9./10.11
Zwei Tage Motorradausflug in die Nilgiris.
Zusammenfassung: Erster Tag solala,
Die Nacht schrecklich,
Zweiter Tag megageil.
Ich habe bei diesem Motorradausflug etwas gemacht, was ich hier in Indien noch nie auch nur annähernd in diesem Ausmaß gemacht habe...
...ich habe gefroren wie ein Schneider.
Los ging´s am Samstag früh um 6:30. Der Tag lässt vermuten ein schöner zu werden, Bangalore liegt aber noch unter einer Dunstglocke gefangen. Es ist nicht sonderlich warm, aber es ist gut erträglich, prinzipiell hätte ich aber auch nichts dagegen, wenn ich leichte Handschuhe mitgenommen hätte, aber das passt schon. Lustigerweise habe ich mich nach wenigen Kilometern schon das erste Mal verfahren, weil ich mir einen neuen Weg aus Bangalore raus überlegt habe, der Schuss ging aber nach hinten los. Also habe ich statt der geplanten Stunde schon einmal eineinhalb gebraucht um auf der Mysore Road in Richtung Süden unterwegs zu sein, Bangalore im Rücken und schon strahlt auch die Sonne vom Himmel.
Nicht weit auf dem Weg liegt ein Ganesha Tempel, na, es kann ja nicht schaden sich erst mal einen Segen geben zu lassen.
Die Straße nach Mysore ist halt schon ziemlich stark befahren und der Fahrspaß hält sich in Grenzen, aber trotzdem ist es ein gutes Gefühl mal wieder unterwegs zu sein.
Frühstück bei McDonalds, naja, warum nicht. Ich überlege kurz ob ich nach Mysore rein fahren soll, entscheide mich aber dann dagegen aus Zeitgründen.
Nach Mysore nimmt auch der Fahrspaß immer mehr zu, nicht weil es die Straße hergibt, aber der Verkehr wird zunehmend weniger.
Irgendwann erreiche ich dann den Nationalpark Bandipur und die Überraschung ist groß, denn der National Highway führt direkt durch den Nationalpark. Die Geschwindigkeitsbegrenzung wird auf 40, teilweise 30 km/h runter gesetzt, aber das macht nichts, eher im Gegenteil, so kann man wenigstens den Blick immer wieder nach links und rechts schweifen lassen. Elefanten habe ich leider keine gesehen, obwohl die überall angebrachten Schilder tatsächlich ahnen lassen, dass das gut möglich wäre. Allerdings habe ich Pfaue entdeckt, etwas Reh ähnliches und eine andere Sorte von Affen, die ich hier vorher noch nicht gesehen habe, welche mit einem ganz schwarzem Gesicht. Und zweimal ist vor mir ein Tier über die Straße gelaufen...hmm, länglich, marderartig, aber viel größer, ca. einen Meter lang, zottiges braun-graues Fell, leider natürlich viel zu schnell für ein Foto...(Husch, husch und weg war´s :-)
Irgendwann erreicht man mitten im Nationalpark dann die Grenze zwischen Karnataka und Tamil Nadu, und von da an heißt der Park dann auch anders, aber würde man nicht den Grenzposten passieren und hätte man nicht die entsprechenden Hinweisschilder gesehen, dann würde das gar nicht auffallen.
Und dann, unmittelbar nach dem Park beginnt auch der Anstieg (wobei ich hier von der Hauptstraße abweiche), 36 Haarnadelkurven plus jeder Menge anderer Kurven auf relativ gutem Belag...:-))
Allerdings zieht es zunehmend zu und die Temperatur fällt natürlich höhenbedingt immer mehr. Langsam beginne ich zu frösteln. Nichtsdestotrotz mach ich noch einen kleinen Abstecher nach Pykara zum ¨Wasserfall¨ um dann aber schließlich so gegen 17:00 in Ooty einzutreffen.
Irgendwie enttäuschend, ich habe mir eine Siedlung mit Häusern im britischen Kolonialstil vorgestellt, aber nur das normale indische Chaos vorgefunden, allerdings ist die Umgebung, die Nilgiri-Berggipfel wirklich sehr schön und die Luft außerhalb der Stadt auch sehr gut, aber die Kälte..., ich bin auf 2250 Metern und beginne richtig zu frieren.
Nach dem Einchecken in das (sehr einfache) Hotel, ziehe ich erst mal los um ein Sweatshirt zu kaufen, damit ich am nächsten Tag zwischen T-shirt und Lederjacke noch eine Zwischenschicht tragen kann...
