Jetzt bin ich also da. Endlich. Die Abreise war diesesmal anders als die letzten Male wenn ich Richtung Indien aufgebrochen bin, diesesmal geht es nicht um einen 14 Tage Workshop, diesesmal geht es um einen neuen Lebensabschnitt (ok, Abschnittchen…). Der Gedanke, dass ich in drei Wochen bereits eine Dienstreise in die Heimat habe und natürlich der Gedanke,
dass der Rest der Familie in gut fünf Wochen nachkommt mindert zwar die Angst etwas vergessen zu haben, aber trotzdem…
Der Flug war denkbar unspektakulär, A380 Business halt..;-) , Chateauneuf du Pape Flatrate, viel mehr Essen als meinem Körper guttut usw…
In Dubai habe ich in der Lounge einen netten Menschen getroffen, einen jungen Luft-und Raumfahrt Ingenieur, der nach seinem Studium nach Shanghai gegangen ist, dort Arbeit und Frau kennengelernt hat und nachwievor dort lebt…cool. Übrigens die Außentemperatur in Dubai war bei Ankunft um Mitternacht schlappe 34 Grad…
Bei der Ankunft am nächsten Morgen in Bangalore war ich, wie üblich, ziemlich übermüdet, der Fahrer in die Stadt war, wie üblich, ziemlich gesprächig, aber wieder so herzhaft offen und nett, dass man gerne sein Bedürfnis zu schlafen noch ein bisschen zurückstellt. Dann die Ankunft in Palm Meadows, aber diesesmal eben nicht im Hotel sondern in meinem neuen zuhause. Aditya, der Bruder meiner Vermieterin die den Sommer in USA verbringt, kam nach einem kurzen Anruf und hat mir die Schlüssel gebracht, leider hatte er nicht lange Zeit, weil er zurück ins Office musste. Tja, da stand ich nun, einsam und verlassen, nicht wie gewohnt im Hotel wo tausend Menschen sich überschlagen dir was Gutes zu tun, aber erstmal ein paar Stunden ruhen und "ankommen". Dann Treffen mit dem Kollegen, der nach zweieinhalb Jahren nach Hause geht, zufällig kam gerade sein Internetprovider um die letzte Rechnung zu kassieren (in Indien läuft vieles mit Barbezahlung) und ich habe natürlich die Gelegenheit genutzt mein Bedürfnis nach Internet kundzutun…und schon hat es sich aufgetan, das Gesicht des "Incredible India". Er hat gesagt er kommt in ca. einer halben Stunde bei mir vorbei (zur Erinnerung, es war bereits Freitagabend…) und eine weitere halbe Stunde später hatte ich Internet, bisschen "fliegende Verkabelung", bisschen Improvisieren, aber es funktioniert.
Abends dann Abendessen mit noch weiteren Kollegen, teilweise mit Familie, auf Projektkosten, na was will man mehr…
Heute morgen habe ich dann offiziell mein Auto samt Chauffeur übernommen und Shekar (so heißt er) stellt sich wirklich als absoluter Glücksfall raus:
-Gas for cooking? No problem…
-Bottled drinking water? No problem…
-TV box? No problem…
-Daily newspaper? No problem…
usw…
So haben sich den ganzen Vormittag jede Menge Handwerker und Dienstleister an die Arbeit gemacht um mir die nötigen Basisleistungen bereitzustellen. Dazwischen war noch der Mann meiner Landlady da (er ist gerade in Indien) um einige Formalitäten zu erledigen und mir ein paar Dinge des Haushalts zu erklären (How to use the water-purifier, the aircondition and so on..)
Ich habe übrigens für all die Dienstleistungen nicht eine einzige Unterschrift geleistet oder einen Vertrag abgeschlossen. Was geleistet wird wird anschliessend bezahlt, Rechnungen für Dienste wie Internet oder Strom etc. werden monatlich in den Briefkasten geworfen und anschliessend auch bar bezahlt.
Am Nachmittag bin ich dann mit Shekar in die Stadt gefahren. Mein Privatlaptop hat leider bereits in Deutschland aufgegeben, Probleme mit dem Power-Input. Er hat mich zu einer Computer-Reparatur Firma gebracht, irgendwo in einem Hinterhof, den kein Mensch freiwillig betreten würde, aber die Leute alle kompetent, haben auch gleich das Problem erkannt und gesagt sie würden am Montag mehr sagen können, aber dass es schon mindestens 350 Rupees kosten würde…(gut 5 Euro…)..schaun mer mal…
Dann noch einkaufen (hauptsächlich Bier für den Abend :-) und nach Hause, Füsse hochlegen, schauen was mein neues Fernsehprogramm so draufhat…aber es dauert nicht lange und es klingelt schon wieder. Ratna, eine junge Inderin will sich als Maid bewerben. Sie kann zwar nicht lesen und schreiben (was nicht so ungewöhnlich ist) aber spricht sehr gut Englisch (was durchaus bei Maids nicht selbstverständlich ist) weil sie die letzten Jahre in einem englischem Haushalt war. Ich habe also unverhofft und unvorbereitet mein erstes Vorstellungsgespräch als Arbeitgeber geführt und mich ganz professionell nach Referenzen, Fähigkeiten, Gehaltsvorstellungen etc. erkundigt…und mich dann (noch professioneller) mit einem "Don't call me, I'll call you…" verabschiedet…mal schauen, der Eindruck war gut, aber ich muss mich erstmal schlau machen was so üblicherweise bezahlt und geboten wird…und ausserdem muss ich mich erstmal an meinen ersten Angestellten Shekar gewöhnen…
So, und jetzt gibt es noch (mindestens) eine Halbe Kingfisher in T-shirt und kurzen Hosen auf dem Balkon, Rock-Antenne im Internet-Radio…
Achso, apropos Wetter, gestern hatte ich mal Monsunregen erlebt…schon toll, ohne Regenschirm dauert es etwa 10 Millisekunden bis man vollkommen durchnässt ist, aber es ist dann auch bald wieder vorbei, etwa so wie bei uns zuhause ein heftiger Gewitterschauer, nur ohne Gewitter halt…heute hat es gar nicht geregnet, nachmittags kam sogar die Sonne raus, und die Temperaturen sind mit ca. 25 Grad (Tag und Nacht) sehr erträglich.
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Oma (Sonntag, 30 Juni 2013 17:35)
Danke für den Bericht, weiterhin alles Gute
Mam
Phöbe (Sonntag, 30 Juni 2013 23:48)
Das hört sich super spannend an. Gutes Ankommen und Einleben!
Viele Grüße aus dem ordentlichen München
Phöbe
Petra (Donnerstag, 04 Juli 2013 09:42)
Hi Michi, schön, daß du gut angekommen bist! Das die Gefühle in Indien Achterbahn spielen ist in Indien normal. Da wirst du noch oft an deine Grenzen( auch positiv) kommen, aber auch zur innerlichen Ruhe. Lass dich ein in den Zauber Indiens und du spürst das LEBEN!
Das wünsche ich dir von ganzem Herzen und es ist doch alles No Problem, yes, yes, yes!
Liebe Grüße aus der kalten Heimat
Petra N.