Mysore

9.8. - .11.8.

Aber vor der Fahrt nach Mysore kommt erst mal der Kennenlerntag in der Stonehill International School. Pünktlich mit sogar etwas Zeitpuffer sind wir von zuhause weggekommen, allerdings hat Shekar wohl etwas ungenaue Fahranweisungen von einem Freund bekommen (in Indien läuft ja vieles über mündliches Nachfragen, Erklären etc., richtige Adressen gibt es ja kaum, nur ¨Landmarks¨ ) so dass wir letztendlich dann doch etwas zu spät gekommen sind. War aber nicht schlimm, wir sind halt mitten in die offizielle Ansprachen reingeplatzt, aber das Wichtigste, das Vorstellen des Lehrerkollegiums sowie die Einteilung der Klassen war erst anschließend. 

Sebastian ist in die M3A eingeteilt worden (10 Schüler!) und Benedict in die M4B (12 Schüler!). Für die Kids gab es dann eine Besichtigungstour mit den neuen Klassen und wir Eltern durften uns am Schuluniform Stand vergnügen, eine Atmosphäre wie bei Aldi am Wühltisch, bis sich rausgestellt hat, dass man eh nix mitnehmen konnte und die vorhandenen Klamotten nur zum Probieren waren. Kurz nach vier war dann der Zauber auch schon vorbei und wir konnten uns auf den Weg nach Mysore machen. Dummerweise mussten wir einmal komplett um Bangalore rum und der Verkehr ist um diese Zeit noch weniger spaßig als sonst.

 

Somit war es dann auch schon halb neun als wir das ca. 150km entfernte Mysore erreicht hatten. Einchecken im Fortune JP Palace und dann noch raus zum Abendessen. Ich konnte meine Familie überzeugen, dass wir nicht ins Hotelrestaurant gehen sondern noch ein bisschen ¨Mysore-Luft¨ schnappen. Die war aber erstmal genauso Kohlenmonoxid verseucht wie in Bangalore, aber schließlich hat uns ein TucTuc Fahrer dann doch noch zu einem netten Dachterrassen-Restaurant gebracht, ein bisschen schmuddelig aber nett.

Samstag früh wollte ich mich dann gleich zum Wachwerden in die Hotel Pool-Fluten werfen, wurde aber um 5 vor 7 von dem Hotelpersonal darauf aufmerksam gemacht, dass der Pool erst um 7 öffnet...so sind sie die Inder, am Abend haben sie sich vor lauter ¨Namaste-Freundlichkeit¨ überschlagen und am Morgen kommt dann doch der Korinthenkacker wieder zum Vorschein. Also, erst mal eine Tasse Kaffee und dann ins nasse Vergnügen.

Anschließend leckeres Fruehsteuck u.a. mit Idli und verschiedene Chutneys, Idli ist so eine Art Reis-Pflanzerl (eigentlich nur das Trägermaterial, ähnlich wie die Weisswurscht) und Chutney sind die dazu passenden Geschmäcker (also der Hausmacher-Senf...).

Um neun sind wir dann aufgebrochen um unser strammes Programm zu erledigen. Erster Anlaufpunkt: Mysore Palace, fertiggestellt 1912 nach sieben Jahren Bauzeit. Der vorher vorhandene Holzpalast ist leider den Flammen zum Opfer gefallen. Bevor wir aber rein durften mussten wir noch eine halbe Stunde warten bis er seine Pforten öffnete. Wir sind uns in diesen 30 Minuten ein bisschen vorgekommen wie Hollywoodstars vor der Oscarverleihung. Jeder wollte sich mit uns fotografieren lassen, und nachdem sich die ersten getraut haben zu fragen und das Eis gebrochen war ging es auch Schlag auf Schlag. Shekar hat sich in der Zwischenzeit netterweise um die Eintrittskarten angestellt. Vor dem Betreten des Palastes mussten wir aber erstmal wie bei einem Tempel die Schuhe ausziehen bzw. an der ¨Schuh-Gaderobe¨ abgeben. Im Palast war dann leider fotografieren verboten und das wurde auch sehr streng überwacht. Leute die erwischt wurden wenn sie mit dem Handy Aufnahmen machten mussten vor den Augen der Security die Bilder wieder löschen, ob sie sonst noch bestraft wurden, weiß ich nicht. Der Palast ist aber auf jeden Fall einen Besuch wert. Noch dazu gibt es sehr unterhaltsame und kurzweilige Audioguides auszuleihen. Man kann sich bildhaft vorstellen wie der Maharadscha mit seinem Gefolge auf dem Elefanten in den Innenhof geritten kam.

Im ersten Stock gibt es einen nach vorne offenen Saal, wo sich der Herrscher dem Volk zeigen konnte. Das hat mich so ein bisschen an Sandalen-Filme aus dem alten Rom erinnert. Rings um den Palast gibt es dann noch jede Menge Tempel, der Interessanteste machte allerdings als wir raus kamen gerade ¨Mittagspause¨, die Tempel schließen öfter tagsüber für einige Stunden ihre Pforten.Beim Spaziergang durch die Palastanlage haben wir aber dann Elefantenreiten entdeckt und das wollte ich ja schon machen seit ich das erste Mal in Indien war...also 200 Rupetten pro Nase löhnen und rauf auf den Dickhäuter...

