Pongal, Sankranti etc.

Momentan gibt es wieder jede Menge Anlässe zum Feiern. Und ich habe am gestrigen Dienstag auch nicht arbeiten müssen :-)

Der offizielle Anlass warum gestern (in unserer Firma) frei war, war der Geburtstag des Propheten Mohammed (Mawlid al Nabi), also mehr ein islamischer Feiertag, wobei der Tag nur bei den Sunniten in diesem Jahr auf den 14.1. fällt, die Shiiten feiern ein paar Tage später.

 

Die Hindus feiern (heuer) zur gleichen Zeit Pongal und Mankar Sankranti, deswegen hatten die Jungs auch keine Schule, aber eins nach dem anderen...

Für mich als Durchschnittskatholiken war es ja schon immer nicht ganz leicht zu verstehen, was sich eigentlich hinter Fronleichnam und Pfingsten verbirgt, aber im Vergleich zur hiesigen Feiertagslandschaft ist das ein Kinderspiel...

 

Also, Mawid al Nabi, der Geburtstag des Propheten, warum der allerdings bei den Shiiten fünf Tage später gefeiert wird, verstehe wer will, aber ich habe das Gefühl, hier gibt es sowieso meistens nicht den definierten Feiertag, sondern meist ist es eher eine Art Feierperiode.

 

Gestern habe ich vom Geburtstag auch nichts mitbekommen, aber wahrscheinlich lag das daran, dass ich halt nicht die richtigen Orte aufgesucht habe, also um ehrlich zu sein war ich fast den ganzen Tag am Pool, da brauch ich mich nicht wirklich wundern...

 

Aber am Sonntag habe ich eine Motorradtour gemacht, Kathrin war anderweitig beschäftigt und die Kinder legen am Wochenende sowieso meistens eher den Elan eines unter-aktiven Faultiers an den Tag, also habe ich mich kurzerhand in Richtung Nandi Hills aufgemacht und mal wieder andere Straßen ausprobiert. Beim Rückweg ist mir kurz vor Bangalore eine größere Menschenmenge am Straßenrand aufgefallen und, neugierig wie ich bin, habe ich natürlich angehalten und gefragt was denn da los sei. Die Antwort war etwas unverständlich, was ich aber heraushören konnte, war, dass sich hier Moslems zum gemeinsamen Gebet versammeln.

Ok, dachte ich, da habe ich nichts verloren, dann kam aber ein überraschendes „Wanna see?“ Woraufhin ich mit einem verwirrtem „Is it allowed?“ geantwortet habe. „Yes, come in, have a look...“ Na gut...

 

Jetzt muss man sich das so vorstellen, dass ich erst nur eine Öffnung in einer Steinmauer neben der Straße gesehen habe und durchgefahren bin, dahinter wurde ich auf einen Motorradparkplatz eingewiesen und dann bin ich zusammen mit vielen anderen Menschen in eine Richtung marschiert, Ziel unbekannt. Ungefähr so, wie wenn Menschenmassen in ein Fußballstadion strömen.

Nach ca. 5 Minuten Marsch sind wir an einem riesengroßen Platz angekommen, lange Plastikbahnen waren ausgelegt und mit Wasser gefüllt und dienten als Stätte für die rituellen (Fuß-)Waschungen, eine Art Zeltdach war aufgebaut, auch darunter waren ellenlange Plastikfolien in Reihen vorbereitet, hinter einer weiteren Mauer war geschaeftiges Markttreiben und überall waren traditionell gekleidete Muslime.

Wiedereinmal tue ich mich ziemlich schwer mit Mengen schätzen, aber ich denke mal so irgendwas zwischen 20 und 30 tausend Menschen waren anwesend...und ich...

 

Ich bin über den Markt geschlendert, habe mir Kleinigkeiten zum Essen gekauft, verkrüppelten Menschen ein paar Rupees in die Hand gedrückt, aber das ist ja alles nichts Ungewöhnliches. Trotzdem habe ich mich nicht wirklich wohl gefühlt, aber vermutlich weil ich halt so gar nicht dazu gepasst habe. Die Menschen waren alle durchaus freundlich, aber eher mit einem „Was macht denn der da - Blick“ im Gesicht. Als sich dann alle langsam in Richtung der provisorischen Gebetsteppiche aufgemacht haben, fühlte ich mich noch mehr „Fehl am Platz“ und bin wieder aufgebrochen. Im Nachhinein finde ich es schade, dass ich keine Fotos gemacht habe, aber auch das kam mir irgendwie unpassend und aufdringlich vor und manchmal ist es ja nicht schlecht auf sein Bauchgefühl zu hören.

 

Gleichzeitig wird in diesen Tagen aber eben auch Pongal und Sankranti von den Hindus gefeiert.

Pongal ist wohl so eine Art Erntedank Fest hauptsächlich in Tamil Nadu aber auch in anderen südindischen Bundesstaaten, erkennbar auch daran, dass momentan alles ganz viel mit Zuckerrohr geschmückt ist.

Sankranti ist in ganz Indien die Wintersonnwendfeier, wobei ich auch das noch nicht richtig verstehe, es wurde mehrfach erklärt, dass an Sankranti die Sonne wieder anfängt von Süden nach Norden zu wandern...ich dachte immer das Ereignis findet so um den 20./21.12 statt, wenn die Tage wieder länger werden, aber vielleicht kann mich da ja mal jemand mit etwas mehr astronomischer Erfahrung und Background aufklären.

