.

 

Es ist hier ganz normal sich überall zwischen den Autos durch zu schlängeln, oder zwischen Autos und Bürgersteig (soweit vorhanden) durch zu quetschen.

Falls es einen Bürgersteig gibt und dieser in einigermaßen passablen Zustand ist, so weicht der Zweiradfahrer auch gerne mal auf eben jenen aus.

Im Laufe der Zeit lernt man durch Zuschauen und Nachmachen, wo man welchen Bürgersteig befahren kann, ohne Gefahr zu laufen, vor einem unüberwindlichen Hindernis zu landen (z.B. gibt es jede Menge Stellen an denen die Deckplatten gebrochen sind und der ca. einen Meter darunterliegende Abwasserkanal, inklusive Ratten, freiliegt).

 

Kurz vor der ersten der beiden Ampelanlagen, die ich bei meinem Weg ins Büro zu passieren habe, ist auch so eine „sichere“ Stelle, allerdings hätte es mich vermutlich stutzig machen sollen, dass heute nur ein einziger Inder vor mir den (natürlich verbotenen) Weg auf das Trottoir gewählt hatte.

 

Prompt sind wir dann natürlich beide von der Polizei rausgezogen worden.

 

Wie das Prozedere bei dem Inder war kann ich nicht sagen, ich hatte meinen „eigenen“ Polizisten, der auch gleich mal den Führerschein sehen und haben  wollte (endlich konnte ich ihn mal herzeigen) und allerdings auch nicht wieder hergab (Oops!!).

 

Stattdessen sagte er mir:

„Driving on the footpath means one year suspension !!!“

Ein Jahr Führerscheinentzug wegen ein bisschen auf dem Gehsteig fahren...geht's noch??

„Or you pay immediately a fine of 400 Rupees“

Aha, so schaut es also aus, vermutlich wird der Inder billiger davon gekommen sein.

Ich überlege noch kurz ob ich bluffen und statt der 6 Euro Strafe doch das Jahr Führerscheinentzug anbieten soll, beschließe aber dann doch kein Risiko einzugehen...:-)

 

Die Quittung die ich erhalte weist auch dann tatsächlich 400 Rupien aus, vielleicht ist es ja wirklich der reguläre Preis für:

 

- Nichteinhalten der „Spurdisziplin“, was hier gelinde gesagt lächerlich ist und

- Rücksichtsloses und gefährliches Fahren,

 

wie es auf dem Strafzettel aufgedruckt ist.

 

Die Wahrscheinlichkeit allerdings, dass ein Großteil der Summe, wenn nicht sogar alles, heute Abend die Kinder des Polizisten ernährt hat, ist allerdings sehr groß, so gesehen war es also praktisch eine gute Tat...

 

Mein erster (und hoffentlich einziger) indischer Strafzettel
Mein erster (und hoffentlich einziger) indischer Strafzettel
Und hier noch ein schönes Bild aus dem Zoo: Gut, dass man darauf hingewiesen wird, dass illegale Aktivitäten hier verboten sind..:-)
Und hier noch ein schönes Bild aus dem Zoo: Gut, dass man darauf hingewiesen wird, dass illegale Aktivitäten hier verboten sind..:-)

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