GoKart und Onam

Jetzt muss ich erstmal gestehen, dass ich heute nicht arbeiten war, weil heute mal wieder Feiertag war... wie gesagt, es gibt Feiertage, die werden halt nicht in ganz Indien gefeiert, und die Firma bestimmt ob arbeitsfrei ist. Viele dieser Feiertage sind halt auch noch in der zweiten Jahreshälfte und so gesehen habe ich mit 1. Juli einen guten Startzeitpunkt gewählt...:-)

Heute ist Onam, der größte Feiertag im benachbartem Kerala, so eine Art Erntedankfest.

Hier in Karnataka spielt der keine so große Rolle, hier sind immer noch die Nachfeiern der Ganesh Chaturthi, sozusagen des Geburtstags von Lord Ganesha. Ganz habe ich dieses Ritual ehrlich gesagt auch noch nicht kapiert, die Ganesha Figuren, die auf verschiedenen Altären aufgestellt sind werden nach einer bestimmten Zeit feierlich im Wasser versenkt, das kann ein See sein, oder auch wie in Mumbai (dort wird das Fest am Größten gefeiert) im Meer. Wir waren ja zum eigentlichen Feiertag letzten Sonntag/Montag in Delhi und da kennt man das Fest zwar, aber es wird nicht wirklich gefeiert. Durch das Übergeben Ganeshas ans Wasser, kehrt er symbolisch sozusagen nach Hause zurueck. Ein paar Tage später holt man die versenkten Ganeshas dann auch wieder raus, aber ich glaube ganz ohne Zeremonie, das ist wohl eher, damit die Seen halt nicht irgendwann zugeschüttet sind... aber wie gesagt, alles ohne Gewähr, ich habe mir heute ein Buch über Hindu Mythologie gekauft, vielleicht verstehe ich ja anschließend mehr...

 

Die Jungs hatten heute natürlich Schule und deswegen war auch Aufstehen angesagt. Heute habe ich aber den Morgen sehr effektiv genutzt, ich habe mich mit Philip, einem französischem Nachbarn, für halb sieben zum Squash verabredet. Normalerweise dauert hier ein Reservierungsslot immer 45 Minuten, aber ich habe nach einer guten halben Stunde schlapp gemacht, Philip spielt erstens viel besser und läuft deswegen viel weniger und zweitens hat er gesagt, ich brauche unbedingt andere Sportschuhe, weil ich mit meinen viel zu sehr rutsche (zufaellig arbeitet er bei Decathlon einem französischem Sportartikelunternehmen..;-), deswegen war es nicht wirklich verwunderlich. Auf die Frage hin, ob er (Philip) denn trotzdem nochmal mit mir spielen würde, meinte er: ¨Klar, von ihm aus jeden Morgen...¨ naja, übertreiben wollen wir mal nicht...ich peile jetzt mal locker für kommenden Mittwoch das nächste Mal an, vorausgesetzt meine Muskelschmerzen sind bis dahin abgeklungen... aber auch dafür hat Philip einen Tipp: ¨Practice, practice, practice...¨...Jaja, ist schon gut, vive la France...dir werd´ ich´s schon noch zeigen...;-)

 

Anschließend habe ich Black Beauty zum Motorrad-Veterinär gebracht, Benedict wollte am Samstag früh seine ersten ¨Reitversuche¨ machen und ist aber leider abgeworfen worden...naja, Gott sei Dank fehlt ihm nichts, aber das Motorrad hat halt doch einige Schrammen abbekommen und laut Mechaniker muss das Vorderrad nach Chennai zum Auswuchten geschickt werden...Ende der Woche kriege ich es angeblich wieder...

 

Anschließend sind Kathrin und ich in die Stadt um für mein Maharadscha Outfit aus Delhi noch die passende Kopfbedeckung zu besorgen... diese Indien Faschingsparty ist doch erst kommenden Samstag, da habe ich mich um eine Woche vertan...

Mittagessen gab es dann im 13. Stock des Branton-Towers, auch das eine Location die man durchaus in Bangalore mal aufsuchen kann. Heute gab es anlässlich des Onam Festes ein Buffet mit überwiegend Spezialitäten aus Kerala. Diesesmal habe ich dann wenigstens bei den Vorspeisen ein bisschen aufgepasst was was ist:

 

-Paal Soup: vegetarische Suppe aus Kokosmilch und normaler Milch

-Meen Porichathu: Fischfiletstückchen in Bananenblättern (dazu gleich noch mehr...)

-Suriyani Mutton Cutlet: kleine Lamm-Fleisch-Pflanzerl

-Vazhakai Roast: geröstete Bananenstückchen

-Fee Shu Cauliflower: überbackene Blumenkohlstückchen (das ist allerdings keine Kerala Spezialität)

 

Alles musste natürlich probiert sein und deswegen ist die Hauptspeise auch ziemlich ausgefallen, erst der Nachtisch hat mich dann natürlich wieder gelockt, und da gab es was ganz Leckeres, nämlich ¨Pineapple upside down¨, eine Art Ananas Auflauf mit Vanille Sauce... dazu noch ¨Tender Coconut Souffle¨ (ein Kokosnuss-Toertchen) und ein Kügelchen Eis... so wird das nix mit der deutschen Squash-Dominanz..;-(

 

Aber was ich noch zum Meen Porichathu sagen wollte: Kathrin ißt ja keinen Fisch, also habe ich all diese herrlich eingewickelten, scharf gewürzten, einfach unglaublich leckeren Fisch/Bananenblatt Kreationen selbst gegessen. Rechtzeitig bevor ich mich an das letzte Teilchen machen konnte ist der Kellner gekommen und hat mir den Tipp gegeben, dass man die Bananenblätter eigentlich nicht mit ißt... Gott wie peinlich, das ist ungefähr so wie wenn man sich bei Domino Pizza etwas bestellt und dann den Pappkarton mit verschlingt...naja, lecker war es trotzdem und beim nächsten Mal weiß ich es...