 

Nächster Programmpunkt: Chamundihill, wie der Name sagt ein kleiner Berg vor den Toren von Mysore. Unser Programmzusammensteller und persönlicher Guide war übrigens natürlich Shekar. Er hat uns auf den Hügel raufgefahren und aussteigen lassen, runterwaerts sind wir dann über 800 Treppenstufen gestiegen. Dazwischen aber ein Besuch im Chamundeshwari-Tempel oben auf dem Hügel. Dank eines kleinen Trinkgelds konnten wir auch mal wieder die Schlange vor dem Opferaltar by-passen..that´s India...Ansonsten ist bemerkenswert, dass es auf dem gesamten Hügel sehr viele Affen gibt, man muss also auf all seine Sachen ziemlich acht geben, und die tolle Aussicht, die man runterzu auf Mysore hat. Auf halber Strecke sitzt dann noch ein Nandi, der omnipraesente Bulle und Diener Shivas. Unten hat uns dann auch ein Affe auf unserem Autodach empfangen. Viele Hindus gehen übrigens die Treppe nach oben, was eh schon schweißtreibend ist, und dann noch mit einer kleinen ergänzenden Schwierigkeit, sie machen nämlich auf jede Stufe einen farbigen Punkt...wahrscheinlich tut ihnen dann oben aber das Kreuz ziemlich weh...

 

Nachdem wir (bzw. Shekar) den Affen verscheucht haben, sind wir zu einem weiteren Tempel gefahren (Südindien ist nunmal für die Tempel berühmt...) ca. 20 km außerhalb von Mysore, dem ca. 750 Jahre alten, aus Stein gemeiselten Kesava Tempel. Sehr beeindruckend, innen wie außen, gerade als der Tempel zugemacht hat, hat es ziemlich heftig angefangen zu regnen, wir konnten uns aber in den Eingangsbereich retten, Sebastian ist schon etwas voraus gewesen und hat ca. 30 Meter weiter unter einem imposanten Baum Unterschlupf gefunden. Das hat aber Shekar keine Ruhe gelassen, so dass er in heftigstem Regen ruebergerannt ist und Sebastian holen wollte, bzw. ihm dann Gesellschaft geleistet hat...

Als wir dann wieder zurück waren sind wir gerade noch rechtzeitig zur Palastbeleuchtung gekommen, 90 000 Glühbirnen illuminieren die Bude eine Stunde lang, schaut schon toll aus, hat aber auch so ein bisschen was von Walt Disney...

Am Samstag Abend haben wir uns dann auch mit dem Hotelessen zufrieden gegeben und festgestellt was für ein geiles Dachrestaurant unser Hotel eigentlich hatt..warum in die Ferne schweifen...

 

Sonntag wieder relativ früh raus, diesesmal allerdings ohne Pool, der Reiseleiter hatte für diesen Tag erstmal den Mysore Markt auf dem Plan, allerdings sind wir vorher noch zu einer Holzschnitzerei gebracht worden, so wie ich mitbekommen habe wohl irgendwie entfernte Verwandtschaft von Shekar, schliesslich ist er ja auch geschäftstüchtig, wir haben auch brav ein Türschild als Einlegearbeit in Rosenholz bestellt...Lieferung innerhalb der nächsten 15 Tage..schaun mer mal.

Dann zum Markt sehr toll, wie überhaupt die großen Märkte hier, allerdings ist etwas negativ aufgefallen, nämlich dass manche fliegende Haendler etwas aufdringlicher und penetranter sind als auf den Märkten in Bangalore, man merkt halt, dass Mysore ein Touristenmagnet ist. An einem Stand, an dem verschiedene Duftessenzen und selbstgemachte Raeucherstaebchen verkauft wurden haben wir uns dann länger aufgehalten, zum einen haben sie uns gezeigt wie man Raeucherstaebchen handfertigt und dann natürlich alle möglichen Düfte vorgeführt. Es war sehr unterhaltsam, vor allem weil der eine der beiden jungen Männer einige bayrische Ausdruecke fast Akzentfrei zum Besten geben konnte, angeblich von Touris gelernt: ¨Servus / Habe d´Ehre / Prost / Basd, sitzt, wackelt und hat Luft¨ und selbst das berühmt berüchtigte ¨Oachkatz´l Schwoaf¨, wobei der dann doch etwas gebrochen rüberkam...wir haben natürlich auch brav etwas (wahrscheinlich total überteuert) gekauft, aber in diesem Fall war es der Spaß mit Sicherheit wert.

Bemerkenswert war dann auch noch eine Kuh, die im Außenbereich des Marktes seelenruhig umher marschiert ist und auch diverse Gemüsehändler unruhig gemacht hat...

