15.10. / 16.10.
Die Fahrt nach Thekaddy war toll, allerdings wäre sie mit dem Motorrad noch toller gewesen, aber das nutzt ja nix... streckenweise links und rechts dichter Dschungel, als Abgrenzung zur Straße gab es dann immer mal wieder so eine Art Riesenkuhweidezaun zu sehen. Mr. Unni hat erklärt, dass dieser Zaun auch tatsächlich elektrisch funktioniert und die Elefanten davon abhalten soll auf die Straße zu gehen...
Nach der Ankunft und dem Einchecken im Hotel haben wir uns dann erstmal mit Tickets eingedeckt, erstens für eine ¨Martial Arts Show¨ am gleichen Abend und zweitens für ein Dschungeltrekking am nächsten Tag. In Thekaddy waren ja zwei Übernachtungen geplant und so haben wir uns aus der breiten Palette an Angeboten für das ganztägige ¨Bamboo-Rafting¨ entschieden. Einziger Nachteil: Abfahrt vom Hotel um 7:15, aber das passt schon. Die Dame am Ticketschalter des Periyar Nationalparks hat uns nochmal darauf hingewiesen, dass wir geschlossene Schuhe brauchen (wegen den Blutegeln, igitt!!) und am Besten lange Hosen und wenn möglich Regenschutz für alle Fälle. Kein Problem, wir hatten ja von Anfang an so eine Tour geplant und entsprechendes Outfit schon in den Koffer gepackt.
Dann sind wir ins Elephant Camp gefahren und haben uns die nächsten Tickets besorgt, 20 Minuten Elefantenreiten, anschließendes Fotoshooting mit dem Elefanten und dann noch Elefantenwaschen...hier muss man also sogar fuer´s Arbeiten noch bezahlen...
Allerdings mussten wir dann ziemlich lange warten, weil die im Camp ¨nur¨ neun Elefanten haben und wir halt nicht die einzigen Elefanten-Cowboys waren. Das Problem war halt dann wieder ein typisches indisches, theoretisch hatten die Tickets Nummern und theoretisch sollte die Warterei auch geordnet ablaufen, die Praxis war aber mal wieder mega-chaotisch und vor Allem hat alles viel länger gedauert als angekündigt, sodass plötzlich die Zeit eng zu werden drohte. Ich habe dann interveniert und darauf bestanden, dass wir JETZT mit unserem Programm anfangen müssen um rechtzeitig zur Martial Arts Show fertig zu sein. Es hat dann nochmal 20 Minuten gedauert bis es schließlich dann wirklich JETZT war und wir sind zu viert auf einen dreisitzer Elefanten gepackt worden, aber ok, das hat schon gepasst...Letta (so hieß die Elefantendame) hat uns dann auch brav durch den Dschungel getragen und es war auch toll, aber nachdem wir ja schon einige Wochen zuvor in Mysore die Gelegenheit hatten auf einem Dickhäuter zu reiten war das Erlebnis jetzt nicht sooo einmalig. Das anschließende Fotoshooting war dann auch etwas hektisch, weil halt schon wieder die nächsten Reiter auf Letta Platz genommen hatten. Und was ist mit dem Waschen? Tja, dafür ist (zumindest an diesem Tag) Bina, eine andere Elefantendame da. Ist alles also (natürlich) schon ziemlich kommerzialisiert, aber ok. Anfangs lag die gute Frau auch nur rum und wir haben uns zu viert mit so Striegelbürsten über sie hergemacht. Angeblich muss das sein um ein gutes Elefant-Mensch Klima zu schaffen. Ich bin mir ehrlich gesagt etwas lächerlich dabei vorgekommen, aber dann hat sich Bina normal hingesetzt und jeder durfte mal auf ihren Rücken klettern. Ich war der erste und die Überraschung war perfekt als Bina schließlich Wasser aus einem Eimer in ihren Rüssel gesaugt hatte und den ganzen Schwall über mich ablies. Das Ganze war natürlich beabsichtigt und man hat uns auch anfangs gesagt, dass man beim Elefantenwaschen ein bisschen nass wird, aber mit so einer Komplett-Dusche habe ich nicht gerechnet. Das war richtig super, es ist unglaublich welche Wassermengen da aus so einem Elefantenrüssel rauskommen. Manchmal gibt es doch in der Sauna so Eimer, die an der Decke angebracht sind und wenn man an einer Schnur zieht ergießt sich ein Wasserschwall über einen. So ungefähr kann man sich das auch vorstellen, nur noch viel intensiver und (Gott sei Dank) auch wärmer. Dass das Wasser vorher mal durch die Elefantennase gewandert ist darf man halt nicht so eng sehen.