Auf einer Schärfeskala zwischen 1 (fad) und 10 (ziemlich scharf) waren all die Vorspeisen übrigens im Bereich zwischen 12 und 15...:-). Bei den Bananen hat der Kellner schon im Vorfeld angeboten, wenn es zu scharf wäre, könnte er es zurückgeben und etwas ¨entschärfen¨ lassen, aber eigentlich war es gar nicht so schlimm... man merkt halt doch inzwischen die Monate Südindien-Küche Erfahrung...

 

Am Samstag hat Sylvie, eine von Kathrins neuen Palm Meadows Bekanntschaften, Französin und auch Mama eines Stonehill Schülers (oder sogar zwei?), angerufen und gesagt sie und ihr Sohn Damien würden zum GoKart Fahren gehen wollen und ob wir nicht Lust hätten mit zugehen... natürlich hatten wir, und es hat auch tierisch Spaß gemacht... man kauft ein Ticket für sechs Runden auf dem Parcours und anschließend kann man sich seine Rundenzeiten anschauen. Natürlich war nach den ersten sechs Runden klar, dass wir noch 2 mal sechs Runden fahren wollten und ich habe entsprechende Karten gekauft. Kathrin wäre bereit gewesen ein Ticket an Shekar abzugeben, aber der wollte nicht und hat sich lieber mit dem Fotografieren vergnügt... interessant wäre es ja schon mal gewesen gegen den eigenen Fahrer anzutreten, aber vielleicht hat er Angst gehabt, dass wir das Vertrauen in ihn verlieren, wenn er seinen Boliden in einen Reifenstapel setzt...

Noch ist Schumi (Michi) dem Vettel (Basti) ganz dicht auf den Fersen...
Noch ist Schumi (Michi) dem Vettel (Basti) ganz dicht auf den Fersen...
...aber schon in der nächsten Kurve gelingt ihm ein spektakuläres Überholmanöver...:-)
...aber schon in der nächsten Kurve gelingt ihm ein spektakuläres Überholmanöver...:-)

 

 

Gestern war dann endlich wieder einmal Jagriti angesagt, ich kriege ja schon Theater Entzug...¨Dead Man´s Cell Phone¨, ein durchaus witziges Stück über eine Frau, die vollkommen genervt von unentwegten Klingeln eines Handys schließlich selbst rangeht und dabei feststellt, dass der Besitzer und einzig anderer Bistro Gast gerade verstorben ist... kein Weltklassiker, aber nette Abendunterhaltung...

 

Achso, ich wollte noch zwei Dinge erzählen, die mir in dieser Woche in der Zeitung aufgefallen sind:

Erstens haben die Inder innerhalb kürzester Zeit einen Satelliten mit angeblich ausschließlich indischer Technologie für eine Marsmission zusammengeschraubt. Er soll Ende September von der ISRO (Indian Space Research Organisation) in Bangalore zum Weltraumbahnhof auf der Insel Sriharikota, etwas nördlich von Chennai, gebracht werden, das Launch Window ist wohl zwischen Ende Oktober und Mitte November. Es dürften in etwa 350-400 km bis dahin sein, ich habe schon ueberlegt ob das nicht mal ein lohnenswertes Motorradziel wäre. Jedenfalls bin ich gespannt, ob sie es wirklich schaffen dieses Projekt durchzuziehen, Satelliten haben die Inder ja schon zuhauf ins All befördert, aber noch nie eine derartige Mission versucht. Irgendwie schafft es mein Gehirn auch noch nicht, diese Ankündigung und das Bild, das man jeden Tag auf den Straßen zu Gesicht bekommt als zwei Facetten eines einzigen Landes zu akzeptieren, aber es heißt ja nicht umsonst ¨Incredible India¨...

 

Der zweite Artikel der mir aufgefallen ist, handelte davon, dass die Stadt Goslar Herrn Hitler die Ehrenbürgerschaft aberkennen will. Ist schon irgendwie lustig so etwas 6000 km weit entfernt in der Zeitung zu lesen und ehrlich gesagt hätte ich es gar nicht für möglich gehalten, dass es solche Ehrenbürgerschaften heutzutage überhaupt noch gibt. Es war eigentlich auch nur eine kleine Randnotiz, relativ neutral. Das Thema Hitler ist hier eh umstritten, viele halten ihn für gar nicht so schlecht, weil er halt gegen die verhassten Engländer gekämpft hat.

 

Und das Bild der Deutschen hier in Indien ist übrigens ein durchweg positives, fleißig, zielgerichtet, erfolgreich usw... hoffen wir mal, dass wir diese Stellung noch ein paar Jahrzehnte lang behalten können...

 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Max (Sonntag, 22 September 2013 21:54)

    ...dass man die Bananenblätter eigentlich nicht mit ißt...
    Hast Du dann eigendlich bei den Blättern auch schon Deinen Favoriten?
    Bei den Bananen bevorzugst Du ja die kleinen ;)