 

Gestern abend sind wir dann auch zu einem nahe gelegenen Tempel gefahren, weil dort Festivitäten vorbereitet wurden, so wie ich das aber verstanden habe, hatte das wiederum weder mit Pongal, noch mit Sankranti zu tun, sondern das war eine große Puja an dem Tempel, bzw. etwas, was man bei uns vll. als „Kirchweihfest“ einer bestimmten Kirche bezeichnen würde.

Jedenfalls war es, wie bei den Hindus üblich, sehr bunt, sehr laut und sehr schön. Und auffallend war mal wieder, dass man als sichtlich „aus der Reihe fallende“ wie wir, nicht wie beim oben erwähnten Moslemfest, geduldet ist, sondern man ist eingeladen, wird freundlich aufgenommen, interessiert befragt und es wurde auch ganz explizit gesagt, man möchte allen Interessierten den Hinduismus näher bringen ohne irgendeine Absicht der „Missionierung“.

Man fühlt sich sogar mehr als eine Art Ehrengast.

Selbst am gemeinsamen Essen durften wir teilhaben.

Dazu gab es lautstarke Gesangs- und Tanzdarbietungen.

 

Zur Tempelfeier hat man extra noch Tempel aus Bambus gebaut
Zur Tempelfeier hat man extra noch Tempel aus Bambus gebaut
Die Speisung der Gaeste
Die Speisung der Gaeste
Eben war die junge Dame noch als Shiva-Taenzerin auf der Buehne...
Eben war die junge Dame noch als Shiva-Taenzerin auf der Buehne...
...dann hat sie sich auch schon zum Essen zu uns gesellt
...dann hat sie sich auch schon zum Essen zu uns gesellt

 

Heute nun hat uns Shekar zu Sankranti auf's Land gefahren um dort den Feierlichkeiten beizuwohnen. Jedes Dorf hat wohl eine andere Tradition wie Sankranti gefeiert wird, aber es hat immer etwas mit Feuer zu tun und überall werden die Kühe bunt geschmückt und dekoriert. Im ersten Dorf hat man scheinbar einen Feuerstreifen quer über die Straße gelegt und dann die Kühe darüber springen lassen (wie auch immer das funktionieren mag), leider sind wir aber etwas zu spät gekommen und haben nur noch die verkohlten Reste auf der Straße vorgefunden.

 

Weiter ging´s ins nächste Dorf, da hat nach einer gewissen Wartezeit ein Feuerzauber ganz anderer Art begonnen, die Leute hatten vorbereitete Drahtkugeln mit einem Durchmesser von 10-20cm, die wiederum an einer Schnur, bzw. auch einem Draht hingen. Die Kugeln wurden mit alten, in Öl getränkten Lumpen gefüllt und entzündet.

Dann haben die männlichen Dorfbewohner, vom Knaben bis zum Dorfältesten, diese Kugeln durch die Luft geschleudert, immer nur für wenige Minuten, bis der nächste dran kam. Ein sehr imposantes Spektakel, allerdings auch nicht ganz ungefährlich, da sich die Männer schon auch gegenseitig sehr in ihrem Tun aufschaukelten, bzw. laut Shekar, schon auch bei manchen Alkohol im Spiel ist und so waren alle umstehenden Zuschauer, inklusive uns, immer sehr wachsam ob sich lösende, brennende Lumpen oder ganze Kugeln in Richtung der Zuschauer bewegten (was auch passiert ist). Ein junger Mann hat sich scheinbar schmerzhafte Verbrennungen zugezogen, aber sonst ist alles glimpflich abgelaufen, was im Großen und Ganzen schon fast erstaunlich ist.

 

Insgesamt geht es schon sehr viel wilder zu als bei unseren Oster- oder Sonnwendfeuern. Aber schön war's...

 

Die wilden Feuerkugelschwinger
Die wilden Feuerkugelschwinger
Rindviecher unter sich
Rindviecher unter sich

 

Und noch ein kurzer Nachtrag zum letzten Blog:

Wir haben uns dann am Samstag doch den Wuisler in der Phoenix Mall erspart und stattdessen eine neue, sehr coole Location ausfindig gemacht, das CounterCulture. Dort treten nicht nur am Wochenende immer live Bands auf, dort war am Samstag auf der Wiese vor dem Club auch noch das ¨Kingfisher Blue Mile Camp Out¨ Fest, eine Art Promo Tour des Bierherstellers für Outdoorveranstaltungen. Außer Lagerfeuer und diversen Spielen gab es einen Stand an dem ein Fitness Fahrrad aufgebaut war, das wiederum an einen Bierdosen Getränkeautomaten angeschlossen war. Je schneller man in die Pedale trat, desto mehr bewegten sich die Spindeln im Automaten. Man hatte eine Minute Zeit. Ich habe es geschafft, dass immerhin drei Dosen in den Ausgabeschacht fielen, die ich als ¨Beute¨ dann mitnehmen durfte...:-)

 

Und noch ein Nachtrag am 16.01.:

Dieses Bild war heute in der Zeitung...so sieht es also aus, wenn Kuehe ueber Flammen ¨springen¨... :

 

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