A so a saudummer Dog...

Irgendwer spinnt da...
Irgendwer spinnt da...

 

...I woas ned recht wos I mog,

und wann I´s wüsst nacha kannd I ned so wia I wui...

 

Das Gefühl, das Herr Wecker da besingt, kennen wahrscheinlich die meisten, mir ging es am Samstag so.

 

Am Freitag bin ich direkt vom Büro aus in die Government School in der Nähe der Stonehill International gefahren, weil mehrere Klassen der beiden Schulen ein gemeinsames Theaterstück entwickelt und einstudiert haben, das sie am Freitag zum Besten gaben.

Panchatantra, alte indische Fabeln. Benedict spielte das ¨Ego¨ im ersten Tantra. Naja, eigentlich war es mehr eine Sprechrolle mit einem Löwen als Schattentheater Figur, aber ich fand es gut.

Kathrin kam mit Shekar mit dem Auto nach, um mich im Office abzuholen hätte die Zeit nicht gereicht, weil sie vorher noch eine Brotbackmaschine ( :-) ) gekauft haben.

Die Wege müssen ja logistisch alle gut geplant werden, von meinem Office bis zur Schule sind es 35 km quer durch die Stadt und so hatte ich in der Rush Hour eh ziemlich zu kämpfen um pünktlich zu kommen.

 

Das Theaterstück war nett, wobei ich zugeben muss, dass ich nicht immer den tieferen Sinn der Tantras verstanden habe (das Panchatantra besteht aus 5 Tantras, naeheres bitte nachgoogeln..:-), aber egal, das Faszinierendste war eh, zu sehen, wie die Lehrer und Schüler es geschafft haben dieses Stück mit Jugendlichen aus zig Nationen auf die Beine zu stellen.

 

Jedenfalls sind wir alle etwas später und ziemlich müde erst nach Hause gekommen und dementsprechend träge begann der Samstag morgen, mit eben oben erwähntem Gefühl.

Gegen Mittag zeichnete sich noch kein Plan ab, was wir denn mit dem Tag anfangen werden, zum Baden war es mir zu bewölkt, eigentlich ideales Motorradwetter und so bin ich aufgebrochen um ein bisschen über Land zu fahren.

 

Wenn man mal etwas außerhalb Bangalores ist und auch die Hauptstraßen verlässt, kommt man auch sehr schnell ins sehr ländliche Indien, dort wo Menschen und Tiere noch zusammen wohnen, Frauen vor den Türen mühsam die Wäsche waschen, Männer auf den Feldern arbeiten, Kinder irgendwo auf einem freien Platz im Sand Cricket spielen oder einfach nur versuchen mit ihren Fahrrädern mit diesem Fremden auf seinem Motorrad, das sie sich nicht leisten werden können, selbst wenn sie ihr Leben lang darauf sparen, Schritt zu halten.

Aber überall Freundlichkeit, die Männer schauen eher neugierig, die Frauen eher verstohlen, nur die Kinder sind, wie überall auf der Welt, herrlich offen und herzlich begeistert. Und nirgends, wird gebettelt oder aufdringlich versucht etwas an den Mann zu bringen. Irgendwo kaufe ich mir für wenige Rupees in einem ¨Restaurant¨ ein Mittagessen und habe das Gefühl, die Leute freuen sich einfach, dass man mit ihnen zusammen isst. Kommunikation ist zwar kaum möglich, weil nur die wenigsten überhaupt ein paar Brocken Englisch können, aber die Gastfreundschaft ist deutlich spürbar. Vor einigen Monaten hätte ich wahrscheinlich schon beim Betreten dieses Lokals Durchfall bekommen, aber inzwischen habe ich mich schon sehr gut akklimatisiert, nur das Wasser, das auf jedem Tisch in Plastikkrügen bereitsteht, traue ich mich noch nicht anzurühren.

 

An der Straße ist gerade Gemüsemarkt und irgendwie habe ich Lust mir Radi zu kaufen. Ich suche mir drei schöne aus dem großen Stapel raus und bezahle letztendlich lächerliche 10 Rupees.

 

Etwas später durchquere ich ein Dorf, das sich anscheinend auf Seidenherstellung spezialisiert hat. An jedem zweiten Haus sind große ¨Tafeln¨ aufgestellt, in denen Seidenraupen ihr Werk tun und sich gemächlich ihren Kokon spinnen. Wenn sie fertig sind, werden die ei-förmigen, wenige Zentimeter langen Gebilde gesäubert und am Markt zur Weiterverarbeitung verkauft.

Auch hier wird mir Alles mit großer Begeisterung und noch größerem Stolz gezeigt.

 

Seidenraupen beim Beginn ihrer Arbeit
Seidenraupen beim Beginn ihrer Arbeit
Hier ist ihr Kokon schon fast fertig
Hier ist ihr Kokon schon fast fertig

Letzte Saeuberung, dann geht es ab zum Markt
Letzte Saeuberung, dann geht es ab zum Markt

Insgesamt war der Nachmittagsausflug mal wieder bestens dazu geeignet sich mal wieder zu ¨grounden¨, das eigene Weltbild mal wieder zurechtzurücken.