 

Wir sind dann zum Brindavan Garten am Krishna Raja Sagara Damm gefahren. Der Stausee, der den Fluss Kaveri aufstaut bildet die Hauptwasserversorgung von Bangalore, vier Pipelines führen von da zur Stadt. Leider durften wir nicht auf den Damm rauf, weil das ganze Land momentan wieder mal anlässlich des am kommenden Donnerstag stattfindenden Unabhängigkeitstags in erhöhter Sicherheitsbereitschaft ist und wie uns der Security Mann gesagt hat ist der Damm halt eine der absolut zu sichernden Einrichtungen. Übrigens merkte ich schon am Donnerstag als ich meine Familie vom Flughafen abgeholt habe die erhöhten Sicherheitsvorkehrungen.

Aber auch der Park ist schon sehenswert. Auf dem Weg dorthin sah man auch jede Menge anscheinend ganz neu in terrassenform angelegter Reisfelder irgendwie erstaunlich wie sie das ganze Jahr das Wasser herkriegen, Reisanbau braucht doch soviel, dachte ich...hmm, vielleicht muss ich da mal nachschauen wenn die Regenzeit zu Ende ist...

Der nächste Punkt auf der Shekar´schen Reiseliste wäre eigentlich ein Wasserfall gewesen, aber wir haben ihn gefragt ob man denn nicht irgendwohin kurz zum Baden gehen könnte...natürlich wusste er etwas... und auf dem Weg dorthin hat er mich gefragt ob ich denn ein kühles Bier mitnehmen wolle, die Inder machten das auch so, wenn sie da zum Baden gingen...ach Shekar, du bist ein Engel...:-)

Dieses indische Naturschwimmbad am Kevari Fluss stellte sich dann auch als absolutes Erlebnis raus, wir Bleichgesichter waren natürlich die Attraktion und jeder wollte wenigstens wissen wo wir herkommen und wie wir heißen, zig-hilfreiche Hände beim Er- und Überklettern der Felsen, toll, bei uns unvorstellbar, ein Mann kam gar zu mir her und hat mich gefragt ob er mich umarmen dürfe, hat er dann auch gemacht...strange, ungewohnt, unglaublich...incredible India.

Allerdings haben halt auch da die Leute absolut kein Umweltbewusstsein, so ist es ganz normal, dass sich die Leute mitten im Fluss einseifen und die Haare waschen, oder auch das Moped zum Waschen reinfahren...aber dieses Erlebnis war wirklich Indien echt und pur...unvergesslich.

Leider mussten wir zwecks fortgeschrittener Stunde allerdings dann auf den Wasserfall verzichten, aber das holen wir halt beim nächsten Mal nach, spätestens beim Dussehra Fest, das heuer wohl im Oktober stattfindet. Ich habe letztens in der Zeitung gelesen, dass sich momentan aus dem südlicheren Indien gerade Elefanten nach Mysore aufmachen um dort dann zu diesem Fest hin abgerichtet werden. Darüber aber zu gegebener Zeit eventuell mehr...

 

Dank des Rückreise Verkehrs waren wir dann auch erst nach halb elf zuhause und das obwohl die Jungs heute früh um halb sechs aufstehen mussten (wir natürlich auch) um rechtzeitig den Schul-Bus zu erwischen, der Palm Meadows um 6:20 verlässt. So war heute also der erste richtige Schultag, ich habe mir Urlaub genommen und Kathrin und ich sind auch etwas später als die Jungs zur Schule rausgefahren um die bestellten Schuluniformen abzuholen und am ¨Eltern-Begruessungskaffee¨ teilzunehmen. Zu letzterem waren wir allerdings mal wieder zu spät, wir hätten vielleicht erst Kaffee trinken sollen und anschließend Klamotten holen...naja, was soll´s...jedenfalls haben die Kinder nach dem ersten Tag keinen schlechten Eindruck, es ist nur, Zitat:¨ Schon ziemlich anstrengend den ganzen Tag Englisch zu hören¨ und Hausaufgaben haben sie auch noch...ich denke ein paar Wochen Eingewöhnung, dann machen sie das mit links...außer vielleicht das frühe Aufstehen, der ¨Early-Bird¨ war noch nie ihr Freund...

 

So, wer bis hierher durchgehalten hat, hat sich aber wirklich ein paar Fotos verdient, wobei ich das Gefuehl habe mein Handy macht zunehmend (noch) schlechtere Fotos...also qualitativ, für die Motive bin ich schon selbst verantwortlich...

 

Und noch was in eigener Sache, ich merke zunehmend wie humorvoll die Inder eigentlich sind, bzw. auf meiner Wellenlaenge liegen, also humortechnisch, für mich ist Lachen doch so wichtig und ¨Lebensqualität steigernd¨. Es gelingt mir immer öfter in diversen Alltagssituationen aus dem höflichem Anstandslaecheln der Inder ein herzhaftes Lachen zu machen (zumindest ist das Kathrin so aufgefallen) und das finde ich zum Einen richtig gut und zum Anderen ist das auch für mich ein weiterer Schritt in Richtung ¨endgültig Ankommen¨...

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Kommentare: 1
  • #1

    Annemarieke (Montag, 12 August 2013 21:22)

    Die bilder sind super!
    Danke schon!!!