So sind wir also alle patschnass zu Mr. Unni ins Auto gestiegen um ins Hotel zurückzufahren. Wenige Tage zuvor hat er uns noch stolz erzählt, dass er ein neues Auto bekommen hat und wir seine erste Kundschaft sind. Ich dachte also es wird gleich einen Aufschrei seinerseits geben, aber ganz im Gegenteil, er hat das ziemlich gelassen genommen: ¨I´ve to clean the car anyway...¨
Also schnell duschen, umziehen und ab zum nächsten Event.
Ich hatte eigentlich erwartet, dass es so eine Art Kung-Fu, Teakwondo etc. Vorführung gibt, stattdessen haben uns vier durchtrainierte junge Inder so eine Art Gladiatorenshow gemischt mit Kunstturnen vorgeführt. War aber ok, stellenweise sogar sehr gut. Am meisten hat mich einer beeindruckt, der hinter sich eine Blume auf den Fußboden gelegt hat und sich dann so weit nach hinten gebeugt hat, dass er mit dem Mund die Blume aufheben konnte (Ich könnte es nicht mal nach vorne...).
Dann aber nur noch schnell zu Abend essen und ab ins Bett, schließlich müssen wir am nächsten Tag früh raus.
So war es dann auch, kaum war die Sonne am Horizont sind wir schon raus aus den Federn. So, und jetzt kommt´s, mein schon lange angekündigtes ¨Pack Debakel¨...
Ran an den Koffer und die Trekkingkleidung rausgeholt: Jeans oder echte Trekkinghose, egal, ich habe beides dabei, ich entscheide mich für die Jeans.
Regenjacke, tatatata, ich bin der einzige der beim Packen auch daran gedacht hat.
Geschlossene Schuhe, klar, Turnschuhe vom Aldi tun es dafür allemal. Beim Aldi gibt es zuweilen recht günstige Joggingschuhe, die es für den Feld-, Wald- und Wiesensport locker tun und von denen sich im Laufe der Zeit mehrere Paare angesammelt haben. Zwei davon habe ich mit nach Indien genommen. Und zwei Schuhe habe ich mit in den Urlaub genommen...allerdings wie sich jetzt herausstellt zwei rechte...
Da stand ich jetzt also, ohne Möglichkeit noch irgendwo einkaufen zu gehen, mit zwei rechten Turnschuhen. Ich habe erst mal einige Sekunden gebraucht um zu realisieren was ich da in der Hand habe und habe dann so lachen müssen dass mir fast die Tränen kamen. Kathrin meinte, ich solle doch meine Sandalen anziehen, aber ich dachte das geht schon und bin mal ein paar Probeschritte im Hotelflur gelaufen...es ging auch, man hat halt immer das Gefühl einen leichten Linksdrall beim Laufen zu haben...:-).
Um es vorweg zu nehmen, natürlich tat mir der linke Fuß am Abend etwas weh, aber ich habe den ganzen Tag durchgehalten und so schlimm war es gar nicht. Wer es nicht glaubt, soll sich am Morgen einfach mal zwei rechte Schuhe anziehen...alternativ gingen vermutlich auch zwei linke, aber nachdem ich das nicht ausprobiert habe, kann ich dafür keine Garantie abgeben...;-)
Als wir dann am Nationalpark unsere Truppe zusammen hatten, hat sich allerdings rausgestellt, dass ich locker auch mit Sandalen gehen hätte können. Erstens haben wir eh alle Stulpensocken bekommen, damit sich auch ja kein Blutegel an uns zu schaffen macht und zweitens war das Schuhwerk der Mitstreiter teilweise auch nicht unbedingt passend. Eine Schweizerin kam in Absatzschuhen an (¨Icchh hatte ja nicchht damit gerecchhnet, dass wir sowas macchhen¨) und eine Gruppe Asiaten war mit Hochgebirgs-Badelatschen angetreten...