 

Abends waren wir dann mal wieder in der Phoenix Mall, da hat die Freiluftkonzert Saison wieder begonnen, Freitag, Samstag und Sonntag spielen teilweise sehr gute Bands meist Coversongs im Innenhof und man hat die Gelegenheit in einem der Restaurants nebenbei gemütlich zu Abend zu essen, oder wie gestern, einfach nur was zu trinken. Die Preise sind auch hier nicht zu teuer verglichen mit deutschen Preisen, und trotzdem zahlt man für ein kleines 0,33 l Bier den Preis, für den ich am Nachmittag viermal zu Mittag essen hätte können.

 

Allerdings sind wir noch nicht all zulange gesessen, als Maud, die Tochter von Sylvie aus der Schule anrief, ob ihre Mutter sie denn nicht abholen könne, die für den Abend angesetzte ¨80ger-Party¨ lief wohl nicht so wie erwartet. Ich habe mich angeboten mit dem Motorrad zu fahren, weil man ja doch schneller durch den Verkehr kommt und außerdem, wann hat man schon mal die Gelegenheit auf eine Schulachtzigerjahre-Party zu kommen..:-)

Allerdings zogen sich halt die gut 30km hin und wieder zurück doch ziemlich, so dass es zwar anschließend noch für ein kleines Bierchen gereicht hat, aber die Band schon aufgehört hatte zu spielen...

 

Heute morgen war dann wieder ein besonderes Event, Jana, eine indische Arbeitskollegin hat mich schon vor längerem mal gefragt, ob wir nicht mal Lust hätten mit ihr in die Baptistenmesse zu gehen. So haben wir uns also für heute Vormittag zum Gottesdienst verabredet. Die Kinder wollten nicht, bzw. hatten für die Schule zu tun und so sind nur Kathrin und ich hin gefahren.

Ich hatte eigentlich eine Kirche erwartet und war ganz überrascht, dass am angegebenen Punkt ¨nur¨ eine Art Gemeindehaus war. Wir waren etwas früh dran und sind mitten in die vor der Messe stattfindenden Bibelstunde gekommen. Jana war schon da, und bei der ersten Gelegenheit sind wir auch vom Gemeindepfarrer und allen wichtigen Gemeinde Mitgliedern persönlich begrüßt worden. Anschließend war dann der Gottesdienst, die erste halbe Stunde wurde überwiegend gesungen und zwischendurch angeleitet von Pfarrer Nelson, gebetet. Irgendwann wurden wir auch namentlich in der Gemeinde begrüßt und durften uns den alteingesessenen Gemeinde Mitgliedern zeigen.

 

Im Gegensatz zu Deutschland waren übrigens sehr viele junge Menschen und auch Kinder in der Kirche, die kleinen Kinder hatten auch ein extra Spiele-Eck eingerichtet bekommen.

 

Dann kam ¨Brother Don¨, ein etwas älterer Amerikaner, der eine halbe Stunde eine flammende Predigt gehalten hat und dabei immer wieder verschiedene Stellen des alten Testaments aufgegriffen hat (die man mitlesen konnte, entsprechende Verweise wurden per Beamer übertragen und für diejenigen, die keine eigene Bibel dabeihatten wurde Leihbibeln zur Verfügung gestellt). Insgesamt eine Predigt, die mir aber eher den Hals anschwellen lies ob des aggressiven Untertons bzw. der Intoleranz, die ich eigentlich in einer christlichen Kirche nicht mehr vermutet hätte.

 

Bevor die Messe zu Ende ging und Kaffee gereicht wurde, wurde aber noch eine ¨Hausaufgabe¨ aufgegeben, nämlich die Bibelabschnitte genannt, die man bis zum nächsten Mal lesen solle.

Beim anschließendem Kaffee habe ich dann auch Jana Feedback gegeben und sie hat daraufhin gemeint, dass Brother Don nur ab und zu einspringt und zugegeben: ¨...his speeches are sometimes a little bit harsh...¨.

 

Natürlich gab es auch noch die Verabschiedung von Pfarrer Nelson persönlich, mit der Aufforderung doch wiederzukommen und dass es so schön gewesen sei, dass wir hier waren.

 

Fazit: Die Gemeinde und allen voran Pfarrer Nelson sehr nett und sehr aufgeschlossen, Bruder Don war jetzt nicht nach meinem Geschmack, den hätte ich jetzt eher bei irgendwelchen ultrakonservativen Quäkern vermutet...

Aber insgesamt sind die fast zwei Stunden wie im Fluge vergangen, eigentlich überraschend, da ich zu hause die Gottesdienste inzwischen ja weitestgehend meide und wenn es mal sein muss, meistens nach ca. 10 Minuten das erste Mal verzweifelt auf die Uhr schaue.

 

Also, eine nette Erfahrung und ich möchte nicht ausschließen vielleicht auch wieder einmal hinzugehen, allerdings habe ich nicht vor mich irgendeiner Religion fest zu verschreiben, und auch Bibeltexte werde ich wohl eher nicht lesen, schon gar nicht als Hausaufgabe... aber ich freue mich schon auf Diskussionen mit Jana im Büro...irgendwie möchte ich schon gerne verstehen was eine hübsche, intelligente, junge Frau veranlasst jeden Sonntag dort zu verbringen, zumal sie mir im Vorfeld erzaehlt hat, dass sie gar nicht in der Nähe wohnt....

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