Gryffindor & Co

Gestern Abend war der erste Elternsprechabend. Obwohl, eigentlich war es mehr ein Informationsabend für die Eltern. Leider war abends ein heftigster Gewitterschauer, sodass es ein, selbst für Bangalore ungewöhnliches, Verkehrschaos gab. Das Wasser stand teilweise 20-30 cm hoch auf der Straße, es gibt ja kein vernünftiges Kanalsystem und die Two-wheeler Fahrer haben sich patschnass zwischen den Autos durchgequält. Die Nerven lagen vielfach blank, Shekar hat beim Vorbeifahren einen Mopedfahrer nass gespritzt (es ging praktisch gar nicht anders), erst gab es daraufhin ein heftiges Wortgefecht auf Kannada (unterm Fahren) und beim nächsten Verkehrsstillstand ist der Zweiradfahrer sogar abgestiegen und hat Shekar durch das offene Fenster gedroht...ich dachte wirklich er schlägt jetzt dann gleich mit dem Helm zu.

Letztendlich sind wir eine halbe Stunde zu spät gekommen, aber wir waren nicht die Einzigen. Der Informationsabend lief dann so ab, dass die verschiedenen Fachschaften (Science, Languages etc...) jeweils eine Viertelstunde Zeit pro Klasse hatten und sich vorstellten, beziehungsweise für Fragen zur Verfügung standen. Die Jungs haben ja schon mal gesagt, dass an der Schule eigentlich alle Lehrer cool sind und ich kann diese Aussage eigentlich nur bestätigen, kein Vergleich zu den oft unmotivierten Lehrern an deutschen Schulen, ich weiß, es gibt auch andere, aber wahrscheinlich ist eh das System Schuld, hier an der (Privat-)Schule hat man das Gefühl der Mensch Schüler und die individuelle Förderung stehen im Vordergrund und nicht das Durchpauken des Lehrplans. Das lässt sich allerdings auch leicht machen mit genügend Lehrern... an der Stonehill International arbeiten ungefähr genauso viele Lehrer wie am Hallertau Gymnasium Wolnzach, allerdings bei etwas mehr als 300 Schülern im Vergleich zu gut 1200...

Der Zeitplan wurde minutiös eingehalten und dazwischen war auch noch Zeit für Kaffee und Kekse und dabei ist mir die Idee für diesen Blog gekommen. Es gibt an dieser Schule nämlich genauso wie in Hogwards vier Häuser, nämlich ¨Gandhi¨, ¨Nehru¨, ¨Chawla¨ und ¨Bagendri¨. Benedict und Sebastian sind beide im Haus Chawla. Das hat mich natürlich wieder neugierig gemacht was es damit auf sich hat (also nicht mit den Häusern sondern mit den Paten):

 

Mohandas (Mahatma) Gandhi (2.10.1869 – 30.1.1948) ist ja vermutlich jedem ein Begriff, die Symbolfigur für gewaltfreien Widerstand schlechthin. Sein Beiname Mahatma stammt übrigens aus dem Sanskrit (sozusagen dem klassischen Alt-Indisch) und bedeutet ¨große Seele¨. Er ist hier auch auf jedem Geldschein, von 5 Rupees bis 1000 Rupees abgebildet und ist auch sonst ueberall praesent. Außerdem beschert er mir Anfang nächsten Monats einen Feiertag zu seinem Geburtstag...:-)

 

Jawarhal Nehru (14.11.1868 – 27.5.1964) kennt man wahrscheinlich auch noch, der erste Ministerpräsident Indiens nachdem man die Briten rausgeschmissen hat. Er ist auch der Vater einer anderen wichtigen Persönlichkeit der indischen Geschichte, nämlich Indira Gandhi, die mit dem oben erwähnten Gandhi gar nicht verwandt ist.

Ich habe mich ja vor der Abreise nach Indien auch ein bisschen mit der Geschichte Indiens befasst und unter anderem auch mit den Ereignissen die letztendlich zur Ermordung Indira Gandhis geführt haben und das kommt bei den Indern immer sehr gut an wenn sie merken dass man sich wirklich interessiert...

 

Aber jetzt stößt die Allgemeinbildung langsam an die Grenzen...Bachendri?, Chawla? Günther Jauch hätte wahrscheinlich seine Freude dran...also es handelt sich um zwei ganz tolle indische Frauen:

 

Bachendri Pal (geboren 24.5.1954) ist die erste indische Frau die den Mt. Everest bestiegen hat (am 23.5.1984)

 

und schließlich Kolpana Chawla (1.7.1961 – 1.2.2003) (das Haus hätte ich auch gewählt):

Sie war die erste indische Astronautin. Sie ist bei ihrer zweiten Space Shuttle Mission (STS 107) an Bord der Columbia ums Leben gekommen als die Raumfähre wegen eines defekten Hitzeschildes, das beim Start beschädigt worden war, beim Wiedereintritt verglüht ist (Die Älteren unter uns erinnern sich...nein, nicht die Challenger, das war ´86 kurz vor Tschernobyl, irgendwie kein gutes Jahr, ich habe damals gerade in München gewohnt, aber das ist eine andere Geschichte...;-) .

 

Soviel zu den Häusern meiner Jungs, aber jetzt kommt die große Überraschung: Ich bin auch Mitglied eines Hauses...:-) nur wusste ich das lange gar nicht. Unser indischer Firmenableger dem ich momentan (zumindest teilweise, aber das wäre jetzt zu kompliziert) nominell zugeordnet bin, auch wenn ich eigentlich mit den Leuten fast nichts zu tun habe, hat seine Belegschaft auch in vier ¨Häuser¨ oder vielleicht besser Gruppen unterteilt. Die Namen lauten: Prithvi, Vayu, Agni und Aakash. Das sind durchweg Begriffe aus dem Sanskrit und bedeuten in der Reihenfolge: Erde, Luft, Feuer und hmm, vielleicht Äther, der Raum, der alles umgibt. Um alle Elemente die sich im Äther aufhalten komplett zu haben fehlt noch Jala, das Wasser, aber wahrscheinlich muss da erst noch die Belegschaft aufgebaut werden um eine neue Gruppe zu eröffnen... mich hat man zur Gruppe Vayu dazugeschlagen, eine echte Luftnummer also..;-)

Die Gruppen können im Laufe des Jahres Punkte sammeln, z.B. hätte man am Tag vor dem Unabhängigkeitstag punkten können wenn man in den indischen Nationalfarben gekleidet erschienen wäre, nur arbeite ich ja eh nicht in dem Büro...

Ich weiß es nicht genau, aber mein letzter Stand war, dass Vayu sich auf dem dritten Platz befindet...da müssen wir uns noch ein bisschen anstrengen wenn wir am Ende des Jahres einen Preis bekommen wollen...

So und fuer alle die jetzt Appetit auf Sanskrit bekommen haben: http://www.odinring.de/sanskrit/worte.htm

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Kommentare: 2
  • #1

    Andrea (Mittwoch, 04 September 2013 22:55)

    Ihr könnt Ende des Jahres immer noch den Quidditsch-Cup gewinnen, dann seid ihr auf alle Fälle Erster (immer schön den Schnatz fangen!)
    Liebe Grüße
    Andrea

  • #2

    Swathi Iyer (Montag, 16 September 2013 06:15)

    Ich bin echt überrascht mit die Namen für die Häuser in der Schule! Gandhi und Nehru sind common aber Bachendri Pal und Kalpana Chawala, wow! Hats off to the school!