Bevor es ab in den Regenwald ging mussten wir aber erstmal mit einem Bambus-Floss einen Fluss überqueren und da habe ich gleichmal das Floss durchgetreten (Nein, ich bin nicht zu dick, das Floss war morsch) und mir einen nassen rechten rechten Fuß geholt. Der linke rechte Fuß blieb trocken...
Was dann folgte war eine schöne geführte Wanderung durch den Wald, bei der man auch allerhand Exotisches gesehen und gehört hat (Rosenholzbäume, Teakholzbäume, wilden Pfeffer, jede Menge Urwaldgeräusche usw.), wer allerdings geglaubt hat man würde auf dem ¨Tiger-Trail¨ auch wilde Tiere sehen die größer sind als eine 20 cm Echse, der hat sich getäuscht... angeblich konnte im vergangenen Monat eine Tigermama mit ihren zwei Kleinen 10 Minuten lang beobachtet werden, vielleicht stimmt es auch, aber das war dann schon sehr großes Glück.
Nach einer guten Stunde und einer Frühstückspause haben wir unsere Bambus-Boote erreicht und sind damit ein Stück weitergefahren, allerdings haben wir auch fleißig mitgepaddelt, das war kein Muss, aber das macht man halt wenn man in der Gruppe durch den wilden Dschungel unterwegs ist...
Eine weitere Wanderung hat uns dann immerhin mit den Spuren von Elefanten konfrontiert und einmal dachten wir auch es wäre einer im Gebüsch, das hat sich aber dann als Hirsch rausgestellt.
Erst auf der Rückfahrt haben wir dann tatsächlich eine Elefantenfamilie am Waldrand beim grasen (sagt man da so?) gesehen, zusammen mit fünf Büffeln (oder Bisons?) und da haben wir uns dann schleichenderweise angepaddelt. Ca. 200 Meter entfernt haben wir dann auf einer kleinen Halbinsel unseren Beobachtungsposten bezogen. Alles in Allem schon ein schönes Erlebnis, die Elefanten in der Wildnis schauen zwar auch nicht anders aus als die im Camp, aber es umgibt sie halt eine unsichtbare Aura der Freiheit...
Die letzte Wanderung zurück zum Ausgangspunkt war dann angeblich ein Shortcut, wir waren trotzdem nochmal fast eine Stunde unterwegs und langsam hat mir mein einer Fuß dann doch zu verstehen gegeben, dass sein Vorname eigentlich ¨linker¨ ist.
Der (sehr professionell ausgerüstete) Partner der Absatzschweizerin hat dabei noch einen Stachelschweinstachel gefunden. Auch sehr imposant.
Bei der Flussüberquerung mit dem Bambusfloss hat mich dann noch ein Inder darauf aufmerksam gemacht wo ich aufpassen und nicht hintreten soll (¨Ja, du Hirni, ich habe das Loch schließlich selber reingetreten¨) und dann sind wir auch schon wieder angekommen. Die letzten 500 Meter vom Hüttentreffpunkt bis zum Parkplatz bin ich dann allerdings barfuß gelaufen.
Aber vermutlich bin ich jetzt der einzige Mensch, der von sich behaupten kann, dass er eine 9-stuendige Dschungeltour mit zwei rechten Schuhen bestritten hat. Ich finde, das hebt mich auf Augenhöhe mit einem Reinhold Messner, Edmund Hillary, Felix Baumgartner oder halt der vor mir dagewesenen Pionier-Helden...
Zum Abendessen gab es eine Pizzalieferung aufs Hotelzimmer, zu mehr waren wir nicht mehr fähig, außerdem hat uns Mr. Unni angekündigt, dass wir am nächsten Morgen schon wieder früh aus den Federn müssen um das Tagesprogramm zu schaffen...die Fahrt zu den Backwaters steht an und das Hausboot hat nur einen sehr engen Eincheck-Slot...
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Petra (Donnerstag, 24 Oktober 2013 14:56)
Mich, du bist ein Held! Ha, Ha!
Max (Donnerstag, 24 Oktober 2013 16:23)
...allerdings wie sich jetzt herausstellt zwei rechte...
Das liegt daran, weil Du vor der Reise, dem Gott der Turnschuhe (Adihash oderso) keine Kerze geopfert hast.