Ich freu´ mich schon auf´s Wochenende. Nachdem ich ja letztes Mal während des Kerala Trips meine Enfield so sehr vermisst habe, habe ich für die nächsten zwei Tage ein Lonely-Cowboy-Easy-Rider Wochenende genehmigt bekommen. Damit kann ich auch meinen immer wieder mal aufkommenden Bedürfnissen nach ¨Auf und Davon¨ und ¨Die ganze Welt kann mir den Buckel runterrutschen¨ nachkommen. Einfach aufsteigen und los geht’s.
Obwohl, so einfach ist es dann doch nicht, ein ganz kleines bisschen Planung muss schon sein, zumindest ein grobes Ziel will ich schon haben. Auf der Shortlist bleiben schließlich die Jog Falls und Ooty übrig. Erstere sind die zweitgrößten freifallenden Wasserfälle Indiens, in Karnataka, nordwestlich von Bangalore, zweiteres ist eine der bekanntesten Hill Stations auf über 2000 m in den Nilgiri Bergen in Tamil Nadu. Nachdem gestern die Jog Falls scheinbar schon das Rennen gemacht hatten, habe ich mich dann heute doch noch für Ooty entschieden, erstens liegt es etwas näher und zweitens bieten halt Berge doch etwas mehr Motorradfahrerreize (endlich kann ich meine knapp 20 PS mal wieder ausspielen..:-). Und man hat laut Reiseführer auch die Chance, dass man wilden Elefanten auf der Straße begegnet. Allerdings habe ich keinen Stoßfänger, hoffentlich fahr ich keinen zam, ich weiß ja gar nicht wie ich einen zam g´fahrenen Elefanten mitnehmen sollte...;-)
Der aufmerksame Leser weiß ja bereits, dass in den Nilgiris Tee angebaut wird. Nachdem ich heute morgen im Tagesschau Wetterbericht die Wochenendprognose für Deutschland gesehen habe...,soll ich jemandem was Tee mitbringen, sozusagen frisch vom Erzeuger? Dann braucht ihr nur noch großzügig Rum beimischen und schon ist der November nicht mehr so trüb...:-)
Also, früh aus den Federn und mit dem Sonnenaufgang auf das Bike steigen. Damit hoffe ich ja auch dem Bangalore Verkehr und dem einhergehendem Abgasgestank etwas zuvorzukommen.
Heute morgen auf dem Weg zur Arbeit habe ich einen Tramper mitgenommen, wobei das mehr Hi-Jacking als Hitch-Hiking war. Irgendwann steht man ja unweigerlich (jeden Tag) an der ersten der zwei Ampeln, die ich auf dem Weg passieren muss, dann, wenn man sich halt auch durch noch so gekonntes Durch-die-Autos-durchdrängen und Auf-dem-Gehsteig-vorbeifahren keine bessere Ausgangsposition mehr für die nächste Grünphase schaffen kann (irgendwann muss ich mir mal eine Helmkamera ausleihen, man kann sich das Chaos sonst wirklich nicht vorstellen). Und da hat ein junger Mann, der es anscheinend sehr eilig hatte, die Gunst der Minute genutzt und mir meinen freien Soziussitz abgeschwätzt. Ich habe ihn auch gerne mitgenommen, in Deutschland kann man sich so eine Situation kaum vorstellen, alleine schon wegen des fehlendem Helmes, aber hier in Indien kommt mir das irgendwie ganz normal vor, und Helm braucht ja bekanntlich eh nur der Fahrer.
Auf dem Nachhauseweg habe ich noch einen kurzen Zwischenstopp gemacht um Büromaterial einzukaufen. Um zwei umständliche U-Turns zu sparen bin ich dann auch ca. 500 Meter entgegen der Fahrtrichtung gefahren, direkt an der Nase der Polizei vorbei. Ich hatte weder ein schlechtes Gefühl dabei, noch irgendeine Art von Unrechtsbewusstsein und die Polizei hat das auch nur relativ gelangweilt zur Kenntnis genommen (oder wahrscheinlich noch nicht mal das) so ist es halt hier in Indien. Und es macht sogar Spaß... manchmal erinnert mich der Verkehr hier an die öffentlichen Publikumsläufe im Eisstadion, wenn viel zu viele Menschen mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten und unterschiedlichem Können im Kreis fahren (manche auch falsch herum). Aber vielleicht gibt es die auch gar nicht mehr...oder sie sind nicht mehr so stark frequentiert wie in den 80ern als es noch Eisdisco gab (gibt’s sowas noch?), dann gilt der Vergleich natürlich auch nicht...
Kathrin´s Alleingang folgt dann nächste Woche, allerdings nicht ganz alleine, sie fliegt mit ein paar Mädels aus dem Fotokurs in die Wüste nach Rajasthan zur Pushkar-Mela, einem alljährlich stattfindendem Festival, so einer Mischung aus Jahrmarkt, Erntedankfest und Viehmarkt. Angeblich der weltgrösste Kamelmarkt, mitten in der Wüste. Natürlich gönne ich ihr das von Herzen, aber ein bisschen neidisch bzw. traurig, dass ich nicht mit kann, bin ich schon auch.
So, jetzt muss ich meinen Tankrucksack fertig packen...
Nur eins noch, passt gar nicht zum Thema, aber ich fand es bemerkenswert: Beim gestrigen Durchblättern der Zeitung ist mir außer den täglichen Kuriositäten (ich glaube ich muss mal einen extra Zeitungs-Blog machen) beim Blick auf das Fernsehprogramm aufgefallen, dass ab 6:00 morgens Texas Kettensägen Massaker lief (also dann, wenn die Kinder vielleicht mal zwischen geparkt werden bevor man sie in den Kindergarten bringt...)
Schaun mer mal, ob das indische Volk in ein paar Jahrzehnten immer noch so einen friedlichen Eindruck macht wie momentan...
(A bissal spinnen tun´s ja scho manchmal, de Inder...)
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Annemarieke Kramer (Sonntag, 10 November 2013 10:58)
Viel spass!