Nackerte..;-)

Dass ich heute zum zweiten Mal beim FRRO war, diesesmal mit Familie, kann man in Kathrin´s Blog lesen (siehe Links). Zu erwähnen ist vielleicht noch, dass ich zum Abholen der Bescheinigungen ja mit der Enfield gefahren bin und da bin ich mächtig stolz darauf, weil ich a) hingefunden habe...:-) und b) zur Heimfahrt in der Rush Hour eine halbe Stunde gebraucht habe, mit dem Auto waren wir letztens eineinviertel Stunden unterwegs...

Anderseits macht mir das Motorrad gerade etwas Ärger, weil es unter Öl-Inkontinenz leidet, es ist nicht viel, aber es tropft halt ein bisschen. Ich habe das natürlich beim Service beanstandet und sie haben einige Schrauben nachgezogen und gesagt ich solle es weiter beobachten, aber es ist nicht besser geworden, d.h. ich werde wohl in den nächsten Tagen nochmal die Enfield Werkstatt aufsuchen müssen... 

So, was hat es jetzt aber mit den ¨Nackerten¨ auf sich...wie gesagt waren wir ja letztens im Bangalore Palace und sind da durch die verschiedenen Räumlichkeiten marschiert, es gibt die Empfangs- und Veranstaltungsräume für die Öffentlichkeit, aber eben auch die Privatbereiche des Maharadschas und der Maharani. Der letzte Maharadscha in Amt und Würden war der Herr Jayachamaraja Wodeyar bis 1950 als halt dann endgültig Schluss war mit den Fürstentümern in Indien. Er und auch sein Vorgänger, sein Onkel Krishna Raja Wadiyar IV waren Freunde und Förderer der Kunst und Freunde der Jagd, sie konnten es sich auch leisten, vor allem der Onkel war wohl einer der reichsten Inder zu seiner Zeit...


Und so hängen an den Palastwänden jede Menge sehr interessanter s/w Fotos von Großwildjagdgesellschaften am Anfang des letzten Jahrhunderts mit Gästen aus aller Welt, Tigertreibjagden in Ooty (einer Hillstation die ich unbedingt auch noch besuchen möchte) usw. 


Oder jede Menge Kunstwerke, hauptsächlich Gemälde mit den indischen Gottheiten als Motiv, aber auch Replika westlicher Kunstwerke, und dann kommt man eben in ein Treppenhaus und da hängen lauter Nackerte...das ist umso überraschender, weil zumindest im heutigen Indien Nacktheit, Erotik, Sex in der Öffentlichkeit gar nichts verloren haben, die Zeiten des Kamasutra sind längst vorbei... Diese Woche haben sie zwar im Vormittagsprogramm im TV Rambo gezeigt, damit hat keiner ein Problem, aber man wird im indischen Fernsehen (oder Kino) wohl nie eine nackte Frauenbrust o.ä. sehen, diese Szenen werden penibel rausgeschnitten und alles was verbal anstößig sein könnte wird ausgepiept, bzw. im Untertitel (hier laufen praktisch alle englischsprachigen TV-Filme mit englischen Untertiteln) mit Sternchen ausgeblendet...F*** you...;-)

Ich dachte ja immer die Amis hätten eine Meise, aber auch hier schaffen es die Inder noch einen draufzulegen...(ui, hoffentlich hat das der Obama jetzt nicht wieder gelesen...)

Und dann kommt man eben in diesen Bereich und in dem Umfeld fällt so was halt dann schon auf.


Außer den Bildern gibt es auch noch diverse Einrichtungsgegenstände die aus Jagdtrophäen gebastelt worden sind, so zum Beispiel Hocker aus Elefantenfüssen, eine Vase aus einem Rüssel...und natürlich den Elefantenkopf an der Wand, abscheulich, aber es gibt ja auch bei uns noch Leute, die sich Schädel von Tierkadavern an die Wand nageln...


 

Ansonsten ist vielleicht noch interessant, dass auch die Technik einen Maharadscha begeistern kann, 1903 kam das erste Auto nach Mysore, allerdings ein Peugeot... und 1905 war Bangalore die erste indische Stadt mit elektrischer Straßenbeleuchtung (ich habe manchmal das Gefühl, das ist heute noch die gleiche Verkabelung).

 

Apropos Elektrizität, gestern gab es wieder mal einen Stromausfall nach dem anderen. In Palm Meadows gibt es ja ein Notstromaggregat, das dann übernimmt wenn der Strom ausfällt aber nur für das Licht und bestimmte Steckdosen an denen nur Niedrigstromverbraucher angesteckt werden können (also Laptop geht, aber keine Aircondition). Bis das Aggregat übernimmt dauert es aber ein paar Sekunden, manchmal auch Minuten, wenn dann der Strom wieder kommt schaltet es scheinbar wieder zurück mit dem gleichem Effekt. So hatten wir gestern mal über Stunden die Situation: Strom da, Strom weg, Strom da, Strom weg usw. und das im Minutentakt, teilweise noch kürzer, man konnte sich noch nicht mal eine Tasse Kaffee machen, geschweige denn im Internet unterwegs sein...dann läuft alles wieder tagelang stabil...

Fazit: Dieses Land hört nicht auf immer wieder herauszufordern, in den verschiedensten Situationen und es bleibt einem nichts anderes übrig als diese Herausforderungen anzunehmen. Leider ist man nicht immer gleich stark und gleich gerüstet diese Herausforderungen zu meistern und manchmal sehne ich mich schon mal wieder nach deutschen Verhältnissen. Und im nächsten Moment bekommt man dann wieder soviel zurück, Indien ist wahrscheinlich wirklich mit keinem anderem Land vergleichbar...

Heut´ hätt´ ich aber gerne eine warme Leberkäsesemmel g´habt, letztens hat mir einer erzählt auch die gäbe es in Bangalore zu kaufen, man muss nur wissen wo...so dringend war es jetzt aber auch wieder nicht...und diese Art von Gelüste kann man in der Regel aussitzen...

 

Und noch ein kurzer Ausblick in die nahe Zukunft: Wir planen in gut 2 Wochen ein 4-Tage Wochenende in Dehli und Agra zu verbringen, ich habe heute mal mit der Reiseplanung angefangen. Wenn es klappt geht einer meiner Kindheitsträume in Erfüllung, seit ich das erste mal ein Foto gesehen habe möchte ich den Taj Mahal in Natura erleben, in meinen Augen eines oder vielleicht sogar das schönste Gebäude der Welt und natürlich ein Symbol der Liebe, auch wenn man wahrscheinlich Realist genug sein muss um sich vorzustellen wieviel Blut und Tränen beim Bau geflossen sind. Man kann ja alle möglichen Geschichten lesen, z.B. das man die Bauarbeiter nach der Fertigstellung verstümmelt und die Bauleiter ermordet hat, damit man kein zweites Bauwerk dieser Art anfertigen kann...wahrscheinlich liegt die Wahrheit wie so oft irgendwo zwischen Mythos und Legende, jedenfalls bin ich auf meine Empfindungen gespannt, vielleicht wird es auch eine Riesenenttäuschung....

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Jürgen (Donnerstag, 22 August 2013 12:13)

    Hi Michi,
    die Öl-Inkontinenz ist ein Erbe der britischen Motorradbaukunst. Die Kisten haben immer geleckt. Es hiess, wenn die Motoren aufhören zu lecken, gehen sie demnächst hopps.
    Das indische Ingenieursfähigkeiten viel verbessert haben, wage ich zu bezweifeln. Aber wer weiss.
    Viele Grüße aus dem schönen Manching,
    Jürgen
    PS: Immerhin ist gutes Wetter