Hunger habe ich eigentlich nicht großartig, weil es auf dem Weg schon immer mal wieder leckere Zwischenmahlzeiten wie gekochten Mais, Früchte etc. gab, aber Durst natürlich, also ab in die Hotelbar, die sich zwar so nennt aber eher eine öffentliche Spelunke ist. Jeder Tisch war allerdings schon besetzt, sodass ich mich schon auf ein Plätzchen an der Theke eingestellt habe, aber natürlich wurde ich vorher von einem Mann, so um die 30-35, gebeten bei ihm zu sitzen.
Praveen stellte sich dann auch als sehr nette Abendunterhaltung heraus, leidenschaftlicher Motorradfahrer, bis er einen schweren Unfall hatte, aber immer noch sehr begeistert. Er hat mir erzählt, dass sein Bruder in Bangalore lebt und arbeitet und absolut ¨Bike-crazy¨ ist und sollte ich mich mal mit dem Gedanken tragen den bekannten Trip von Bangalore nach Kaschmir zu machen, wäre er die beste Adresse um das zu organisieren. Jetzt habe ich ja schon öfter von dieser Route gehört, und natürlich hätte es einen besonderen Reiz bis ins Himalaya raufzufahren, aber dazu müsste man halt schon mehr Zeit als ein verlängertes Wochenende einplanen, wir reden schließlich von gut 3000 km einfacher Weg...
Praveen hat auch noch sehr bedauert, dass ich am nächsten Morgen schon wieder aufbrechen will, er hat gesagt, er könnte mir soviel von seiner Heimatstadt Ooty zeigen...
Außerdem hat sich rausgestellt, dass er wirklich jeden in der Kneipe kannte und so gesellten sich auch immer mal wieder Leute für einen kurzen Ratsch an unseren Tisch.
Irgendwann war es aber dann Zeit ins Hotel, bzw. Bett zu gehen. Das Zimmer war ja schon etwas schmuddelig und ich habe beschlossen an diesem Tag mal ungeduscht ins Bett zu gehen, dass war jetzt nicht wirklich das Problem, aber es war so kalt, erst dachte ich das Fenster wäre offen, war es aber nicht, dann habe ich sämtliche Schränke durchsucht ob es denn irgendwo Zusatzdecken gibt... Fehlanzeige, schließlich habe ich mir meine Socken angezogen und mich so gut wie möglich in die leichte aber kratzige Decke gekuschelt. Achso und zu allem Überfluß war die Matratze auch noch hart wie ein Brett. Irgendwann findet aber auch die schrecklichste Nacht ein Ende und so hatte ich wenigstens kein Problem morgens um sieben bereits wieder unterwegs zu sein. Es wäre sogar noch früher gegangen, wenn der Typ an der Rezeption gewusst hätte wie man eine Rechnung ausdruckt, schließlich bin ich ohne Rechnung gefahren...
Der Name des Hotels ist übrigens ¨Hill Palace¨... der Name ist also nicht immer Programm, ¨Fridge Shack¨ wäre passender gewesen.
Natürlich war es ziemlich kalt beim Losfahren, aber erstens hatte ich ja jetzt mein neues Sweatshirt und zweitens war der Himmel strahlend blau und dazu das Bergpanorama der Nilgiris, das sind genau die Momente, die einem für alle Strapazen entschädigen, das ist der Grund warum man den Motorradtouren Virus nie los wird, wenn man ihn mal in sich trägt.
Die Straßen die ich gewählt habe waren auch überwiegend gut, sowohl verkehrstechnisch, als auch Straßenbelagsmäßig und abwechslungsreich. Wobei ich mich sehr viel auf Empfehlungen von Praveen gestützt habe, es hat halt immer wieder Vorteile, wenn man jemanden mit Ortskenntnissen hat...
Mit jedem Höhenmeter abwärts wurde es dann auch wieder wärmer, sodass erst der Sweater und dann die Lederjacke im Rucksack landeten...Endlich wieder Temperaturen wie man sie sich am 12 Breitengrad vorstellt...
Es ging dann nochmal ein Stück bergauf, wieder mit einigen Kehren und letztendlich bin ich den ganzen Tag fast durchgefahren ohne wirklich größere Pausen zu machen, nur ab und zu mal auf ein Glas südindischen Tee oder einen Snack. Einmal habe ich noch eine kurze Tempelpause gemacht und dabei ist mir wieder aufgefallen, dass momentan sehr viele Männer kahlgeschoren rum laufen, weil sie ihre Haare irgendeiner Gottheit geopfert haben. Jetzt muss man wissen, dass Indien der größte Lieferant von Echthaar für Perückenmacher ist. Man kann sich schon vorstellen, dass die Haare, die tagsüber vor dem Altar abgelegt werden des Abends zum Verkauf anstehen...
Abends um halb acht war ich schließlich zurück, nach insgesamt 836 Kilometern, mit schmerzendem Hintern und todmüde ob der vergangenen Nacht, aber sehr sehr zufrieden... und mit Plänen für das nächste Mal im Hinterkopf...
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